Gesundheit für Mensch, Tier & Pflanze

Tierseuchenradar – August 2024

| Lesezeit 1 min
Tierseuchenradar



Im österreichischen Tierseuchenradar werden Informationen zur internationalen Lage und Ausbreitung der bedeutendsten Tierseuchen und Tierkrankheiten, die für Österreich relevant sind, bewertet und zusammengestellt. Dadurch können mögliche Risiken für Österreich früh erkannt und kommuniziert werden. Der Tierseuchenradar erscheint monatlich.

Bitte klicken Sie auf den jeweiligen Eintrag für mehr Informationen.

Afrikanische Schweinepest

Zahlreiche Ausbrüche bei Hausschweinen in Norditalien

Aviäre Influenza

Ausbruch bei Wildvögeln in Österreich. Anstieg der Ausbrüche in Europa.

Tollwut

Vereinzelte Ausbrüche in Osteuropa und der Türkei

West Nil Virus

Deutlicher Anstieg der Ausbrüche bei Vögeln und Pferden in Europa.

Epizootische Hämorrhagie

Anstieg der Ausbrüche bei Rindern in Spanien und Portugal, Ausbruch in Andorra

Pest der kleinen Wiederkäuer

Weiterhin Ausbrüche in Rumänien und Griechenland

Blauzungenkrankheit

In Österreich erstmalig BTV-3 Ausbruch und nach 2016 wieder BTV-4. Europaweiter Anstieg BTV-3, vereinzelt BTV-8

Legende:

Für Deutschland und die Schweiz stehen mit dem Radar Bulletin entsprechend länderspezifische Beurteilungen der Tierseuchen-Risiken monatlich zur Verfügung. Im AGES Radar Infektionskrankheiten finden Sie aktuelle Informationen und Situationsbewertungen zu Infektionskrankheiten beim Menschen in Österreich und international.

Im folgenden Tierseuchenradar stellt ein "Ausbruch" einen im Animal Disease Information System (ADIS) gemeldeten Nachweis einer Tierseuche dar (Betriebe bei gehaltenen Tieren; Fundorte bei Wildtieren). Von einem Ausbruch betroffene Einzeltiere werden als "Fall" bezeichnet. Ein "Seuchengeschehen" stellt alle Ausbrüche dar, die in einem konkreten Zusammenhang stehen.

Die Datenabfrage erfolgt im ADIS zum angegebenen Stichtag. Nachmeldungen von Ausbrüchen nach dem Stichtag der Abfrage werden nicht dargestellt. Daraus können sich Unterschiede in den Ausbruchszahlen zu früheren Ausgaben des Tierseuchenradars ergeben.

Gesichtete Quellen: ADIS

Definition der Ampelfarben:

rot-schwarzes Symbol Rot-Schwarz: Die Tierseuche/Tierkrankheit tritt in Österreich auf. Spezifische Kontroll- und Bekämpfungsmaßnahmen werden getroffen.
rotes Symbol Rot: Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist hoch. Es werden konkrete Maßnahmen zum Schutz österreichischer Tierbestände getroffen.
oranges Symbol Orange: Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist mittel. Erhöhte Aufmerksamkeit ist angezeigt.
grünes Symbol Grün: Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist gering und die Situation unauffällig.

Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist hoch. Es werden konkrete Maßnahmen zum Schutz österreichischer Tierbestände getroffen.

Afrikanische Schweinepest

Situation

Situation in Österreich

Österreich ist bisher von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) verschont geblieben, allerdings kommt sie in einigen Nachbarländern wie Ungarn, der Slowakei, Deutschland, Tschechien und Italien vor. Aufgrund der geringen Entfernung zur österreichischen Staatsgrenze wird das Risiko für Österreich als hoch eingestuft.

