Tierseuchenradar – September 2024
Im österreichischen Tierseuchenradar werden Informationen zur internationalen Lage und Ausbreitung der bedeutendsten Tierseuchen und Tierkrankheiten, die für Österreich relevant sind, bewertet und zusammengestellt. Dadurch können mögliche Risiken für Österreich früh erkannt und kommuniziert werden. Der Tierseuchenradar erscheint monatlich.
Bitte klicken Sie auf den jeweiligen Eintrag für mehr Informationen.
Legende:
Für Deutschland und die Schweiz stehen mit dem Radar Bulletin entsprechend länderspezifische Beurteilungen der Tierseuchen-Risiken monatlich zur Verfügung. Im AGES Radar Infektionskrankheiten finden Sie aktuelle Informationen und Situationsbewertungen zu Infektionskrankheiten beim Menschen in Österreich und international.
Im folgenden Tierseuchenradar stellt ein "Ausbruch" einen im Animal Disease Information System (ADIS) gemeldeten Nachweis einer Tierseuche dar (Betriebe bei gehaltenen Tieren; Fundorte bei Wildtieren). Von einem Ausbruch betroffene Einzeltiere werden als "Fall" bezeichnet. Ein "Seuchengeschehen" stellt alle Ausbrüche dar, die in einem konkreten Zusammenhang stehen.
Die Datenabfrage erfolgt im ADIS zum angegebenen Stichtag. Nachmeldungen von Ausbrüchen nach dem Stichtag der Abfrage werden nicht dargestellt. Daraus können sich Unterschiede in den Ausbruchszahlen zu früheren Ausgaben des Tierseuchenradars ergeben.
Gesichtete Quellen: ADIS
Definition der Ampelfarben:
Rot-Schwarz: Die Tierseuche/Tierkrankheit tritt in Österreich auf. Spezifische Kontroll- und Bekämpfungsmaßnahmen werden getroffen. | |
Rot: Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist hoch. Es werden konkrete Maßnahmen zum Schutz österreichischer Tierbestände getroffen. | |
Orange: Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist mittel. Erhöhte Aufmerksamkeit ist angezeigt. | |
Grün: Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist gering und die Situation unauffällig. |
Situation
Situation in Österreich
Österreich ist bisher von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) verschont geblieben, allerdings kommt sie in einigen Nachbarländern wie Ungarn, der Slowakei, Deutschland und Italien vor. Aufgrund der geringen Entfernung zur österreichischen Staatsgrenze wird das Risiko für Österreich als hoch eingestuft.
Situation in Europa
Im September 2024 wurden in Europa 38 Ausbrüche bei Hausschweinen und 287 Ausbrüche bei Wildschweinen in das ADIS gemeldet (Stichtag: 03.10.2024). Die Gesamtzahl von 325 gemeldeten Ausbrüchen hat sich im Vergleich zum August (671) halbiert (siehe Abbildung ASP-Verlauf). Derzeit sind 13 Länder in Europa betroffen (Vormonat 17) (siehe Tabelle ASP-Ausbrüche, Abbildung ASP-Karte). Im Berichtszeitraum haben Bosnien und Herzegowina, Griechenland, Kroatien, Nordmazedonien, Schweden und Tschechien keine weiteren Ausbrüche gemeldet.
Hausschweine
Im September 2024 (Stichtag: 03.10.2024) ist die Zahl der europaweit in das ADIS gemeldeten ASP- Ausbrüche bei Hausschweinen stark gesunken (im Berichtszeitraum 38, im Vormonat 123). Es wurden Ausbrüche aus Rumänien (13), der Ukraine (11), Italien (5), Serbien (5), Polen (2), Lettland (1) und Moldawien (1) gemeldet (siehe Tabelle ASP-Ausbrüche). Bei der Mehrzahl der betroffenen Betriebe (28) handelt es sich um kleine Betriebe, vor allem in Serbien, Rumänien und in der Ukraine mit weniger als 100 Tieren. Unter diesen sind 16 private Kleinsthaltungen mit weniger als 10 Schweinen. In 7 Betrieben, 5 davon in Italien, wurden jeweils mehr als 500 Tiere gehalten.
Italien hat 5 Ausbrüche in den nördlichen Regionen gemeldet. 3 Ausbrüche wurden im Piemont (Provinz Novara) und 2 in der Lombardei (Provinz Lodi) gemeldet. Bei allen betroffenen Schweinebetrieben handelt es sich um große kommerzielle Betriebe mit einer Anzahl von Tieren zwischen 1500 und 5500.
Im Berichtzeitraum meldete Polen 2 Ausbrüche in 2 Woiwodschaften (Kujawsko-Pomorskie und Zachodniopomorskie).
Im Berichtszeitraum meldete Deutschland keine weiteren Ausbrüche.
Derzeit beträgt die kürzeste Distanz eines bestätigten ASP-Ausbruchs bei Hausschweinen zur österreichischen Staatsgrenze 183 km (gemeldet aus Italien, siehe Abbildung ASP-Distanz).
