Tierseuchenradar – Juli 2023
Im österreichischen Tierseuchenradar werden Informationen zur internationalen Lage und Ausbreitung der bedeutendsten Tierseuchen und Tierkrankheiten, die für Österreich relevant sind, bewertet und zusammengestellt. Dadurch können mögliche Risiken für Österreich früh erkannt und kommuniziert werden. Der Tierseuchenradar erscheint monatlich.
Für Deutschland und die Schweiz stehen mit dem Radar Bulletin entsprechend länderspezifische Beurteilungen der Tierseuchen-Risiken monatlich zur Verfügung.
Im folgenden Tierseuchenradar stellt ein "Ausbruch" einen im Animal Disease Information System (ADIS) gemeldeten Nachweis einer Tierseuche dar (Betriebe bei gehaltenen Tieren; Fundorte bei Wildtieren). Von einem Ausbruch betroffene Einzeltiere werden als "Fall" bezeichnet. Ein "Seuchengeschehen" stellt alle Ausbrüche dar, die in einem konkreten Zusammenhang stehen.
Die Datenabfrage erfolgt im ADIS zum angegebenen Stichtag. Nachmeldungen von Ausbrüchen nach dem Stichtag der Abfrage werden nicht dargestellt. Daraus können sich Unterschiede in den Ausbruchszahlen zu früheren Ausgaben des Tierseuchenradars ergeben.
Gesichtete Quellen: ADIS
Definition der Ampelfarben:
Rot-Schwarz: Die Tierseuche/Tierkrankheit tritt in Österreich auf. Spezifische Kontroll- und Bekämpfungsmaßnahmen werden getroffen. | |
Rot: Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist hoch. Es werden konkrete Maßnahmen zum Schutz österreichischer Tierbestände getroffen. | |
Orange: Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist mittel. Erhöhte Aufmerksamkeit ist angezeigt. | |
Grün: Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist gering und die Situation unauffällig. |
Neue Meldungen | Mai. | Jun. | Jul. | |
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ASP |
Afrikanische Schweinepest: Im Juli 2023 wurden in Europa 846
Ausbrüche bei Hausschweinen und 465 bei Wildschweinen gemeldet. In
den letzten 3 Monaten hat sich die epidemiologische
ASP-Situation in Europa drastisch
verändert. Die Anzahl der Ausbrüche bei Hausschweinen stieg
von 42 im Mai über 295 im Juni auf 846 im Juli. Im Gegensatz dazu
ging die Zahl der Ausbrüche in der Wildschweinpopulation
schrittweise von 758 im Mai auf 465 im Juli zurück. Dieser
drastische Anstieg der Ausbrüche bei Hausschweinen ist hauptsächlich
auf die Lage in Rumänien, Serbien, Kroatien und Bosnien und
Herzegowina zurückzuführen. Die Situation in den Nachbarländern
bleibt für Österreich besorgniserregend, da Ungarn, die Slowakei,
Deutschland, Tschechien und Italien im Juli weitere Ausbrüche von
ASP bei Wildschweinen gemeldet haben. Aufgrund der geringen
Entfernung zur österreichischen Staatsgrenze wird das Risiko für
Österreich als hoch eingestuft.
Aufgrund der derzeit sehr aktiven ASP-Situation speziell in
Kroatien, Serbien und Bosnien und Herzegowina, sowie des durch die
Urlaubszeit bedingten starken (Rück-)Reiseverkehrs aus von der ASP
betroffenen Ländern (siehe unten) nach
Österreich, weisen wir hier ausdrücklich auf die Gefahr der
Verschleppung des Virus durch mitgebrachtes Schweinefleisch bzw.
Fleischerzeugnisse (dazu zählen z.B. auch Wurstwaren,
Fleischaufstriche etc.) hin. Bitte verzichten Sie darauf, Fleisch
oder Fleischerzeugnisse aus betroffenen Ländern nach Österreich
mitzubringen - Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur
Gesunderhaltung unserer Tierbestände!
