Maul- und Klauenseuche

MKS

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Steckbrief

Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist eine hochansteckende Viruserkrankung bei Rindern, Büffeln, Schweinen, Ziegen, Schafen und anderen Paarhufern. Das Auftreten von MKS ist mit schwerwiegenden Folgen für die betroffenen Länder verbunden. Auch wildlebende Paarhufer, wie Hirsche, Antilopen, Wildschweine, Giraffen und Kamele können sich infizieren. Pferde sind für MKS nicht empfänglich; eine Infektion des Menschen (bei beruflich exponierten Personen) kann gelegentlich auftreten, führt aber in der Regel nicht zu einer Erkrankung.

Vorkommen

Das MKS-Virus (MKSV) ist nahezu weltweit verbreitet, lediglich in Neuseeland wurden bislang keine MKS-Ausbrüche registriert. Die Krankheit ist in Afrika, Asien, dem mittleren Osten und in Teilen Südamerikas endemisch. In anderen Regionen kann es zu sporadischen Ausbrüchen kommen: so trat MKS in Europa im 21. Jahrhundert bereits zweimal in Großbritannien auf (2001 bis 2002 und 2007).

Wirtstiere

Rinder, Büffel, Schweine, Ziegen, Schafe, Wildwiederkäuer

Infektionsweg

Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren, deren Produkten (z. B. Milch, Fleisch, Samen) und Ausscheidungen oder kontaminierte unbelebte Objekte. Eine Übertragung über die Luft ist über beträchtliche Distanzen (bis zu 60 km über Land) möglich.

Inkubationszeit

2 bis 14 Tage

Symptomatik

Generelle Symptome bei allen betroffenen Tierarten sind Blasenbildung (Aphten) im Maulbereich, am Euter und an den Klauen; Fieber (40-42 °C), Schmerzen, Apathie, Appetitlosigkeit, Lahmheit und Rückgang der Milchleistung. Die Morbidität kann 100 % erreichen. Die Todesrate ist bei erwachsenen Tieren meist gering (bis 5 %), bei jungen Kälbern, Lämmern und Ferkeln kann sie 20 % oder mehr betragen.

Therapie

Eine prophylaktische Impfung ist in der EU verboten. Es gibt keine Behandlungsmöglichkeit für erkrankte Tiere. In einem MKS-positiv Betrieb müssen alle Klauentiere getötet werden.

Vorbeugung

Erkennung, Isolierung und Ausmerzung der infizierten MKS-positiven Tiere; Kontrolle des Tierverkehrs, um die Erregerverbreitung zu verhindern.

Situation in Österreich

Der letzte Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Österreich war im Jahr 1981.

Die Maul- und Klauenseuche ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Bei Seuchenverdacht hat die Amtstierärztin/der Amtstierarzt eine sofortige Betriebssperre und eine Verdachtsuntersuchung einzuleiten. Krankheitsfälle bei Einzeltieren, die an MKS erinnernde Symptome zeigen (meist Hautveränderungen), werden hingegen rasch im Zuge von Ausschlussuntersuchungen ohne Betriebssperren abgeklärt. Dennoch muss auch hier die Beauftragung über die Amtstierärztin/den Amtstierarzt erfolgen. Im Jahr 2023 wurde MKS in zwei Fällen im Zuge von Ausschlussuntersuchungen untersucht, daneben wurden weitere zwei Proben von Zootieren auf MKSV-Antikörper untersucht.

Fachinformation

Das MKSV ist ein unbehülltes RNA-Virus, das zum Genus Aphtovirus der Familie Picornaviridae mit derzeit insgesamt 7 Serotypen gehört, wobei innerhalb der einzelnen Serotypen zahlreiche Untertypen vorkommen. Historisch sind die 7 Serotypen bezeichnet als A für „Allemagne“, O für Departement „Oise“, C, Asia 1 für den ersten asiatischen Nachweis und SAT 1-3 für “South African Territories”. Serotyp C wird mittlerweile als ausgestorben angesehen. Manche Virusstämme sind speziell auf Schweine adaptiert; andere Spezies können eine Rolle in der Ausbreitung der Infektion spielen, ihre Bedeutung als Reservoir ist jedoch ungesichert.
 
