Rickettsien

R. rickettsii, R. parkeri, R. prowazekii

Steckbrief

Rickettsien sind eine Bakteriengattung, die eine Gruppe von Krankheiten verursachen, so genannte Rickettsiosen. Dazu zählen u. a. Rocky-Mountain-Fleckfieber und Flecktyphus. Diese Bakterien werden meist durch Zecken übertragen. Flöhe, Läuse und Milben können ebenfalls Überträger sein. Nur wenige Rickettsien-Arten sind Krankheitserreger des Menschen.

Vorkommen

Rickettsien sind weltweit verbreitet

Erregerreservoir

Wirtstiere von Rickettsien sind u. a. Hunde und Nagetiere. Beim Flecktyphus (Läuse-Fleckfieber) stellt der Mensch das Reservoir dar.

Infektionsweg

Zecken können Rickettsien während der Blutmahlzeit von einem infizierten Wirt, wie Hunden, Nagetieren u. ä. aufnehmen und bei einem Stich auf den Menschen übertragen. Beim Flecktyphus erfolgt die Übertragung der Erreger durch den Kot infizierter Kleiderläuse.

Inkubationszeit

Rickettsiosen haben im Schnitt eine Inkubationszeit von drei bis 20 Tagen

Symptomatik

Rocky-Mountain-Fleckfieber: plötzlich ansteigendes Fieber, Kopfschmerz, Übelkeit mit Erbrechen, Muskelschmerzen und Hautausschlag an Handgelenken, Fußknöcheln und Unterarmen. Der Ausschlag ist nur bei etwa der Hälfte der Fälle zu beobachten.

Die durch R. parkeri hervorgerufene Rickettsiose ist charakteristischerweise weniger schwerwiegend als Rocky-Mountain-Fleckfieber und geht fast immer mit einem Schorf an der Stelle des Zeckenstichs einher. Einige Tage nach Auftreten des Schorfs, können folgende Symptome entstehen: Fieber, Kopfschmerzen, Ausschlag, Muskelschmerzen.

Das Mittelmeer-Zeckenstichfieber ist eine schwer verlaufende Erkrankung mit hohem Fieber, starken Muskel- und Gelenksschmerzen, Müdigkeit sowie Abgeschlagenheit. Patient:innen mit Grunderkrankungen sind in deutlich höherem Maß gefährdet.

Bei TIBOLA/SENLAT entsteht eine Hautveränderung an der Zeckenstichstelle, die einer Zigarettenverbrennung ähnelt und als Eschar bezeichnet wird. Die Stichstelle befindet sich häufig am Kopf. Außerdem findet man eine Vergrößerung von Lymphknoten im Nacken- und Halsbereich. Begleitsymptome sind Fieber, Abgeschlagenheit und Hautausschläge.

Beim Flecktyphus (Läuse-Fleckfieber) kommt es zu Schüttelfrost, zunehmend hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und Bewusstseinstrübung, wenn das Gehirn mit betroffen ist. Typisch ist ein blau- bis rotfleckiger Hautausschlag.

Therapie

Rickettiosen werden mit dem Antibiotikum Doxycyclin behandelt. Klinischer Verdacht dieser Erkrankungen ist ausreichend, um mit der Behandlung zu beginnen. Verzögerungen in der Behandlung resultieren in schwerwiegender Krankheit und sogar Tod.

Vorbeugung

Ein Impfstoff steht derzeit nicht zur Verfügung. Wesentlich zur Vorbeugung ist das Vermeiden von Zeckenstichen bzw. das rasche Entfernen von Zecken vom Körper. Flecktyphus kann durch gute hygienische Bedingungen vermieden werden.

Situation in Österreich

Erkrankungen mit Infektionsquelle in Österreich wurden in den letzten Jahrzehnten nicht dokumentiert. Das liegt unter anderem daran, dass die in österreichischen Zecken häufigste Rickettsienspezies, Rickettsia helvetica, wenig bis gar nicht krankheitserregend ist.

Rund 17 Prozent der heimischen Ixodes ricinus-Zecken sind mit Rickettsien (R. helvetica, R. raoultii, R. monacensis, R.slovaca) infiziert.

Fachinformation

Krankheitserregende Rickettsien-Arten sind weltweit verbreitet. Je nach geografischem Standort unterscheiden sie sich und lösen unterschiedliche Erkrankungen beim Menschen aus. Rickettsiosen lassen sich in zwei Hauptgruppen einteilen:

  • Die Fleckfiebergruppe, die durch Zecken oder Milben übertragen wird. Dazu gehören u. a. das Rocky-Mountain-Fleckfieber; die durch Rickettsia parkeri hervorgerufene Rickettsiose; das Mittelmeer-Zeckenstichfieber und TIBOLA (tick-borne lymphadenopathy) bzw. SENLAT (scalp eschar and neck lymphadenopathy after tick bite)
  • die Typhusgruppe, die hauptsächlich durch Läuse oder Flöhe übertragen wird, und zu der u. a. Flecktyphus (Läuse-Fleckfieber) zählt

In den letzten Jahren wurden zahlreiche neue pathogene Rickettsien entdeckt.

In den USA kam es 2002 bis 2021 zu mehr als 500 Fällen des Rocky-Mountain-Fleckfiebers, hervorgerufen durch R. rickettsii. Das Rocky-Mountain-Fleckfieber ist über die vergangenen Jahre in bestimmten Regionen des Bundesstaates Arizona zunehmend häufiger geworden.

Das durch Rickettsia prowazekii verursachte Läuse-Fleckfieber ist eine meldepflichtige Infektionskrankheit. Personen, die an Flecktyphus erkrankt waren, sind vom Blutspenden ausgeschlossen. Flecktyphus wird nur sehr selten und nur außerhalb Europas (Lateinamerika, Afrika, Afghanistan, Himlaya-Gebiete) beobachtet. Im menschlichen Körper persistierende Rickettsien können zehn bis 30 Jahre nach der ursprünglichen Infektion erneut zu einer generalisierten Infektion führen (Brill-Zinssersche Krankheit). Diese verläuft meist milder; es besteht hierbei keine Assoziation mit Läusen.

Diagnostik

Der serologische Standardtest zur Diagnose von Rickettsiose ist der indirekte Immunfluoreszenztest (indirect immunofluorescence assay, IFA). Die Untersuchung von gepaarten Serumproben ermöglicht den Nachweis eines signifikanten (vierfachen) Anstiegs der Antikörpertiter. So wird die Aussagekraft der Serologie verbessert. Die erste Probe sollte in der ersten Krankheitswoche entnommen werden, das Ergebnis ist oft negativ. Die zweite Probe wird zwei bis vier Wochen später genommen. IgM-Antikörper sind weniger spezifisch als IgG-Antikörper und können zu falsch positiven Ergebnissen führen. IgM-Ergebnisse allein sollten nicht für die Labordiagnose verwendet werden.

Während der akuten Krankheitsphase kann eine Gesamtblutanalyse mittels Polymerase-Kettenreaktion (Polymerase chain reaction, PCR) durchgeführt werden. Diese Methode ist hochsensitiv am Anfang der Erkrankung, allerdings kann die Sensitivität nach Beginn der Antibiotikaeinnahme abnehmen. Bei SENLAT gelingt der Nachweis von Rickettsien mittels PCR häufig aus dem Eschar-Abstrich.

Auch der DNA-Nachweis mittels PCR aus Blut, Gewebeproben oder Eschar-Abstrichen kann zur Diagnose herangezogen werden.

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Aktualisiert: 09.03.2023