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HPAI |
Aviäre Influenza: Im Juli 2023 wurden in Europa 306 Ausbrüche der
Aviären Influenza A(H5N*) aus 18 Ländern gemeldet (im Vormonat 416
Ausbrüche aus 21 Ländern). Ausbrüche gab es bei
Geflügel in Frankreich, Deutschland, den
Niederlanden, Polen, Dänemark und Italien. Ausbrüche bei
Wildvögeln in Deutschland, den Niederlanden,
Frankreich, Polen, Lettland, Litauen, Schweden, Dänemark, Belgien,
Norwegen, Italien, Finnland, Ungarn, Spanien, Irland, Tschechien,
Estland und der Schweiz. Vögel in Gefangenschaft
waren in Frankreich und Irland von der HPAI betroffen. Aus Österreich erfolgten im Juli keine Meldungen der Aviären Influenza A(H5N1). Es besteht ein mittleres Risiko eines Eintrages in Nutzgeflügelbestände und Haltungen von Vögeln in Gefangenschaft sowie für Ausbrüche bei Wildvögeln. |
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RABIES | Tollwut (RABIES): Ausbrüche waren in Rumänien und der Türkei zu verzeichnen. Die erleichterten Einreisebedingungen für Heimtiere, die mit Flüchtlingen aus der Ukraine in die EU kommen, liefen mit 15. Juni aus. Österreich ist seit 2008 anerkannt frei von terrestrischer Tollwut. Das Risiko eines Neueintrags des Tollwutvirus erhöht sich tendenziell mit der Ausbreitung in Osteuropa, wird aber aktuell noch als gering eingestuft. | |||
WNF | West Nil Fieber: Im Juli 2023 wurden 15 WNF-Ausbrüche in Europa gemeldet (Vormonat 3 Ausbrüche). Betroffen waren Vögel (14 Ausbrüche) und Pferde (1 Ausbruch). Aus Österreich wurden im Juli keine Ausbrüche des West Nil Fiebers in das ADIS gemeldet. Das Risiko für Österreich wird als mittel eingestuft. |
Situation
Situation in Österreich
Österreich ist bisher von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) verschont geblieben, allerdings kommt sie in einigen Nachbarländern wie Ungarn, der Slowakei, Tschechien, Deutschland und Italien vor.
Situation in Europa
Im Juli 2023 wurden in Europa 846 Ausbrüche bei Hausschweinen und 465 Ausbrüche bei Wildschweinen in das ADIS gemeldet. Im Juli wurde das ASPV in Europa in 15 Ländern bei Hausschweinen und in 16 Ländern bei Wildschweinen nachgewiesen. Im Vergleich zum Mai (42) und Juni (295) ist die Anzahl der ASP-Ausbrüche bei Hausschweinen drastisch gestiegen. Die Anzahl der ASP-Ausbrüche bei Wildschweinen ist dagegen leicht gesunken (im Vormonat 589 Ausbrüche, siehe Tabelle ASP-Ausbrüche und Abbildung ASP-Karte).
Im Jahr 2022 zeigte das Auftreten von ASP-Ausbrüchen bei Wildschweinen und Hausschweinen eine bereits im Vorjahr beobachtete Saisonalität: die Anzahl der ASP-Ausbrüche bei Wildschweinen steigt in den kalten Monaten (November–April), während die Anzahl der ASP-Ausbrüche bei Hausschweinen in den warmen Monaten (Mai–Oktober) zunimmt. Auch diesen Sommer zeigt die Anzahl der ASP-Ausbrüche bei Hausschweinen einen Anstieg (zum Vergleich siehe Abbildung ASP-Verlauf im Bericht von Juni 2022).
Einen vollständigen Überblick über die ASP-epidemiologische Situation und die Anzahl der Proben, die von den betroffenen Ländern der Europäischen Union (EU) im Jahr 2022 analysiert wurden, finden Sie im aktuellen Bericht der European Food Safety Authority (EFSA).