Wildschweine
Im September 2024 (Stichtag: 03.10.2024) meldeten 10 Länder, von denen 4 an Österreich grenzen, Ausbrüche von ASP bei Wildschweinen. Alle betroffenen Länder meldeten eine geringere Zahl von Ausbrüchen, mit Ausnahme von Ungarn, wo die Zahl der Ausbrüche die gleiche ist wie im letzten Bericht. Die meisten Ausbrüche wurden in Deutschland (94) gemeldet, gefolgt von Polen (79), Lettland (50), Litauen (21), Ungarn (21), Italien (10), Slowakei (5), Rumänien (4), Bulgarien (2) und Estland (1) (siehe Tabelle ASP-Ausbrüche).
Deutschland meldete zahlreiche Ausbrüche in Hessen (Kreis Groß-Gerau, Bergstraße und Darmstadt-Dieburg), Brandenburg (Kreis Oberspreewald-Lausitz und Uckermark) und Rheinland-Pfalz (Kreis Mainz-Bingen und Alzey-Worms).
Italien meldete Ausbrüche in Ligurien (Genua und La Spezia), in der Emilia-Romagna (Piacenza), in Kampanien (Salerno), in der Lombardei (Pavia) und im Piemont (Alessandria). In Basilikata, Toskana und Kalabrien wurden im Berichtszeitraum keine Ausbrüche gemeldet.
Derzeit beträgt die kürzeste Distanz eines bestätigten ASP-Ausbruchs bei Wildschweinen zur österreichischen Staatsgrenze 114 km (gemeldet aus Ungarn, siehe Abbildung ASP-Distanz).
HS | WS | HS | WS | HS | WS | |
---|---|---|---|---|---|---|
Polen | 19 | 138 | 11 | 192 | 2 | 79 |
Deutschland | 8 | 105 | 1 | 122 | 0 | 94 |
Lettland | 1 | 144 | 2 | 99 | 0 | 50 |
Serbien | 120 | 2 | 38 | 4 | 5 | 0 |
Italien (ohne Sardinien) | 7 | 87 | 17 | 33 | 5 | 10 |
Litauen | 5 | 57 | 0 | 52 | 1 | 21 |
Rumänien | 41 | 10 | 29 | 7 | 13 | 4 |
Ungarn | 0 | 13 | 0 | 21 | 0 | 21 |
Ukraine | 14 | 0 | 15 | 1 | 11 | 0 |
Slowakei | 0 | 14 | 1 | 10 | 0 | 5 |
Bosnien und Herzegowina | 7 | 2 | 3 | 0 | 0 | 0 |
Nordmazedonien | 1 | 7 | 0 | 3 | 0 | 0 |
Estland | 0 | 5 | 0 | 2 | 0 | 1 |
Kroatien | 2 | 0 | 4 | 0 | 0 | 0 |
Moldawien | 2 | 0 | 2 | 0 | 1 | 0 |
Griechenland | 0 | 2 | 0 | 1 | 0 | 0 |
Bulgarien | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 2 |
Tschechien | 0 | 1 | 0 | 1 | 0 | 0 |
Schweden | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 |
GESAMT | 227 | 588 | 123 | 548 | 38 | 287 |
Folgen für Österreich
In Österreich müssen seit Ende 2019 zum Zweck der Früherkennung alle tot aufgefundenen Wildschweine gemeldet und von der AGES auf das ASP-Virus untersucht werden. Daneben erfolgt auch eine Untersuchung von Aborten sowie von klinisch oder pathologisch auffälligen Hauschweinen und von Organproben gemäß dem ASP- und KSP-Stichprobenplan.
Tierhalter können die “ASP-Risikoampel” oder den online Fragebogen “Biocheck” verwenden, um die Biosicherheit ihrer Betriebe kostenlos und anonym zu überprüfen. Weitere Empfehlungen und ein Handbuch zur Biosicherheit bei der Haltung von Schweinen in Österreich werden auf der Website des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) bzw. auf der Kommunikationsplattform Verbrauchergesundheit zur Verfügung gestellt.
Im europäischen Tiergesundheitsrecht (Verordnung (EU) 2016/429) mit den ergänzenden Rechtsakten und der österreichischen ASP-Verordnung 2005 sind Zuständigkeiten und Maßnahmen zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest festgelegt. In der Durchführungsverordnung 2023/594/EU (zuletzt geändert mittels Durchführungsverordnung 2024/2656/EU) sind die geltenden Gebiete (Sperrzonen I, II und III) mit erhöhtem Risiko einer Ausbreitung der ASP (Teile I–III) aufgeführt.
Die AGES hat ein Video über Biosicherheit erstellt. Das Video zeigt die erforderlichen Biosicherheitsmaßnahmen beim Betreten und Verlassen eines Betriebes, in dem eine anzeigepflichtige Tierseuche vermutet wird oder nachgewiesen wurde.
Einen Überblick über die ASP-Zonierungsmaßnahmen in Europa erhalten Sie auf den interaktiven Karten der EU-Kommission.