Situation in Europa

Im August 2024 wurden in Europa 114 Ausbrüche bei Hausschweinen und 535 Ausbrüche bei Wildschweinen in das ADIS gemeldet (Stichtag: 03.09.2024). Die Gesamtzahl von 649 gemeldeten Ausbrüchen ist im Vergleich zum Juli (803) gesunken (siehe Abbildung ASP-Verlauf). Der gemeldete Rückgang der Ausbrüche ist mit Vorsicht zu interpretieren, da viele im Juli bestätigte Ausbrüche bei Hausschweinen erst im August gemeldet wurden. In der nächsten Aktualisierung könnten weitere Nachmeldungen hinzukommen. Daher ist es schwierig festzustellen, ob der Rückgang der Ausbrüche einfach auf Verzögerungen bei der Meldung zurückzuführen ist. Derzeit sind 17 Länder in Europa betroffen (siehe Tabelle ASP-Ausbrüche, Abbildung ASP-Karte).

Hausschweine

Im August 2024 (Stichtag: 03.09.2024) ist die Zahl der europaweit in das ADIS gemeldeten ASP- Ausbrüche bei Hausschweinen gesunken (im Berichtszeitraum 114, im Vormonat 227). Es wurden Ausbrüche aus Serbien (33), Rumänien (26), Italien (17), der Ukraine (14), Polen (11), Kroatien (4), Bosnien und Herzegowina (3), Lettland (2), Moldawien (2), Deutschland (1) und der Slowakei (1) gemeldet (siehe Tabelle ASP-Ausbrüche). Bei der Mehrzahl der betroffenen Betriebe (89) handelt es sich um kleine Betriebe, vor allem in Serbien und Rumänien, mit weniger als 100 Tieren. Unter diesen sind 45 private Kleinsthaltungen mit weniger als 10 Schweinen. In 20 Betrieben, 15 davon in Italien, wurden jeweils mehr als 500 Tiere gehalten.

Im August hat Serbien mehr als 100 Nachmeldungen über ASP-Ausbrüche eingereicht, die im Juli bestätigt worden sind.

Italien hat 17 Ausbrüche in den nördlichen Regionen gemeldet. 13 Ausbrüche wurden in der Lombardei (Provinzen Pavia und Lodi) und 4 im Piemont (Provinz Novara und Vercelli) gemeldet. Besonders hervorzuheben ist ein Ausbruch in der Provinz Pavia, Gemeinde Tromello, in dem ein großer Betrieb mit 20.430 Schweinen betroffen war.

Im Berichtzeitraum meldete Polen 11 Ausbrüche in 5 Woiwodschaften (Kujawsko-Pomorskie, Warmińsko-Mazurskie, Pomorskie, Zachodniopomorskie und Wielkopolskie). Ein Ausbruch war in Kałdus, Gemeinde Chełmno, Bezirk Chełmiński, Woiwodschaft Kujawsko-Pomorskie in einem bisher nicht gelisteten/betroffenen Gebiet.

Am 16. August meldete Deutschland einen Ausbruch in Rheinland-Pfalz, betroffen war ein kleiner Betrieb mit drei Mastschweinen innerhalb der eingerichteten Sperrzone (RZ) I in Gerolsheim, Landkreis Bad Dürkheim.

Derzeit beträgt die kürzeste Distanz eines bestätigten ASP-Ausbruchs bei Hausschweinen zur österreichischen Staatsgrenze 126 km (gemeldet aus der Slowakei, siehe Abbildung ASP-Distanz).

Wildschweine

Im August 2024 (Stichtag: 03.09.2024) meldeten 14 Länder, von denen 5 an Österreich grenzen, Ausbrüche von ASP bei Wildschweinen. Die meisten Ausbrüche wurden in Polen (186) gemeldet, gefolgt von Deutschland (122), Lettland (99), Litauen (52), Italien (33), Ungarn (15), der Slowakei (10), Rumänien (6), Serbien (4), Nordmazedonien (3), Estland (2), Tschechien (1), Griechenland (1) und der Ukraine (1) (siehe Tabelle ASP-Ausbrüche).

Deutschland meldete zahlreiche Ausbrüche in Hessen (Kreis Groß-Gerau und Darmstadt-Dieburg), Sachsen (Kreis Bautzen und Görlitz), Brandenburg (Kreis Oberspreewald-Lausitz), Baden-Württemberg (Rhein-Neckar-Kreis) und Rheinland-Pfalz (Kreis Mainz-Bingen und Alzey-Worms).