Hausschweine
Im Berichtszeitraum wurden zahlreiche Ausbrüche aus Kroatien (256), Rumänien (238), Bosnien und Herzegowina (222) und Serbien (101) gemeldet. Die meisten Ausbrüche ereigneten sich in der Grenzregion zwischen Serbien, Bosnien und Herzegowina und Kroatien (siehe ASP-Karte). Abgesehen von 8 Haltungen mit mehr als 500 Schweinen in Bosnien und Herzegowina und einem Betrieb in Kroatien, handelte es sich bei allen betroffenen Betrieben um Kleinhaltungen. Seit dem 23. Juni meldete die zuständige kroatische Behörde insgesamt 264 Ausbrüche bei Hausschweinen in den Kreisen Vukovar-Srijem und Brod-Posavina. Die Einschleppung der ASP nach Kroatien erfolgte wahrscheinlich durch den Menschen. Vorläufige Ergebnisse einer epidemiologischen Untersuchung ergaben, dass hierbei zahlreiche Eintragswege möglich sind (Lastwagen zum Einsammeln von Schweinekadavern oder Fahrzeuge, die für Waldarbeiten verwendet werden). Angesichts der raschen Ausbreitung der Infektionen wurde eine neue Verordnung über Kontrollmaßnahmen zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest in der Republik Kroatien und die dazugehörige Entscheidung über Sperrzonen veröffentlicht. In den Gemeinden, in denen Schutzzonen eingerichtet sind, wurden zusätzlich polizeiliche Überwachungsmaßnahmen durchgeführt, um den illegalen Handel mit Schweinefleisch und lebenden Tieren zu verhindern.
Weitere Ausbrüche wurden aus Polen (8), der Ukraine (5), Lettland (4), Nordmazedonien (2), Griechenland (1), Italien (1) und Litauen (1) gemeldet.
In Polen kam es sowohl im Westen als auch im Osten des Landes zu 8 Ausbrüchen, wobei unter den betroffenen Betrieben auch ein Betrieb in Warminsko-Mazurskie mit 750 Tieren war. Die Ausbrüche betrafen insgesamt 4 Regionen: Wielkopolskie (Westpolen), Warminsko-Mazurskie (nahe der russischen Grenze), Lubelskie (nahe der Grenze zu Weißrussland) und Mazowieckie.
In Lettland waren seit September 2022 keine ASP-Ausbrüche mehr aufgetreten. Am 26. Juni meldete Lettland den ersten ASP-Ausbruch des Jahres 2023 in einem Betrieb mit 101 Schweinen und im Juli wurden vier weitere Ausbrüche bestätigt.
Am 5. Juli wurde in Griechenland ein ASP-Ausbruch in einem Freilandbetrieb mit 16 Schweinen (griechische Schwarzschweine) bestätigt. Alle Schweine am Betrieb starben innerhalb von 5 Tagen.
Im Juli wurde in Italien in der Provinz Reggio Calabria in der Gemeinde Roccaforte del Greco ein ASP-Ausbruch in einem kleinen Zuchtbetrieb (12 Tiere) mit Freilandhaltung gemeldet.
Am 23. Juni meldete Litauen den ersten ASP-Ausbruch des Jahres 2023 in einem Betrieb mit nur 2 Schweinen. Drei Tage später folgte ein zweiter Ausbruch in einem Betrieb mit 6 Schweinen. Ein dritter Ausbruch wurde am 11. Juli in einem kleinen kommerziellen Schweinebetrieb mit 22 Schweinen (1 Sau, 15 Ferkel und 6 Mastschweine) gemeldet.
Neue Ausbrüche wurden auch aus Estland (2), Bulgarien (2), Moldawien (2) und dem Kosovo (1) gemeldet (siehe Tabelle ASP-Ausbrüche).
Wildschweine
Im Juli 2023 (Stichtag: 03.08.2023) meldeten 16 Länder, von denen 5 an Österreich grenzen, Ausbrüche von ASP bei Wildschweinen. Die meisten Ausbrüche wurden in Lettland (163) gemeldet, gefolgt von Polen (114), Italien (53), Deutschland (44), Litauen (28), der Slowakei (19), Rumänien (11), Ungarn (9), Nordmazedonien (7), Estland (5), Bosnien und Herzegowina (4), Kroatien (3), Kosovo (2), Tschechien (1), Bulgarien (1) und der Ukraine (1) (siehe Tabelle ASP-Ausbrüche).
Derzeit beträgt die kürzeste Distanz eines bestätigten ASP-Falles zur österreichischen Staatsgrenze 111 km und befindet sich in der Slowakei (siehe Abbildung ASP-Distanz).
Zu den weiteren Nachweisen in Europa siehe Tabelle ASP-Ausbrüche und zur räumlichen Verteilung siehe Detaildarstellung in der Abbildung ASP-Karte.