Kommentar
Auf der letzten SCOPAFF-Sitzung stellte Schweden einen umfassenden Bericht über die epidemiologische Situation vor. Der Ausbruch war sowohl zeitlich als auch räumlich stark begrenzt. Die durchgeführten Bekämpfungsmaßnahmen waren erfolgreich, und seit Ende September 2023 gibt es keine Anzeichen für eine Viruszirkulation mehr. Das Risiko neuer Fälle wird derzeit als vernachlässigbar eingeschätzt. Im September 2024 stellte Schweden bei der Europäischen Kommission einen Antrag, als virusfrei erklärt zu werden. Der Ständige Ausschuss für Lebens- und Futtermittel der EU genehmigte den Antrag, womit Schweden offiziell als frei von der ASP anerkannt wird.
Für Österreich bleibt der indirekte Eintrag der ASP durch den Menschen aus von ASP betroffenen Ländern das höchste Risiko. Daher ist die Sensibilisierung der verschiedenen Interessengruppen von größter Bedeutung. Ausführliche Informationen, Filme, Broschüren sowie Poster zur Ätiologie, Diagnose und epidemiologischen Ausbreitung der ASP finden Sie auf der Website der KVG.
Quellen
Situation
Situation in Österreich
Außerhalb des Berichtszeitraums September wurde am 4. Oktober im Bezirk Braunau (Oberösterreich) in einer Kleinhaltung (Vögel in Gefangenschaft) mit Legehennen, Fasanen und Gänsen in Freilandhaltung HPAI A(H5N1) bestätigt. Am 8. Oktober wurde bei einer Graugans im Murtal (Steiermark) ebenfalls H5N1 nachgewiesen. In einem Geflügelbetrieb in Braunau (Oberösterreich) mit 75 Hühnern, 14 Enten, 7 Perlhühnern und 26 Puten wurde am 9. Oktober ein HPAI A(H5N1)-Ausbruch bestätigt.
Am 19. September erfolgte im Bezirk Neusiedl am See (Burgenland) ein Nachweis von HPAI A(H5N1) bei drei tot aufgefundenen Wildenten. Kurz vor Beginn der klassischen Vogelgrippe-Saison 2024/2025 am 01. Oktober war dies der erste HPAI-Ausbruch in Österreich seit März 2024. Das aktuelle Risiko für weitere Ausbrüche in Österreich wird als hoch bewertet, Kontroll- und Bekämpfungsmaßnahmen werden umgesetzt. Erhöhte Aufmerksamkeit von allen TierhalterInnen ist angeraten.
Am 04. Juni 2024 ist die 4. Novelle 2023 der Geflügelpest-Verordnung 2007 in Kraft getreten. Mit dieser Änderung wurden in Österreich alle Gebiete mit erhöhtem Geflügelpest-Risiko aufgehoben.
Situation in Europa
Geflügel
Im September 2024 wurden in Europa 10 Ausbrüche der hochpathogenen Aviären Influenza A(H5N*) bei Geflügel in das ADIS gemeldet (siehe Tabelle HPAI-Ausbrüche). Betroffen waren in Frankreich in der Bretagne eine Haltung von Legehennen mit 29500 Tieren und eine Haltung mit 650 Tieren verschiedener Vogelarten. Deutschland meldete in Sachsen und Sachsen-Anhalt insgesamt vier Ausbrüche in Haltungen mit weniger als 200 empfänglichen Tieren. In allen Haltungen wurden neben Legehennen oder Mastgänsen auch Enten gehalten. In Dänemark war eine Haltung mit 6000 empfänglichen Tieren betroffen, auch hier wurden neben Hühnern auch Enten gehalten. Tschechien meldete im September einen Ausbruch in einem Betrieb mit 27800 empfänglichen Tieren (Enten und Jagdgeflügel) und in einem Betrieb mit 700 Tieren (Gänse und Hühner). In Bulgarien war eine Haltung mit 7669 Tieren betroffen (siehe Abbildung HPAI-Karte).
Wildvögel
Im September 2024 stieg die Zahl der Ausbrüche in Europa von 35 im Vormonat auf 41 Ausbrüche. Die HPAIV-Nachweise bei Wildvögeln erfolgten in zwölf Ländern (Deutschland: 23 Ausbrüche, Frankreich: 2 Ausbrüche, Spanien: 5 Ausbrüche, Dänemark: 1 Ausbruch, Polen: 2 Ausbrüche, Ungarn: 2 Ausbrüche, Ukraine: 1 Ausbruch, Italien: 1 Ausbruch, Kroatien: 1 Ausbruch, Österreich: 1 Ausbruch, Serbien: 1 Ausbruch, Slowakei: 1 Ausbruch) (siehe Tabelle HPAI-Ausbrüche). Betroffen waren hauptsächlich Möwenvögel in Küstengebieten und Wasservögel in Ost- und Mitteleuropa (siehe Abbildung HPAI-Karte).
Vögel in Gefangenschaft
Im September 2024 wurden in Europa bei Vögeln in Gefangenschaft 23 Ausbrüche der hochpathogenen Aviären Influenza in das ADIS gemeldet (siehe Tabelle HPAI-Ausbrüche). In Deutschland musste in einem Tierpark der gesamte Vogelbestand getötet werden. Frankreich meldete einen Ausbruch in einer Hobbyhaltung von Hühnern, Tauben und Enten. In einer Hobbyhaltung von 44 Hühnern wurde in Tschechien HPAI nachgewiesen. Zwei weitere Ausbrüche bei Vögeln in Gefangenschaft wurden aus der Ukraine und 18 aus Moldawien gemeldet.
