Drahtwürmer - Schnellkäfer

Agriotes sp.

Steckbrief

Drahtwürmer sind Larven von Käfern und fressen an Wurzeln verschiedener Pflanzen. Sie verursachen, je nach Kultur, unterschiedlich starke Schäden und sind schwer zu bekämpfen.

Aussehen

Die frisch aus den Eiern geschlüpften Larven sind zunächst nur 1,5 mm lang und weißlich gefärbt. Innerhalb weniger Tage härtet die Cuticula der Drahtwürmer aus und nimmt dabei die für Agriotes-Arten typische goldgelbe Farbe an. Je nach Art durchlaufen Drahtwürmer acht bis 14 Häutungen und werden bis zu zwei Zentimeter lang, bevor sie sich verpuppen und zu Käfern entwickeln.

Die Käfer sind meist unscheinbar gefärbt und weisen eine längliche Körperform auf. Namensgebend für die Schnellkäfer ist ihre Fähigkeit, sich mit Hilfe ihres Sprungapparates aus der Rückenlage in die Luft zu katapultieren, um so wieder auf ihren Beinchen zu landen.

Biologie

Die Käferweibchen legen ihre durchscheinenden Eier seicht im Boden ab. Die Eier werden herdweise und nicht gleichmäßig über das Feld verteilt abgelegt. Dabei werden dicht bewachsene Flächen gegenüber dem nackten Ackerboden bevorzugt. Nach etwa vier Wochen erfolgt der Schlupf der Larven. Die Larven brauchen für ihre Entwicklung mehrere Jahre, je nach Umweltbedingungen durchlaufen sie unterschiedlich viele Larvenstadien. Es werden immer wieder längere Ruhephasen durchlaufen, in denen keine Nahrungsaufnahme erfolgt.

Zur Nahrungsaufnahme wird Verdauungsflüssigkeit abgegeben und der entstehende Nahrungsbrei aufgesaugt. Die Larven legen im Boden nur geringe Strecken zurück, sind aber in der Lage, sich in tiefere Bodenschichten zu begeben, wenn die Umweltbedingungen es erfordern.

Schadsymptome

Beim Fraßvorgang werden die Wurzeln von außen angefressen, in massiven Pflanzenteilen wie Rüben, Knollen und ähnlichen Speicherorganen legen Drahtwürmer aber auch Fraßgänge von einem oder wenigen Millimetern Durchmesser an, in denen sie sich für eine gewisse Zeit aufhalten können.

Wirtspflanzen

Die Larven fressen an den Wurzeln und Knollen verschiedenster Wirtspflanzen.

Verbreitung

Drahtwürmer sind in sämtlichen Anbaulagen verbreitet, oft ist deren Auftreten jedoch spezifisch für einzelne Felder. Da die Entwicklungsdauer der Drahtwürmer zwei bis fünf Jahre beträgt, sind die Larven während des ganzen Jahres im Boden zu finden.

Ausbreitung und Übertragung

Die erwachsenen Käfer sind für eine kurze Periode zwischen März und August zu finden, wobei die Flugphase von der Schnellkäferart abhängt.

Wirtschaftliche Bedeutung

In einzelnen Jahren wurden unterschiedlich starke Schäden gemeldet, wobei es in trockenheißen Jahren eher zu Schäden kam. Die Schwere der angerichteten Schäden hängt vom befallenen Pflanzenteil, vom Zeitpunkt des Befalls sowie von der Anzahl älterer Drahtwürmer im Boden ab.

Bei reinen Wurzelschäden sind Keimpflanzen wie z. B. Mais am stärksten betroffen, während Drahtwürmer in Getreide eine geringere Rolle spielen oder oft nicht einmal bemerkt werden. Die Schäden sind dann am stärksten, wenn Ernteprodukte selbst befallen werden, wie z. B. bei Kartoffel, Karotte, Zwiebel, Spargel oder Rettich.

Vorbeugung und Bekämpfung

  • Informationen über den aktuell zugelassene Pflanzenschutzmittel in Österreich gegen den Drahtwurm bietet das Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel
  • Fruchtfolgemaßnahmen erwiesen sich bisher als nur eingeschränkt zielführend, da die Drahtwürmer sehr polyphag sind und an verschiedensten Wirtspflanzen leben können. Übereinstimmung herrscht lediglich darüber, dass nach Grünlandumbruch eine besonders große Gefährdung für die Folgekultur besteht - das gilt in geringerem Ausmaß auch für Bracheflächen.
  • Intensive Bodenbearbeitung wirkt befallsmindernd, schadet jedoch dem Bodenleben und fördert den Bodenabtrag. Eine flache Bodenbearbeitung, die auf die empfindlichen Phasen im Lebenszyklus der Drahtwürmer abzielt und daher zeitlich optimiert durchgeführt werden muss, gilt hingegen als mögliche nachhaltige Maßnahme gegen den Schädling. Empfindliche Entwicklungsstadien sind Eigelege und Junglarven, aber auch Käferpuppen, die bis zum Ausschwärmen der ausgewachsenen Käfer im Boden liegen.
  • Der Einsatz des insektenpathogenen Pilzes Metarhizuim anisopliae befindet sich im Versuchsstadium.
  • Versuche zur Resistenz von Kartoffelsorten gegenüber Drahtwürmern zeigten, dass Resistenz mit dem Gehalt an Glycoalkaloiden (Solanin) zusammenhing, die allerdings als toxisch für den Menschen eingestuft sind. In der Praxis werden jedoch auch immer wieder Sortenunterschiede hinsichtlich der Anfälligkeit gegen Drahtwurmschäden bei Kartoffeln beobachtet, die unabhängig vom Solaningehalt der Knollen zu sein scheinen. Die Ursachen für diese Unterschiede sind bisher nicht ausreichend untersucht.

Zu den erfolgversprechenden Maßnahmen ohne Einsatz von Wirkstoffen zählt vor allem die Bodenbearbeitung zum Zeitpunkt der Eiablage, da die Eier und die frisch geschlüpften Larven durch die mechanische Störung und durch Austrocknung bekämpft werden können. Genauere Informationen zum Flug der einzelnen Arten liefert die Verwendung von Pheromonfallen für die häufigsten Agriotes-Arten. Ein Monitoring zur Erhebung der Flugzeiten der in Österreich auftretenden Schadarten wird seit 2019 durchgeführt. Die erhobenen Daten sind auf der Seite des Österreichischen Pflanzenschutz-Warndienstes unter „Drahtwurm Monitoring bei Kartoffel“ ersichtlich.

Fachinformation

Biologische Bekämpfung

In verschiedenen Forschungsarbeiten wurden zwar natürlich vorkommende Gegenspieler wie Laufkäfer und verschiedene insektenpathogenen Pilze (Metarhizium brunneum, Entomophthora elateridiphaga,...) gefunden, jedoch ist noch unklar, ob sie ausreichend effektiv gegen den Schädling wirken. Arbeiten zur biologischen Bekämpfung mit dem Pilz Metarhizium brunneum werden an einigen Institutionen vorgenommen. Erste Ergebnisse weisen auf ein gewisses Potential des Pilzes gegen Drahtwürmer hin. Die bisherigen Ergebnisse mit insektenpathogenen Nematoden oder mit dem Pilz Beauveria sp. waren hingegen nicht vielversprechend.

Forschungsprojekte

Projekt „Drahtwurm-Control“

Projekt „ElatMon“

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Aktualisiert: 11.09.2023