HS | WS | HS | WS | HS | WS | |
---|---|---|---|---|---|---|
Polen | 0 | 329 | 9 | 189 | 8 | 114 |
Rumänien | 12 | 21 | 50 | 5 | 238 | 11 |
Serbien | 26 | 17 | 174 | 17 | 101 | 0 |
Italien (ohne Sardinien) | 2 | 141 | 2 | 125 | 1 | 53 |
Bosnien und Herzegowina | 0 | 0 | 45 | 0 | 222 | 4 |
Kroatien | 0 | 0 | 7 | 0 | 256 | 3 |
Lettland | 0 | 16 | 1 | 35 | 4 | 163 |
Deutschland | 0 | 70 | 0 | 75 | 0 | 44 |
Slowakei | 0 | 76 | 0 | 53 | 0 | 19 |
Litauen | 0 | 31 | 2 | 37 | 1 | 28 |
Ungarn | 0 | 40 | 0 | 23 | 0 | 9 |
Tschechien | 0 | 9 | 0 | 25 | 0 | 1 |
Nordmazedonien | 0 | 1 | 2 | 3 | 2 | 7 |
Estland | 0 | 0 | 0 | 2 | 2 | 5 |
Ukraine | 1 | 2 | 0 | 0 | 5 | 1 |
Bulgarien | 0 | 5 | 0 | 0 | 2 | 1 |
Griechenland | 1 | 0 | 3 | 0 | 1 | 0 |
Kosovo | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 2 |
Moldawien | 0 | 0 | 0 | 0 | 2 | 0 |
GESAMT | 42 | 758 | 295 | 589 | 846 | 465 |
Folgen für Österreich
Für Österreich bleibt das Risiko einer Einschleppung von ASP hoch. Es wird eindringlich vor dem Mitbringen von Schweine- oder Wildschweinefleisch und anderen von diesen Tieren stammenden Produkten aus betroffenen Gebieten gewarnt. Das ASP-Virus ist extrem lange in der Umwelt überlebensfähig, vor allem in Blut, Fleischprodukten und Kadavern.
In Österreich müssen seit Ende 2019 zum Zweck der Früherkennung alle tot aufgefundenen Wildschweine gemeldet und von der AGES auf das ASP-Virus untersucht werden. Daneben erfolgt auch eine Untersuchung von Aborten sowie von klinisch oder pathologisch auffälligen Hauschweinen und von Organproben gemäß dem ASP- und KSP-Stichprobenplan.
Tierhalter können die “ASP-Risikoampel” oder den online Fragebogen “Biocheck” verwenden, um die Biosicherheit ihrer Betriebe kostenlos und anonym zu überprüfen. Richtlinien zur Biosicherheit sind in dem Dokument “Leitfaden Biosicherheit in Schweinehaltungen” zu finden. Das von der Niedersächsischen Tierseuchenkasse und dem Landvolk Niedersachsen zur Verfügung gestellte Dokument wird ständig auf dem neuesten Stand der EU-Verordnung gehalten. Weitere Empfehlungen und ein Handbuch zur Biosicherheit bei der Haltung von Schweinen in Österreich werden auf der Website des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) bzw. auf der Kommunikationsplattform Verbrauchergesundheit zur Verfügung gestellt.
Im seit 21. April 2021 geltenden Tiergesundheitsrecht (Verordnung (EU) 2016/429) und den in Abhängigkeit davon geltenden zusätzlichen Rechtsakten der Europäischen Kommission, im Besonderen der Delegierten Verordnung (EU) 2020/687, der Durchführungsverordnung (EU) 2023/594 (zuletzt geändert durch die Durchführungsverordnung (EU) 2023/1590/EU, vom 1. August 2023) und der ASP-Verordnung 2005 sind Zuständigkeiten und Maßnahmen zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest festgelegt. Im Anhang Teil I bis III der Durchführungsverordnung 2023/1590/EU sind die geltenden Gebiete (Sperrzonen I, II und III) mit erhöhtem Risiko einer Ausbreitung der ASP aufgeführt.
Weitere Informationen über die in Österreich bis jetzt durchgeführten ASP-Vorbereitungsmaßnahmen finden Sie hier.
Einen Überblick über die ASP-Zonierungsmaßnahmen in Europa erhalten Sie auf den interaktiven Karten der EU-Kommission.