Einen umfassenden Überblick der European Food Safety Authority (EFSA) über den aktuellen Seuchenzug und einen Vergleich mit den Vorjahren finden Sie hier. Das Europäische Referenzlabor für Aviäre Influenza und Newcastle Disease in Italien (EURL AI/ND) stellt in einem Datenportal detaillierte Informationen über HPAI-Ausbrüche in Europa zur Verfügung.
GE | WV | VG | GE | WV | VG | GE | WV | VG | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Deutschland | 1 | 0 | 0 | 2 | 11 | 0 | 4 | 23 | 1 |
Frankreich | 0 | 7 | 0 | 2 | 7 | 0 | 2 | 2 | 1 |
Moldawien | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 18 |
Spanien | 0 | 0 | 0 | 0 | 4 | 1 | 0 | 5 | 0 |
Portugal | 0 | 1 | 0 | 0 | 7 | 1 | 0 | 0 | 0 |
Niederlande | 0 | 5 | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Belgien | 0 | 2 | 0 | 0 | 3 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Dänemark | 0 | 0 | 0 | 0 | 2 | 0 | 1 | 1 | 0 |
Polen | 0 | 1 | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 2 | 0 |
Tschechien | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 2 | 0 | 1 |
Ukraine | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 2 |
Ungarn | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 2 | 0 |
Bulgarien | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 |
Italien | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 |
Kroatien | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 |
Österreich | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 |
Serbien | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 |
Slowakei | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 |
GESAMT | 1 | 16 | 0 | 5 | 35 | 3 | 10 | 41 | 23 |
Folgen für Österreich
Da in Österreich über längere Zeit keine HPAI-Nachweise erfolgten und auch europaweit nur noch vereinzelte Ausbrüche aufgetreten sind, wurden mit 04. Juni 2024 durch die 4. Novelle 2023 der Geflügelpest-Verordnung auch die Gebiete mit erhöhtem Geflügelpest-Risiko aufgehoben. Gebiete mit stark erhöhtem Geflügelpest-Risiko wurden bereits am 18. April 2024 aufgehoben. Mit dem Beginn der HPAI-Saison 2024/2025 am 01. Oktober, den steigenden Ausbruchszahlen in Europa und den ersten Nachweisen bei Wildvögeln und dem Eintrag in eine Hobbyhaltung in Österreich muss die Notwendigkeit einer erneuten Ausweisung von Risikogebieten neu bewertet werden.
Das europaweite AI-Überwachungsprogramm besteht aus einem aktiven Teil (Nutzgeflügel) und einem passiven Teil (Wildvögel). Im Rahmen von Verdachtsfällen, Abklärungs- und Ausschlussuntersuchungen werden zusätzlich weitere Proben von Geflügelbetrieben und Hobbyhaltungen auf das Vorkommen von aviären Influenza Viren mittels PCR untersucht. Tot aufgefundene oder verendende Wasser- und Greifvögel müssen unmittelbar der Bezirksverwaltungsbehörde gemeldet und im Nationalen Referenzlabor für Aviäre Influenza (AGES IVET Mödling) untersucht werden, damit frühzeitig entsprechende Maßnahmen getroffen werden können.
Mit dem Constanze 2 – Projekt wurde in einer Kooperation von Österreich, Deutschland und der Schweiz eine aktive Überwachung bei Wildvögeln am Bodensee gestartet. Dadurch wird die Grundlage für einen frühzeitigen Nachweis und Meldung von aviären Influenzaviren geschaffen.
Geflügelbetriebe, Zoo- und Hobbyhaltungen sollten mit erhöhter Sorgfalt Biosicherheits- und Hygienemaßnahmen umsetzen. Direkte oder indirekte Kontakte zu Wildvögeln stellen ein hohes Risiko einer Übertragung dar und sollten konsequent verhindert werden. Mit der “AI-Risikoampel” oder dem Online-Fragebogen “Biocheck” stehen kostenlose und anonyme Möglichkeiten zur Überprüfung des Status der Biosicherheit zur Verfügung. Die AGES stellt zur Veranschaulichung der notwendigen Maßnahmen beim Betreten und Verlassen von Seuchen(-verdächtigen) Betrieben ein Video für die zuständigen Personen und andere Interessierte zur Verfügung. Für Hobby- und Kleinhaltungen hat die AGES in einem Infoblatt die wichtigsten Informationen über die HPAI zusammengefasst.
Jede Geflügelhaltung ist der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde zu melden.