Der Erreger zeigt typisch hohe Affinität zum Epithelgewebe:

  • Epitheliotropismus: Haut und kutane Schleimhäute
  • Myotropismus: Skelett- und Herzmuskulatur
  • Neurotropismus (sehr selten): Nervengewebe

Generelle Symptome bei allen betroffenen Tierarten sind Aphtenbildung (Blasen, Vesikel) am Euter (Zitze, Widerstand gegen Melkgeschirr), an den Klauen (Zwischenklauenspalt, Kronsaum, beim Schwein Aphten bis zum Tarsalgelenk, Bewegungsunlust, Trippeln, langsames Aufstehen) und im Maulbereich (Lippeninnenseite, Zunge, Zahnfleisch, Tiere speicheln und zeigen verminderte Fresslust); Fieber (40-42 °C), Schmerzen, Apathie.

Weitere Symptome beim Rind: Rückgang der Milchleistung, hohe Sterblichkeitsrate bei Kälbern.

Weitere Symptome beim Schwein: Veränderungen im Klauen/Extremitätenbereich oft sehr stark, Ausschuhen möglich, Todesfälle bei Ferkeln ohne klinische Symptome häufig.

Weitere Symptome beim Schaf: v. a. Fieber. Lahmheit und Läsionen im Maulbereich sind oft mild. Perakute Todesfälle bei Jungtieren.

Diagnostik

MKS ist klinisch nicht von anderen vesikulären Erkrankungen (z. B. Vesikuläre Virusseuche der Schweine, Vesikuläre Stomatitis) unterscheidbar, eine entsprechende Labordiagnostik bzw. ein Ausschluss der Erkrankung durch Laboruntersuchungen ist daher unabdingbar.

Als Probenmaterialien sind geeignet:

  • Epithel von unrupturierten oder frisch rupturierten Vesikeln (Aphten) in trockenen, sterilen Schraubgefäßen, oder in geeignetem Transportmedium (s. u.)
  • Vesikelinhalt in trockenen, sterilen Schraubgefäßen
  • Ösophageale/pharyngeale Flüssigkeit (sog. Probang Proben) in trockenen, sterilen Schraubgefäßen, oder in geeignetem Transportmedium (s. u.)
  • Tupfer (z. B. Tupfer von bereits älteren rupturierten Vesikeln, oder Nasen/Rachentupfer bei MKS-Verdacht ohne klare Veränderungen)
  • Vollblut (Achtung: Vollblut alleine ist aufgrund der kurzen Virämie nicht ausreichend zur Diagnose; Gewebe, Vesikelinhalt, Tupfer oder Probangproben müssen mituntersucht werden!)
  • Milch (bei Milchrindern)

Der Versand der Probenmaterialien sollte nach Avisierung schnellstmöglich (optimalerweise mit Kühlmitteln) unter Einhaltung der entsprechenden Transportbestimmungen (UN3373) und von einem geeigneten Logistikunternehmen an das untersuchende Labor erfolgen.

Der Nachweis von MKSV aus obigen Materialien ist mit folgenden Verfahren möglich:

  • Molekularbiologische Identifizierung mit RT-PCR (Vesikelepithel, Vesikelflüssigkeit, Tupfer, Milch, Probangproben, Serum)
  • Antigen-ELISA (Vesikelepithel, Vesikelflüssigkeit)
  • Virusanzucht (Vesikelepithel, Vesikelflüssigkeit, Probangproben, Serum): für eine Virusisolierung aus Aphtenmaterial oder Probangflüssigkeit muss dieses in einer entsprechenden gepufferten Transportlösung versandt werden, die vom Labor bezogen werden kann
  • Serologische Testverfahren zur Antikörperbestimmung: ELISA, Serumneutralisationstest (Serum)
  • Serotypisierung, bzw. weiterführende Erregercharakterisierung:
    • Antigen-ELISA
    • Serotyp-spezifische RT-PCR
    • Sequenzierung
    • Serotyp-spezifischer ELISA
    • Serumneutralisationstest

Kontakt

Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen Mödling

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Aktualisiert: 13.05.2024