Kommentar
Wie schon im Vorjahr beobachtet wurde, scheint generell die Anzahl der ASP-Ausbrüche bei Hausschweinen in Europa in den Sommermonaten (ab Juli/August) leicht anzusteigen und in den kalten Monaten zu sinken (Abbildung ASP-Verlauf). Im Gegensatz dazu steigt die Anzahl der gemeldeten Ausbrüche beim Wildschwein in den kälteren Wintermonaten (für einen Vergleich siehe Abbildung ASP-Verlauf im Bericht von März 2022).
In der epidemiologischen Analyse der EFSA werden einige mögliche Faktoren genannt, die diese saisonale Abhängigkeit der Ausbrüche erklären könnten.
Bei Hausschweinen werden Faktoren im Zusammenhang mit der Erntesaison, wie z.B. die Verwendung von kontaminiertem Grünfutter/Einstreu und der Einsatz von externen Erntehelfern, die das Virus in einen Betrieb von außen einbringen können, als mögliche Ursache für die Zunahme der gemeldeten ASP-Ausbrüche in den Sommermonaten diskutiert. Das Ernten von Feldfrüchten im Sommer oder das Vorbereiten der Felder im Frühjahr könnte zu einem erhöhten Verkehr von Fahrzeugen in und aus den Schweinebetrieben sowie in und aus potenziell kontaminierten Gebieten führen.
Bei Wildschweinen werden Faktoren im Zusammenhang mit der Jagdsaison als Erklärung für die Zunahme von ASP-Ausbrüchen im Winter genannt. Generell steigt die Anzahl toter Wildschweine im Winter aufgrund der Jagd und der natürlichen höheren Sterblichkeit (geringere Futterverfügbarkeit), was bedeutet, dass mehr Tiere untersucht werden. Darüber hinaus erleichtert die dünnere Vegetation das Auffinden von Kadavern und die kalte Temperatur ermöglicht eine längere Haltbarkeit der Kadaver bzw. des Virus in der Umwelt.
Für Österreich bleibt der indirekte Eintrag der ASP durch den Menschen aus von ASP betroffenen Ländern das vordergründige Risiko.
Daher ist die Sensibilisierung der verschiedenen Interessengruppen von größter Bedeutung. Ausführliche Informationen, Filme, Broschüren, Poster zur Ätiologie, Diagnose und epidemiologischen Ausbreitung der ASP finden Sie auf der Website der KVG. Das Material richtet sich an verschiedene Interessengruppen wie Jäger, Schweinehalter, Reisende, Forstarbeiter, Tierärzte, Saisonarbeiter und Pflegekräfte.
Quellen
Situation
Situation in Österreich
Im Berichtszeitraum Juli wurden aus Österreich keine Ausbrüche der HPAI in das ADIS gemeldet.
Aufgrund des Auftretens der HPAI im Berichtszeitraum in Nachbarländern ist das Risiko weiterer Ausbrüche bei Geflügel und Vögeln in Gefangenschaft für Österreich als mittel zu bewerten.
Am 22. April ist die 3. Novelle 2023 der Geflügelpest-Verordnung 2007 in Kraft getreten. Das gesamte Bundesgebiet ist als Gebiet mit erhöhtem Geflügelpest-Risiko ausgewiesen.
Situation in Europa
Im Juli 2023 wurden in Europa bei Geflügel 8 Ausbrüche der hochpathogenen Aviären Influenza A(H5N*), bei Wildvögeln 296 Ausbrüche und bei Vögeln in Gefangenschaft 2 Ausbrüche gemeldet (Stichtag: 03.08.2023). Die Gesamtzahl von 306 gemeldeten Ausbrüchen hat sich im Vergleich zum Vormonat (416 Ausbrüche) erneut deutlich verringert. Im Berichtszeitraum wurden in 18 Ländern HPAI A(H5N*) Ausbrüche bei Geflügel, Wildvögeln oder Vögeln in Gefangenschaft nachgewiesen (Vormonat 21 Länder). Im Juli wurden fast ausschließlich bei Wildvögeln Infektionen mit dem HPAI A(H5N1) Virus nachgewiesen (siehe Abbildung HPAI-Verlauf). Zum Stichtag gingen im ADIS Meldungen aus Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Polen, Lettland, Litauen, Schweden, Dänemark, Belgien, Norwegen, Italien, Finnland, Ungarn, Spanien, Irland, Tschechien, Estland, und der Schweiz ein (siehe Tabelle HPAI-Ausbrüche).