Kommentar
Mit Start der klassischen HPAI-Saison steigen in Europa die Ausbruchszahlen. Zusätzlich verschiebt sich im Vergleich zu den Vormonaten der Schwerpunkt der Ausbrüche bei Wildvögeln geografisch von den Küstengebieten ins Landesinnere und auch von Möwenvögeln auf Wasservögel (Enten, Gänse, Schwäne). Gründe hierfür sind unter anderem das Ende der Brutsaison in den Kolonien der Seevögel und der Herbstzug der Zugvögel. Genetische Untersuchungen von HPAI-A(H5N*) Viren aus betroffenen Geflügelbetrieben in Europa zeigen eine enge Verwandtschaft zu den Viren, die in der unmittelbaren Umgebung bei Wildvögeln vorkommen. Ein Anstieg der infizierten Wildvögel erhöht damit auch für Geflügelbetriebe und Hobbyhaltung das Eintragsrisiko. Nach einer längeren Zeit ohne Ausbrüche in Österreich sollte die HPAI wieder ins Bewusstsein gelangen und die Biosicherheitsmaßnahmen von den TierhalterInnen überprüft werden. Die wirksame Verhinderung eines Kontakts der eigenen Tiere zu Wildvögeln und deren Ausscheidungen (auch über Personen oder Gegenstände) bleibt weiterhin der einzig wirksame Weg eine Übertragung zu verhindern. Im September wurde in fast allen Geflügelbetrieben und Haltungen von Vögeln, in denen die HPAI ausgebrochen ist, neben Hühner auch Enten oder Gänse gehalten. In gemischten Haltungen ist die Trennung von Geflügel zu gehaltenem Wassergeflügel ebenso wichtig wie die Trennung von Wildvögeln und sollte unbedingt sichergestellt werden.
Aviäre Influenza – Verstehen, Erkennen, Vermeiden. In einem neuen Video der AGES und des Bundesministeriums für Gesundheit und Ernährungssicherheit können Hobbyhalter:innen mehr über die Aviäre Influenza erfahren: Was ist die Vogelgrippe? Wie wird sie übertragen? Wie kann man sie erkennen und verhindern? Was gilt in Risikogebieten? Diese und weitere Fragen sollen in diesem Video beantwortet werden.
Quellen
Im Berichtzeitraum (Stichtag: 03.10.2024) wurden in das ADIS 5 Rabies (Tollwut)-Ausbrüche gemeldet (Vormonat 16 Ausbrüche). Alle Nachweise erfolgten in bereits bekannten Tollwut-Gebieten. Ein Ausbruch (ein Rind) wurde im Osten von Rumänien gemeldet. Polen meldete zwei Ausbrüche (zwei Füchse) aus dem Grenzgebiet zur Ukraine. Ein Ausbruch in Moldawien (ein Rind) wurde im Osten des Landes gemeldet. Die Türkei meldete einen Ausbruch (ein Rind und ein Hund) im Süden des Landes. Für einen Überblick über die letzten drei Monate siehe Tabelle RABIES-Ausbrüche.
Das Risiko für Österreich wird aktuell als gering eingestuft.
Jul | Aug | Sep | |
---|---|---|---|
Türkei | 18 | 11 | 1 |
Rumänien | 3 | 2 | 1 |
Polen | 1 | 1 | 2 |
Moldawien | 1 | 0 | 1 |
Ungarn | 1 | 1 | 0 |
Tschechien | 0 | 1 | 0 |
GESAMT | 24 | 16 | 5 |
Kommentar
Eines der größten Risiken der Wiedereinschleppung von Tollwut in eine tollwutfreie Population ist das Einbringen von nicht geimpften Tieren aus Ländern mit endemischer Tollwut. Die Überwachungsmaßnahmen sollten darauf abzielen, die illegale Einfuhr von nicht geimpften oder erkrankten Heimtieren (Hunde/Katzen) zu verhindern.
Österreich wurde 2008 für frei von terrestrischer Tollwut erklärt. Der letzte Ausbruch mit einem Feldvirus wurde 2002 bei Füchsen in Kärnten detektiert. Die Zirkulation des Tollwutvirus in der österreichischen Hundepopulation ist bereits seit 1950 erloschen. Die Fledermaustollwut ist ein eigenständiges Infektionsgeschehen und steht nicht mit der terrestrischen Tollwut in Zusammenhang. Im September 2023 wurde erstmals auch in Österreich Fledermaustollwut bei einer Breitflügelfledermaus nachgewiesen. Eine Übertragung von Fledermaustollwut auf andere Tierarten bzw. auf den Menschen ist extrem selten und konnte in Österreich bis dato auch nicht festgestellt werden. Weitere Informationen über Tollwut finden Sie hier.
Quellen
Im Berichtszeitraum (Stichtag: 03.10.2024) wurden 352 WNV-Ausbrüche in Europa bei Tieren (Vormonat 254 Ausbrüche) in das ADIS gemeldet. Die Anzahl der WNV-Ausbrüche hat weiter zugenommen (siehe Tabelle WNV-Ausbrüche). Im September hat sich die Anzahl der Ausbrüche bei Pferden verdoppelt. In der EU/EAA sind die WNV- Fälle bei Pferden und Vögeln meldepflichtig.
Das Risiko für Österreich wird als hoch eingeschätzt.
Pferde
Bei Pferden wurden im September 217 WNV-Ausbrüche gemeldet (96 im Vormonat). Meldungen kamen aus Deutschland (86), Österreich (28), Frankreich (27), Ungarn (22), Spanien (21), Italien (16), Portugal (14), Griechenland (2) und Polen (1).
