SURVector: One-Health Überwachung und Monitoring von Vektoren auf Krankheitserreger
Zusammenfassung
Zecken und Stechmücken können als Vektoren Infektionskrankheiten übertragen. Im Projekt SURVector bauen wir ein bundesweites Stechmücken-Monitoring und Zecken-Monitoring auf. Ziel des Projekts ist es, eine One-Health Überwachung für neu auftretende Krankheitserreger einzurichten, in welcher Stechmücken und Zecken gesammelt und auf relevante Krankheitserreger untersucht werden.
Projektbeschreibung
Zoonosen sind Infektionskrankheiten, die wechselseitig zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können. Etwa 60 Prozent aller menschlichen Infektionskrankheiten weltweit gehen auf zoonotische Erreger zurück. Das Risiko für die Ausbreitung neuer Zoonosen steigt mit der Zerstörung und Veränderung natürlicher Lebensräume durch den Menschen. Diese neuen Zoonosen stellen ein erhebliches Risiko für die öffentliche Gesundheit dar, da sie epidemisches Potenzial besitzen und kaum diagnostische und therapeutische Gegenmaßnahmen vorhanden sind.
Im Mittelpunkt dieses Projekts stehen durch Stechmücken übertragene West-Nil-Viren, sowie durch Zecken übertragene Borreliose-Bakterien und Krim-Kongo-Hämorrhagisches-Fieber-Viren. Die Aktivitäten im Rahmen des Projekts umfassen die österreichweite Sammlung und Beprobung von Vektoren (Krankheitsüberträger), die Artenbestimmung und das Erregerscreening, den Ausbau von Kapazitäten in den Labors und den Aufbau einer nationalen Vektorendatenbank für eine gemeinsame Nutzung von Vektordaten. Dadurch sollen Einträge neuer Vektorarten und neuer Krankheitserreger nach Österreich früher erkannt und die geographische Ausbreitung von Vektoren und Erregern, die bereits im Land vorkommen, kontinuierlich überwacht werden.
Zwischenergebnisse

Zecken
Im Jahr 2024 wurden insgesamt 1.420 Zecken von uns mikroskopisch untersucht. Der Großteil der Zecken gehörte dem Genus Ixodes an (86,5 %), gefolgt von Dermacentor-Zecken (11,3 %), Haemaphysalis-Zecken (1,6 %) und anderen Zecken-Arten (0,6 %).
1.411 Zecken wurden auf Borrelien untersucht. Davon waren insgesamt 19,8 % positiv. Die human-relevanten Ixodes-Zecken zeigten zusammengefasst eine Infektionsrate von 22,5 %.
2024 erhielten wir bereits 11 Meldungen aus der Bevölkerung, welche wir als Hyalomma-Zecken bestätigen konnten. Der Großteil dieser Zecken wurde aus Kroatien eingeschleppt. Acht dieser Zecken wurden uns bisher für Analysen zugesandt und auf Krim-Kongo Hämorrhagisches Fieber Virus (CCHFV) und Rickettsien untersucht. In keiner wurde das CCHFV nachgewiesen, jedoch waren drei (37,5 %) positiv für Rickettsia aeschlimannii.
Stechmücken
2024 wurde erstmals ein österreichweit einheitliches Monitoring-Programm zur Überwachung von West-Nil-Virus (WNV) in Stechmücken durchgeführt. Hierzu wurden an 68 Standorten zweimal pro Monat, von Mai bis Oktober, Fallen aufgestellt. Die gefangenen Individuen wurden auf ihre Art bestimmt und auf das Vorhandensein von WNV untersucht. Insgesamt konnten 7.927 Stechmücken gefangen werden, die meisten waren Cx. pipiens/torrentium, der wichtigste Überträger des WNV in Europa. Die Stechmücken wurden in 1.364 Pools zusammengefasst und in drei Pools wurde WNV nachgewiesen. Die positiven Proben stammen von Anfang August aus Eisenstadt (Burgenland; zwei Nachweise) und aus dem Lobmingtal (Steiermark).