Mit Deutschland, Ungarn, Slowenien, Italien und der Schweiz erfolgten im Juli somit in fünf Nachbarländern Österreichs HPAI-Ausbruchsmeldungen (siehe Abbildung HPAI-Karte).
Einen umfassenden Überblick der European Food Safety Authority (EFSA) über den aktuellen Seuchenzug und den Vergleich zu vorherigen Jahren finden Sie hier.
Das Europäische Referenzlabor für Aviäre Influenza und Newcastle Disease in Italien (EURL AI/ND) stellt in einem Datenportal detaillierte Informationen über HPAI-Ausbrüche in Europa zur Verfügung.
Geflügel
Im Juli steigt die Zahl der europaweit in das ADIS gemeldeten Ausbrüche von HPAI A(H5N*) bei Geflügel geringfügig von 4 Ausbrüchen im Vormonat auf 8 Ausbrüche. Mit Frankreich (3 Ausbrüche) Deutschland, den Niederlanden, Polen, Dänemark und Italien (jeweils 1 Ausbruch) meldeten sechs Länder HPAI-Ausbrüche bei Geflügel im Berichtszeitraum (siehe Tabelle HPAI-Ausbrüche). Mit einer Entfernung von 195 km trat der HPAI-Ausbruch bei Geflügel mit der geringsten Distanz zur österreichischen Staatsgrenze in Italien auf (siehe Abbildung HPAI-Distanz).
Wildvögel
Die Anzahl der HPAI-Meldungen bei Wildvögeln ist im Juli in Europa mit 296 Ausbrüchen im Vergleich zum Vormonat (409 Ausbrüche) deutlich gesunken. Die im Beobachtungszeitraum festgestellten Ausbrüche bei Wildvögeln sind weiterhin auch in südlichen und östlichen Regionen Europas lokalisiert, der Schwerpunkt verschiebt sich jedoch weiter an die Küstengebiete, besonders der Nord- und Ostsee (siehe Abbildung HPAI-Karte). Die Zahl der betroffenen Länder sinkt im Vergleich zum Vormonat auf 18 (siehe Tabelle HPAI-Ausbrüche). Betroffen waren weiterhin hauptsächlich Möwenvögel in Brutkolonien. Naheliegende Ausbrüche von HPAI A(H5N1) bei Wildvögeln traten im Juli in Ungarn 147 km und in der Schweiz 193 Kilometer von der österreichischen Staatsgrenze entfernt auf (siehe Abbildung HPAI-Distanz).
Vögel in Gefangenschaft
Im Juli sinkt die Zahl der gemeldeten Ausbrüche von HPAI A(H5N*) bei Vögeln in Gefangenschaft von 3 Ausbrüchen im Vormonat auf 2 Ausbrüche. Jeweils ein Nachweis erfolgte in Frankreich und in Irland (siehe Tabelle HPAI-Ausbrüche).
GE | WV | VG | GE | WV | VG | GE | WV | VG | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Deutschland | 2 | 194 | 0 | 0 | 155 | 0 | 1 | 68 | 0 |
Frankreich | 83 | 40 | 2 | 3 | 24 | 2 | 3 | 28 | 1 |
Niederlande | 0 | 31 | 0 | 0 | 53 | 0 | 1 | 44 | 0 |
Polen | 1 | 67 | 0 | 0 | 17 | 1 | 1 | 7 | 0 |
Lettland | 0 | 14 | 0 | 0 | 45 | 0 | 0 | 6 | 0 |
Litauen | 0 | 24 | 0 | 0 | 25 | 0 | 0 | 1 | 0 |
Schweden | 0 | 6 | 0 | 1 | 14 | 0 | 0 | 25 | 0 |
Dänemark | 0 | 6 | 0 | 0 | 15 | 0 | 1 | 20 | 0 |
Belgien | 0 | 4 | 0 | 0 | 6 | 0 | 0 | 28 | 0 |
Norwegen | 0 | 2 | 0 | 0 | 13 | 0 | 0 | 14 | 0 |
Italien | 0 | 0 | 0 | 0 | 11 | 0 | 1 | 11 | 0 |
Finnland | 0 | 0 | 0 | 0 | 2 | 0 | 0 | 20 | 0 |
Ungarn | 0 | 9 | 0 | 0 | 5 | 0 | 0 | 4 | 0 |
Österreich | 0 | 13 | 0 | 0 | 4 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Spanien | 0 | 1 | 0 | 0 | 8 | 0 | 0 | 7 | 0 |
Irland | 0 | 0 | 0 | 0 | 3 | 0 | 0 | 7 | 1 |
Tschechien | 2 | 7 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 |
Estland | 0 | 2 | 0 | 0 | 3 | 0 | 0 | 4 | 0 |
Schweiz | 0 | 3 | 0 | 0 | 2 | 0 | 0 | 1 | 0 |