In Österreich wurde im September eine WNV Infektion bei 28 Pferden in Wien, Burgendland und in Niederösterreich festgestellt.
Aufgrund der hohen Viruszirkulation wird Pferdehalterinnen und -haltern geraten, ihre Pferde in den betroffenen Gebieten als Präventionsmaßnahme gegen das WNV mit einem der zugelassenen Impfstoffe impfen zu lassen. Nach der Grundimmunisierung sollten regelmäßige Auffrischungsimpfungen gemäß den Herstellerangaben erfolgen, um den Schutz aufrechtzuerhalten.
Vögel
Bei Vögeln wurden im September 135 WNV-Ausbrüche gemeldet (158 im Vormonat). Die meisten Meldungen kamen aus Italien (88), gefolgt von Deutschland (26), Österreich (6), Spanien (6), Slowenien (4), Ungarn (3), Frankreich (1) und Polen (1).
In Österreich wurde im September WNV bei 6 Vögeln in Niederösterreich und Wien nachgewiesen. Alle Wildvögel waren mit dem WNV-Typ 2 infiziert.
Menschen
Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) erstellt einen monatlichen Bericht über die gemeldeten Ausbrüche bei Menschen, Vögeln und Pferden. Das ECDC geht von einer Übertragungssaison von Juni bis November aus. Seit Beginn der Übertragungssaison 2024 und bis zum 2. Oktober 2024 wurden 1202 WNV-Infektionen beim Menschen in 18 EU-Ländern (Albanien, Österreich, Bulgarien, Kroatien, Tschechien, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Ungarn, Italien, Kosovo, Nordmazedonien, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien und Türkiye) gemeldet.
In Österreich wurden 36 WNV-Infektionen beim Menschen in den NUTS3 Regionen Nordburgenland, Weinviertel, Wiener Umland Nordteil, Wiener Umland Südteil und Wien festgestellt.
Einen Überblick über die WNV-Infektionen bei Menschen in der EU und den EU-Nachbarländern erhalten Sie auf der interaktiven Karte des ECDC.
Weitere Informationen zur Vorbeugung einer Infektion sowie eine Karte mit der räumlichen Verteilung der WNV-Nachweise in Österreich finden Sie auf der Homepage der AGES.
VO | EQ | VO | EQ | VO | EQ | |
---|---|---|---|---|---|---|
Italien | 7 | 1 | 117 | 11 | 88 | 16 |
Deutschland | 3 | 0 | 25 | 29 | 26 | 86 |
Österreich | 1 | 0 | 11 | 16 | 6 | 28 |
Spanien | 0 | 6 | 2 | 19 | 6 | 21 |
Ungarn | 0 | 0 | 0 | 13 | 3 | 22 |
Frankreich | 0 | 4 | 0 | 5 | 1 | 27 |
Portugal | 0 | 0 | 0 | 2 | 0 | 14 |
Slowenien | 0 | 0 | 0 | 0 | 4 | 0 |
Griechenland | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 | 2 |
Polen | 0 | 0 | 1 | 0 | 1 | 1 |
Bulgarien | 0 | 0 | 2 | 0 | 0 | 0 |
GESAMT | 11 | 11 | 158 | 96 | 135 | 217 |
Quellen
Im Berichtszeitraum September 2024 wurden in Europa 73 Ausbrüche der EHD im ADIS gemeldet. Betroffen war hauptsächlich der Norden Spaniens mit 54 Ausbrüchen bei Rindern, 2 Ausbrüchen bei Cerviden und einem Ausbruch in einer Schafhaltung. Aus dem Norden Portugals wurden 10 und verteilt über Frankreich 6 Ausbrüche bei Rindern gemeldet. Die Zahl der Ausbrüche in Europa ist im Vergleich zum Juli (100 Ausbrüche) gesunken. Der Schwerpunkt der ADIS-Meldungen liegt weiterhin auf der Iberischen Halbinsel. Jedoch ist zu beachten, dass die Meldung eines EHD-Ausbruchs in das ADIS nur erfolgen muss, sofern es sich um einen Ausbruch in einem seuchenfreien Mitgliedsstaat, einer seuchenfreien Zone oder einem seuchenfreien Kompartiment handelt. EHD-Ausbrüche in NICHT-seuchenfreien Gebieten werden von den Mitgliedsstaaten hingegen in einem jährlichen Bericht an die Kommission gemeldet und könnten somit am Stichtag der Datenabfrage im ADIS nicht dargestellt sein. Die tatsächliche Häufigkeit und Ausbreitung der EHD liegt deutlich höher als im ADIS abgebildet. Allein in Frankreich wurden zwischen dem 1. Juni und 3. Oktober diesen Jahres 1778 EHD-Ausbrüche nachgewiesen. Die Sperrzonen umfassen mittlerweile einen weiten Teil Frankreichs. Zum Schutz der seuchenfreien Gebiete werden vom Staat zwei Millionen Impfdosen zur Verfügung gestellt und in einer 50 km breiten Impfzone über zwölf Monate alte Rinder gegen die EHD geimpft.
Das Risiko für Österreich wird aktuell als gering eingestuft.