Die Anzahl der von Italien gemeldeten Ausbrüche ist niedriger als im Vormonat (87). Die Ausbrüche waren in Ligurien (Genua und La Spezia), in der Emilia-Romagna (Parma und Piacenza), in Kampanien (Salerno), in der Lombardei (Pavia) und im Piemont (Alessandria) zu verzeichnen. In Basilikata, Toskana und Kalabrien wurden im Berichtszeitraum keine Ausbrüche gemeldet.

Derzeit beträgt die kürzeste Distanz eines bestätigten ASP-Ausbruchs bei Wildschweinen zur österreichischen Staatsgrenze 117 km (gemeldet aus Ungarn, siehe Abbildung ASP-Distanz).

Tabelle ASP-Ausbrüche: Anzahl der im ADIS gemeldeten ASP-Ausbrüche für Hausschwein (HS), Wildschwein (WS) im Zeitraum von 01.06.2024 bis 31.08.2024 (Stichtag: 03.09.2024).
Juni
Juli
August
HS WS HS WS HS WS
Polen 12 155 19 138 11 186
Italien (ohne Sardinien) 0 176 7 87 17 33
Lettland 3 66 1 144 2 99
Deutschland 1 36 8 105 1 122
Serbien 55 7 120 2 33 4
Litauen 1 37 5 45 0 52
Rumänien 22 0 41 10 26 6
Ungarn 0 29 0 13 0 15
Ukraine 11 2 14 0 14 1
Slowakei 0 7 0 14 1 10
Bosnien und Herzegowina 1 0 7 2 3 0
Nordmazedonien 0 0 1 7 0 3
Estland 0 2 0 5 0 2
Tschechien 0 7 0 1 0 1
Moldawien 3 0 2 0 2 0
Kroatien 0 0 2 0 4 0
Griechenland 1 1 0 2 0 1
Schweden 0 1 0 1 0 0
GESAMT 110 526 227 576 114 535
Europakarte zu ASP-Ausbrüche wie in "Situation in Europa" beschrieben.
Abbildung ASP-Karte: Karte der im ADIS gemeldeten ASP-Ausbrüche für Hausschwein, Wildschwein im Zeitraum von 01.08.2024 bis 31.08.2024 (Stichtag: 03.09.2024).
Verlaufsgrafik zu ASP-Ausbrüche in Europa: Die Anzahl der gemeldeten ASP-Fälle beim Wildschwein stieg in den kälteren Wintermonaten und sinkt in den wärmeren Sommermonaten. Im September hat sich die Anzahl der ASP-Ausbrüche bei Hausschweinen verdreifacht. Eine Detailbeschreibung finden Sie im Kapitel "Situation in Europa" und im Kapitel "Kommentar".
Abbildung ASP-Verlauf: Zeitlicher Verlauf der im ADIS gemeldeten ASP-Ausbrüche für Hausschwein, Wildschwein im Zeitraum von 01.09.2023 bis 31.08.2024 (Stichtag: 03.09.2024).
Verlaufsgrafik zur Entfernung der ASP-Ausbrüche zur Staatsgrenze: Im Mai 2024 betrug die Distanz der ASP-Ausbrüche bei Wildschweinen zur österreichischen Staatsgrenze ca. 111 km. Eine Detailbeschreibung finden Sie im Kapitel "Situation in Europa" und im Kapitel "Kommentar".
Abbildung ASP-Distanz: Distanz der im ADIS gemeldeten ASP-Ausbrüche zur österreichischen Staatsgrenze im Zeitraum von 01.09.2023 bis 31.08.2024 (Stichtag: 03.09.2024).

Folgen für Österreich

In Österreich müssen seit Ende 2019 zum Zweck der Früherkennung alle tot aufgefundenen Wildschweine gemeldet und von der AGES auf das ASP-Virus untersucht werden. Daneben erfolgt auch eine Untersuchung von Aborten sowie von klinisch oder pathologisch auffälligen Hauschweinen und von Organproben gemäß dem ASP- und KSP-Stichprobenplan.