Slowakei | 0 | 4 | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Slowenien | 0 | 3 | 0 | 0 | 2 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Luxemburg | 0 | 2 | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Island | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Kroatien | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Serbien | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
GESAMT | 88 | 435 | 3 | 4 | 409 | 3 | 8 | 296 | 2 |
Folgen für Österreich
Mit Inkrafttreten der 3. Novelle 2023 der Geflügelpest-Verordnung 2007 am 22. April ist das gesamte Bundesgebiet als Gebiet mit erhöhtem Geflügelpest-Risiko ausgewiesen. Die Behörden können unter Berücksichtigung der epidemiologischen Situation Veranstaltungen mit Geflügel oder anderen Vögeln untersagen oder nur unter Vorschreibung bestimmter Auflagen und Bedingungen zulassen. Tierhalter müssen zudem Maßnahmen zum Schutz ihrer Tiere vor der AI und der frühzeitigen Erkennung einer Infektion verpflichtend umsetzen. Diese Pflichten sind in §8 der Geflügelpest-Verordnung 2007 aufgeführt.
Gebiete mit stark erhöhtem Geflügelpest-Risiko, in denen Geflügel und gehaltene Vögel in Stallungen oder geschlossenen Haltungsvorrichtungen gehalten werden müssen, sind derzeit nicht ausgewiesen.
Derzeit sind keine Gebiete in Österreich zu infizierten Zonen erklärt worden.
In ganz Österreich sollten Geflügelbetriebe, Zoo- und Hobbyhaltungen mit äußerster Sorgfalt Biosicherheits- und Hygienemaßnahmen umsetzen. Direkte oder indirekte Kontakte zu Wildvögeln stellen ein potenzielles Risiko einer Übertragung dar und sollten konsequent verhindert werden. Mit der “AI-Risikoampel” oder dem Online-Fragebogen “Biocheck” stehen kostenlose und anonyme Möglichkeiten zur Überprüfung des Status der Biosicherheit zur Verfügung. Beispiele für Informationsmaterial finden Sie für private Geflügelhaltungen hier und für Geflügelbetriebe hier.
Jede Geflügelhaltung ist der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde zu melden.
Aufgefundene tote oder verendende Wildwasservögel und Greifvögel müssen unmittelbar der Bezirksverwaltungsbehörde gemeldet und im Nationalen Referenzlabor (AGES IVET Mödling) untersucht werden, damit frühzeitig entsprechende Maßnahmen getroffen werden können.
Kommentar
Anfang Juli wurden in Finnland Polarfüchse in einer Pelztierfarm positiv auf das Aviäre Influenza Virus (A)H5N1 getestet. Es kam zu einer deutlich erhöhten Sterblichkeit und die Tiere zeigten neurologische Symptome, Durchfall sowie eine verminderte Nahrungsaufnahme. Bei einer gezielten Beprobung von Pelztierfarmen in der Umgebung wurden 19 weitere Betriebe positiv getestet, in denen Polarfüchse, Nerze, Marderhunde und Silberfüchse gehalten wurden. Die betroffenen Tiere wurden gekeult, Wildvögel in der näheren Umgebung getötet und weitere Maßnahmen zur Eindämmung und Abklärung der Infektionswege behördlich angeordnet. Alle Betriebe liegen in einer Region, in der die HPAI bei Wildvögeln auftritt. Nach einem Ausbruch bei gehaltenen Nerzen in Spanien im vergangenen Jahr ist dies das zweite bekannte Ausbruchsgeschehen bei Pelztierfarmen in Europa.
Zusätzlich werden in Finnland alle Menschen, die Kontakt zu infizierten Säugetieren oder Vögeln hatten, Personen, die an Keulungs- oder Reinigungsmaßnahmen beteiligt waren, sowie deren Kontaktpersonen mit Krankheitssymptomen auf das H5N1-Virus untersucht. Eine Übertragung auf diese Personen konnte im Zuge der durchgeführten Untersuchungen nicht nachgewiesen werden.
