Ovitrap-Monitoring gebietsfremder Gelsenarten in Österreich
In den vergangenen Jahrzehnten sind gebietsfremde Arten von Gelsen (Stechmücken) in Europa vermehrt in Erscheinung getreten. Vor allem durch den globalen Gütertransport werden Gelsen passiv in neue Gebiete gebracht; bei passenden klimatischen Bedingungen können sich neue Populationen etablieren. Gebietsfremde Gelsenarten können „invasive Arten“ sein, wenn sie nachweislich zu Veränderungen in der Struktur und Zusammensetzung von Ökosystemen führen, sich nachteilig auf die Ökosystemleistungen, die menschliche Wirtschaft und das Wohlbefinden auswirken. Im Fall von gebietsfremden Gelsenarten besteht im Besonderen die Gefahr, dass diese Arten auch exotische Krankheitserreger verbreiten könnten.
Von besonderer Bedeutung ist hierbei die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus). Diese Art ist ein potentieller Vektor für über 20 verschiedene Krankheitserreger wie z. B. Chikungunya Virus, Dengue Virus oder Dirofilaria. Die Tigermücke ist zudem sehr anpassungsfähig und hat sich zunehmend in Europa ausgebreitet.
Mit einem österreichweiten Monitoring Programms mittels Ovitraps („Eigelegefallen“) erfassen wir das Auftreten und die Verbreitung gebietsfremder und potentiell invasiver Gelsenarten in Österreich.
Methode
An 50 Standorten in ganz Österreich haben wir Ovitraps („Eigelegefallen“) aufgestellt, hauptsächlich in urbanen oder suburbanen Gebieten sowie an Orten, an denen gebietsfremde Arten in das Land eingeschleppt werden können (z. B. Autobahnraststätten). An jedem Standort wurden an mehreren Positionen mit gleichem Habitat Fallen im Abstand von etwa 15-100 m aufgestellt. Wir haben möglichst ruhige Stellen gewählt, die schattig und feucht waren (z. B. in Büschen). Die Fallen wurden jede Woche kontrolliert und auf Gelsen-Eier untersucht.
Ergebnisse
Insgesamt haben wir 5.691 Proben gesammelt, in 1.099 dieser Proben (19,3 %) konnten wir in Summe 61.713 Aedes-Eier nachweisen, besonders viele in der Steiermark.
Es wurden vier verschiedene Container-brütende Aedes -Arten nachgewiesen: Ae. albopictus, Ae. japonicus, Ae. koreicus und Ae. geniculatus. Die genetische Artbestimmung war bei 70,2 % der Proben möglich.
Die Asiatische Tigermücke (Ae. albopictus) wurde an neun Standorten in fünf Bundesländern nachgewiesen. Sie konnte sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich in Österreich ausbreiten. Besonders in Wien und Graz kommt diese Art in großer Zahl vor, und es ist davon auszugehen, dass diese Populationen hier auch überwintern werden.
Die Japanische Buschmücke (Ae. japonicus) ist inzwischen in allen Bundesländern Österreichs zu finden und besonders im Süden sehr weit verbreitet.
Die Koreanische Buschmücke (Ae. koreicus) wurde in Österreich erstmals 2019 in Kärnten nachgewiesen. 2020 haben wir sie erstmals in Wien nachgewiesen. Eier der heimischen Art Ae. geniculatus traten v. a. in Süd-Osten Österreichs auf.
Durch dieses Monitoring können neue Populationen gebietsfremder Gelsenarten frühzeitig erkannt werden. Somit ist es möglich, rechtzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen sowie die Entwicklung bestehender Populationen zu überwachen. Durch die österreichweit einheitliche Methode können die gewonnenen Daten dazu herangezogen werden, räumliche und zeitliche Veränderungen im Auftreten gebietsfremder Gelsenarten zu erfassen.
Das Gelsenmonitoring wird in Kooperation mit der Biologischen Station Illmitz, Gelsenbekaempfung Leithaauen, Inatura, Landesmuseum Kärnten, Universalmuseum Joanneum (Naturkundemuseum), Universität Innsbruck (Institut für Zoologie), Universität Salzburg (Fachbereich Biowissenschaften), Verein biologische Gelsenregulierung March-Thaya-Auen, VetmedUni (Institut für Parasitologie). und einigen Privatpersonen durchgeführt.
Ovitrap-Monitoring gebietsfremder Gelsenarten in Österreich: Jahresbericht 2021
Aktualisiert: 22.06.2022