RI | CE | SO | RI | CE | SO | RI | CE | SO | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Spanien | 8 | 0 | 0 | 78 | 0 | 0 | 54 | 2 | 1 |
Portugal | 15 | 0 | 0 | 15 | 0 | 0 | 10 | 0 | 0 |
Frankreich | 0 | 0 | 0 | 6 | 0 | 0 | 6 | 0 | 0 |
Andorra | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
GESAMT | 23 | 0 | 0 | 100 | 0 | 0 | 70 | 2 | 1 |
Kommentar
Die Epizootische Hämorrhagie ist eine Viruserkrankung wildlebender und domestizierter Wiederkäuer sowie Kameliden. Auslöser ist ein mit dem Virus der Blauzungenkrankheit verwandtes Virus (EHDV). Die Übertragung erfolgt über den Stich/Biss von Insekten (Gnitzen). In gemäßigten Zonen erfolgt daher eine Infektion üblicherweise im Spätsommer/Herbst. Menschen sind von der Erkrankung nicht betroffen. Seit 2022 tritt die EHD auch in Europa auf. In Österreich ist die EHD bisher noch nicht vorgekommen. Die EHD ist eine wichtige Differentialdiagnose zur Blauzungenkrankheit bei Hirschen und Rindern. Schafe und Ziegen erkranken üblicherweise nicht nach einer EHDV-Infektion. Die AGES hat Verfahren zur virologischen und serologischen Diagnostik der Erkrankung etabliert, da aufgrund der unspezifischen Symptomatik eine labordiagnostische Abklärung unerlässlich ist.
Quellen
Im Berichtszeitraum (Stichtag 03.10.2024) wurden 17 Ausbrüche aus Griechenland und 1 Ausbruch aus Rumänien in das ADIS gemeldet. In beiden Ländern ist die Krankheit erstmals im Juli aufgetreten (siehe Tabelle PPR-Ausbrüche). Im Vergleich zum Vormonat haben sich die gemeldeten Ausbrüche in Griechenland halbiert, in Rumänien sind die gemeldeten Ausbrüche noch deutlicher zurück gegangen. Es sind in beiden Ländern entweder reine Schafbetriebe, oder gemischte Schaf-/Ziegenbetriebe betroffen - kein reiner Ziegenbetrieb.
In Österreich wird das Risiko derzeit als mittel eingestuft.
Jul | Aug | Sep | |
---|---|---|---|
Griechenland | 26 | 36 | 17 |
Rumänien | 41 | 25 | 1 |
Türkei | 6 | 0 | 0 |
GESAMT | 73 | 61 | 18 |
Kommentar
Die Pest der kleinen Wiederkäuer (Peste des petits ruminants, PPR) ist eine hochansteckende akute, hoch fieberhaft verlaufende Virusinfektion der Schafe und Ziegen. Ziegen erkranken meistens schwerer als Schafe, wobei häufig ein Großteil der Herde betroffen ist. Es sind jedoch auch andere Paarhufer wie das Hausrind, Büffel, und Wildwiederkäuer (z. B. Hirsch, Steinwild, Gazellen, Antilopen) sowie das Dromedar und das Schwein davon betroffen. Der Mensch kann sich nach aktuellem Wissensstand nicht infizieren.
Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch engen direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder deren Ausscheidungen (auch Rohmilch), kann jedoch auch über die Luft durch Inhalation von erregerhaltigem Material erfolgen. Die Virusausscheidung ist bereits vor der Ausprägung von klinischen Symptomen möglich. Deshalb ist das Risiko der Verschleppung des Virus – insbesondere auch bei Transporten von symptomlosen, aber bereits infizierten Tieren - von besonderer Bedeutung.
Typisch für die Krankheit sind hohes Fieber, Augen- und Nasenausfluss. Die Tiere bekommen Atembeschwerden, oftmals Wunden im Maulbereich und heftigen Durchfall. Sie können innerhalb weniger Tage sehr schwach und stark dehydriert werden, was häufig zum Tode führt.
Quellen
ADIS, FAO, KVG - KVG (verbrauchergesundheit.gv.at)), WOAH
Im September wurde erstmals in Österreich ein Ausbruch der Blauzungenkrankheit Serotyp 3 bei einem Rind mit deutlichen Symptomen in Vorarlberg bestätigt, bis zum Monatsende stieg die Zahl der bestätigten Ausbrüche des Serotyps 3 bei Rindern und auch Schafen in Vorarlberg auf zehn an. Zudem wurde der Serotyp 4 bei Rindern in der Steiermark (3 Ausbrüche) und Ende September auch in Kärnten (2 Ausbrüche) nachgewiesen. Der Serotyp 4 ist zuletzt 2016 in Österreich aufgetreten.
Für ganz Österreich ist der Status „frei von Infektionen mit Blauzungenkrankheit (Serotyp 1-24)“ ausgesetzt. Für den innergemeinschaftlichen Handel sind zusätzliche Bestimmungen einzuhalten.
Im Berichtszeitraum September 2024 (Stichtag: 03.10.2024) wurden in Europa 70 Ausbrüche in das ADIS gemeldet (siehe Tabelle BT-Ausbrüche). ADIS-Meldungen erfolgten aus Italien, der Schweiz, Österreich, Spanien, Portugal, Schweden und Tschechien.