Quellen
Im Berichtzeitraum (Stichtag: 03.08.2023) wurden in Europa 2 RABIES-Ausbrüche (Vormonat 13 Ausbrüche) verzeichnet. Alle Fälle traten in bereits bekannte Tollwut-Gebieten auf. Rumänien meldete einen Tollwutfall bei einem Fuchs im Nordosten des Landes und die Türkei bei einem Rind (für einen Überblick über die letzten drei Monate siehe Tabelle RABIES-Ausbrüche).
Mai | Jun | Jul | |
---|---|---|---|
Türkei | 5 | 11 | 1 |
Rumänien | 3 | 0 | 1 |
Moldawien | 0 | 2 | 0 |
GESAMT | 8 | 13 | 2 |
Kommentar
Eines der größten Risiken der Wiedereinschleppung von Tollwut in eine tollwutfreie Population ist der Transport von nicht geimpften Tieren aus Ländern mit endemischer Tollwut. Die Überwachungsmaßnahmen sollten darauf abzielen, die illegale Einfuhr von tollwütigen oder nicht geimpften Welpen zu bekämpfen.
Seit 15. Juni 2023 gelten für Flüchtende in Begleitung von Heimtieren aus der Ukraine wieder die regulären Bedingungen für die Einreise in die EU. Informationen zu den Reiseverkehrsregelungen finden Sie hier.
Österreich wurde 2008 für frei von terrestrischer Tollwut erklärt. Der letzte Ausbruch mit einem Feldvirus wurde 2002 detektiert. Weitere Informationen über Tollwut finden Sie hier.
Quellen
Im Berichtszeitraum (Stichtag: 03.08.2023) wurden 15 WNF-Ausbrüche in das ADIS gemeldet (siehe Tabelle WNF-Ausbrüche). Das Risiko für Österreich wird als mittel eingeschätzt.
Bei Vögeln wurden im Juli 14 WNF-Ausbrüche gemeldet (3 im Vormonat). Betroffen waren Vögel in Italien (10 Ausbrüche) und Deutschland (4 Ausbrüche).
Bei Pferden erfolgte im Berichtszeitraum 1 Meldung (0 im Vormonat) eines WNF-Ausbruchs in Spanien.
Bei WNF handelt es sich um eine Zoonose, die durch den Stich infizierter Stechmücken übertragen wird. Der saisonale Anstieg der WNF-Ausbrüche in den Sommermonaten ist eine Folge der Zunahme von Stechmücken. Ebenso ist die Abnahme der Ausbrüche in den Wintermonaten durch die jahreszeitlich bedingten geringeren Vorkommen von Stechmücken zu erklären. Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) geht von einer Übertragungssaison von Juni bis November aus. Mit dem Gelsen-Monitoring der AGES werden an definierten Standorten in Österreich Stechmücken gesammelt, klassifiziert und auf das WNV untersucht. Seit dem ersten Nachweis einer WNV-Infektion in Österreich bei Greifvögeln 2008 wird bei Wild- und Greifvögeln ein Überwachungsprogramm durchgeführt. Ebenfalls seit 2008 untersucht die AGES bei entsprechenden pathomorphologischen Hinweisen auch andere Tierarten auf WNV. Nachweise bei Pferden erfolgten erstmals 2016, wobei Pferde ebenso wie Menschen für das Virus Endwirte darstellen; von ihnen geht keine weitere Infektionsgefahr aus. Ein serologisches Überwachungsprogramm bei Pferden wurde 2011 gestartet. Für Pferde stehen mehrere zugelassene Impfstoffe gegen WNV zur Verfügung. Weitere Informationen zur Vorbeugung einer Infektion finden Sie auf der Homepage der AGES. Einen wöchentlichen Überblick des ECDC über die gemeldeten WNF-Ausbrüche bei Pferden, Vögeln und Fälle/Infektionen beim Menschen finden Sie hier.
VO | EQ | VO | EQ | VO | EQ | |
---|---|---|---|---|---|---|
Italien | 1 | 0 | 3 | 0 | 10 | 0 |
Deutschland | 0 | 0 | 0 | 0 | 4 | 0 |
Spanien | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 |
GESAMT | 1 | 0 | 3 | 0 | 14 | 1 |
Aktualisiert: 08.09.2023