Die Haupt-Zielart für dieses Monitoring, die gemeine Hausmücke Cx. pipiens/torrentium war mit 75 % mit Abstand die häufigste gefangene Stechmückenart. Da dieser Artkomplex die wichtigsten Vektoren für das WNV in Europa sind, sind hohe Fangzahlen dieser Art essenziell für den Erfolg einer WNV-Überwachung in Stechmücken.
Aedes vexans, die zweithäufigste Art, ist ein typischer Vertreter der Überschwemmungsgelsen. Die Weibchen legen ihre Eier in trockenliegende Überschwemmungsgebiete, vor allem in Auwäldern, wo diese oft über mehrere Jahre ohne Wasser überdauern können. Wenn nach einem Hochwasserereignis die Eier überflutet werden, kommt es zu einem Massenschlupf der Larven. Dies zeigte sich auch in dieser Studie, wo Ae. vexans in hoher Zahl Anfang Juli und Anfang Oktober gefangen wurde, jeweils nach stärkeren Überflutungsereignissen.
Ebenfalls noch relativ häufig wurde Cx. modestus gefangen, die vor allem im Spätsommer stärker auftrat. Diese Art ist ebenfalls eine wichtige Vektorart für das WNV. Als Brutgewässer werden flache, sonnige Gewässer, oft mit reicher Vegetation, bevorzugt, die auch einen etwas erhöhten Salzgehalt aufweisen können. Diese Art wurde in hoher Zahl in Illmitz, nahe dem Neusiedlersee gefunden, wo sie ideale Bedingungen vorfindet.
In diesem ersten Jahr einer österreichweit einheitlichen WNV-Überwachung in Stechmücken konnte in Zusammenarbeit mit den beteiligten Landessanitätsdirektionen und einigen Freiwilligen ein Netzwerk an Fallenstandorten erfolgreich etabliert werden. Die Haupt-Vektoren konnten gezielt gefangen werden. Für eine höhere Nachweisrate von WNV in den Stechmücken wäre jedoch eine insgesamt höhere Fangzahl an Individuen notwendig. Für 2025 ist daher eine Anpassung der Fangtermine geplant, sodass diese konzentrierter in der Haupt-Aktivitätsphase der Stechmücken liegen. Des Weiteren sollen Fallenstandorte mit besonders niedrigen Fangzahlen nach Möglichkeit verlegt werden.
Jahresbericht 2024 zum österreichweiten West-Nil-Virus Monitoring in Stechmücken
Saisonaler Verlauf der mittleren Anzahl der gefangenen Stechmücken (nur Weibchen) pro Fangereignis im Jahr 2024
Nutzen des Projekts
Das Projekt leistet einen Beitrag zum Schutz der Gesundheit von Menschen, Tieren und der Umwelt, indem die Epidemien frühzeitig erkannt werden und Ausbrüche zoonotischer Krankheiten überwacht werden. Im Sinne eines One-Health-Ansatzes wird die sektorübergreifende Zusammenarbeit auf nationaler und grenzüberschreitender Ebene gestärkt und ein Koordinierungsmechanismus eingerichtet, um einen regelmäßigen Wissensaustausch, Berichte über Bedrohungen und eine gemeinsame Risikobewertung zu gewährleisten.
Projektdetails
Projekttitel: One Health Surveillance and Vector Monitoring for cross-border pathogens
Projektakronym: SURVector
Projektleitung: AGES, Annette Nigsch
Projektpartner: National Institute of Public Health (SZU, Tschechien), University of Veterinary Medicine and Pharmacy Kosice (UVMP, Slowakei), National Public Health and Pharmaceutical Center (NNGYK, Ungarn), Hungarian National Food Chain Safety Office (NFCSO, Ungarn), Ethnikos Organismos Dimosias Ygeias (EODY, Griechenland), Aristotele University of Thessaloniki (AUTH, Griechenland) und Ellinikos Georgikos Organismos – Dimitra (ELGO, Griechenland)
Finanzierung: EU4Health Work Programme CP-g-22-04.01 (HaDEA)
Projektlaufzeit: 01.2024 – 12.2026
Fragen zum Projekt bitte an ohsurvector@ages.at

Aktualisiert: 14.03.2025