Zu beachten ist hierbei, dass die ADIS-Meldungen die tatsächliche Seuchensituation nicht realistisch darstellen. Eine Meldung eines BT-Ausbruchs in das ADIS erfolgt nämlich nur, sofern es sich um einen Primär- oder Sekundärausbruch in einem seuchenfreien Mitgliedsstaat, einer seuchenfreien Zone oder einem seuchenfreien Kompartiment handelt. Eine Karte und Tabelle der Mitgliedsstaaten, Zonen und Gebieten mit dem Status seuchenfrei sowie weitere Informationen der Europäischen Kommission finden Sie hier.
Deutschland ist auch im September mit mehr als 4.500 Ausbrüchen stark von BTV-3 betroffen. Nachweise erfolgten in allen Bundesländern mit Ausnahme Berlins. Der Status „frei von der BT“ wurde für das gesamte Bundesgebiet ausgesetzt. Auch in den Niederlanden, Belgien und Luxemburg sind fortlaufend eine große Zahl von Tieren von diesem Serotyp betroffen. BTV-3 breitete sich im August in Frankreich im Grenzgebiet zu Belgien aus. Auch in Dänemark erfolgten im August erstmals Nachweise von BTV-3, das sich vom Süden des Landes aus auch in andere Landesteile ausgebreitet hat. In der Schweiz wurde im September weiterhin neben BTV-3 auch der Serotyp 8 nachgewiesen. Andorra berichtete ebenfalls von Ausbrüchen der Blauzungenkrankheit Serotyps 8. In Spanien erfolgten im September Nachweise von BTV-3, BTV-1 und BTV-8. In Italen wurden im September 2206 BTV-Ausbrüche bestätigt. Besonders Sardinien ist stark vom Serotyp 3 betroffen. Nur ein geringer Teil der Ausbrüche in Italien wurde aus den oben genannten Gründen in das ADIS gemeldet.
Insgesamt ist das Seuchengeschehen europaweit sehr massiv und dynamisch.
Es muss davon ausgegangen werden, dass sich besonders Serotyp 3, aber auch Serotyp 8 der Blauzungenkrankheit in Europa ausbreiten und auch in Österreich weitere Ausbrüche auftreten. Zudem gibt es auch laufend Nachweise von BTV-4 in Österreich. Das Risiko für weitere Ausbrüche in Österreich wird als hoch eingestuft. Aktuelle Informationen über die Situation in Österreich finden Sie hier.
Ein amtliches Impfprogramm gegen BT wird aktuell in Österreich nicht durchgeführt. Auf freiwilliger Basis und Kosten der Tierhalter:innen ist eine Impfung gegen die Serotypen 1, 2, 4 oder 8 amtlich gestattet und ein inaktivierter Impfstoff ist zugelassen. Für den Serotyp 3 gibt es derzeit drei inaktivierte Impfstoffe mit einer Notfallzulassung in anderen EU-Ländern. Sie wurden durch die Novelle 2024 in die Tierimpfstoffanwendungsverordnung aufgenommen, wodurch eine Anwendung in Österreich möglich ist. Die Vorgaben des Tiergesundheitsgesetzes und der Bluetongue-Bekämpfungs-Verordnung sind bei Impfungen gegen alle genannten Serotypen einzuhalten. Nach Herstellerangaben und Erfahrungen aus Ländern, in denen diese Impfstoffe bereits eingesetzt werden, bieten diese Impfungen keinen vollständigen Schutz vor einer Infektion, schützen jedoch vor einem schwerem Krankheitsverlauf (vermindertes Tierleid) und reduzieren die Virämie. Die Impfung von empfänglichen Tieren, besonders Schafen, wird daher dringend empfohlen. Zusätzlich sollten Tiere nach Möglichkeit zwischen Abend- und Morgendämmerung in den Stall gebracht werden (Insektengitter an den Fenstern und Türen schließen) um einen Stich von infizierten Gnitzen zu verhindern, die zu diesen Zeiten besonders aktiv sind. Der Einsatz von Insektiziden/Repellentien ist unter Einhaltung der Vorschriften zur Anwendung ebenfalls möglich und bietet einen zusätzlichen Schutz vor einer Übertragung.
Weitere Informationen über die Blauzungenkrankheit finden Sie hier. Die Daten auf dieser Seite werden zweimal wöchentlich aktualisiert.
Jul | Aug | Sep | |
---|---|---|---|
Frankreich | 0 | 185 | 0 |
Italien | 0 | 0 | 25 |
Schweiz | 0 | 3 | 14 |
Österreich | 0 | 0 | 15 |
Deutschland | 1 | 9 | 0 |
Spanien | 0 | 3 | 7 |
Andorra | 3 | 4 | 0 |
Portugal | 0 | 0 | 3 |
Schweden | 0 | 0 | 3 |
Tschechien | 0 | 0 | 3 |
Dänemark | 0 | 2 | 0 |
Luxemburg | 0 | 2 | 0 |
GESAMT | 4 | 208 | 70 |
Aktualisiert: 08.09.2023
Rückgang der Ausbrüche in Europa