Tierhalter können die “ASP-Risikoampel” oder den online Fragebogen “Biocheck” verwenden, um die Biosicherheit ihrer Betriebe kostenlos und anonym zu überprüfen. Weitere Empfehlungen und ein Handbuch zur Biosicherheit bei der Haltung von Schweinen in Österreich werden auf der Website des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) bzw. auf der Kommunikationsplattform Verbrauchergesundheit zur Verfügung gestellt.

Im europäischen Tiergesundheitsrecht (Verordnung (EU) 2016/429) mit den ergänzenden Rechtsakten und der österreichischen ASP-Verordnung 2005 sind Zuständigkeiten und Maßnahmen zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest festgelegt. In der Durchführungsverordnung 2023/594/EU (zuletzt geändert mittels Durchführungsverordnung 2024/2187/EU) sind die geltenden Gebiete (Sperrzonen I, II und III) mit erhöhtem Risiko einer Ausbreitung der ASP (Teile I–III) aufgeführt.

Die AGES hat ein Video über Biosicherheit erstellt. Das Video zeigt die erforderlichen Biosicherheitsmaßnahmen beim Betreten und Verlassen eines Betriebes, in dem eine anzeigepflichtige Tierseuche vermutet wird oder nachgewiesen wurde.

Einen Überblick über die ASP-Zonierungsmaßnahmen in Europa erhalten Sie auf den interaktiven Karten der EU-Kommission.

Kommentar

Die zahlreichen Ausbrüche in Deutschland in den Regionen Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg weisen auf eine unruhige Lage hin. In Hessen wird das betroffene Gebiet durch den Rhein in zwei Teile geteilt: im Osten ist die Schwarzwilddichte hoch, im Westen niedrig. Spezielle Maßnahmen wie die aktive Suche mit Hundestaffeln und die Einzäunung in Richtung Süden und Osten werden ergriffen, um die Ausbreitung zu kontrollieren.

Als Reaktion auf die Zunahme von Ausbrüchen bei Hausschweinen in Norditalien hat das italienische Gesundheitsministerium strengere Maßnahmen für die Verbringung von Schweinen und Fahrzeugen in den Sperrzonen von Piemont, Lombardei und Emilia-Romagna eingeführt, die bis zum 15. September 2024 gelten. Dazu gehören ein Verbot der Verbringung von lebenden Schweinen sowie Anforderungen an klinische Untersuchungen, Laboruntersuchungen von Milzproben und eine verstärkte Überwachung der Betriebe zur Gewährleistung der Biosicherheit. Strenge Hygienemaßnahmen sind auch für Schlachthöfe, Fahrzeuge und Personal vorgeschrieben, Sanktionen bei Nichteinhaltung in den betroffenen Betrieben sind vorgesehen.

Für Österreich bleibt der indirekte Eintrag der ASP durch den Menschen aus von ASP betroffenen Ländern das höchste Risiko. Daher ist die Sensibilisierung der verschiedenen Interessengruppen von größter Bedeutung. Ausführliche Informationen, Filme, Broschüren sowie Poster zur Ätiologie, Diagnose und epidemiologischen Ausbreitung der ASP finden Sie auf der Website der KVG.

Quellen

ADIS, BLV, FLI, PROMED


Die Tierseuche/Tierkrankheit tritt in Österreich auf. Spezifische Kontroll- und Bekämpfungsmaßnahmen werden getroffen.

Aviäre Influenza

Situation

Situation in Österreich

Außerhalb des Berichtszeitraums August erfolgte am 19. September im Bezirk Neusiedl am See (Burgenland) der Nachweis von HPAI A(H5N1) bei drei tot aufgefundenen Wildenten. Kurz vor Beginn der klassischen Vogelgrippe-Saison 2024/2025 am 01. Oktober ist dies der erste HPAI-Ausbruch in Österreich seit März 2024. Das aktuelle Risiko für weitere Ausbrüche in Österreich wird weiterhin als mittel bewertet und erhöhte Aufmerksamkeit ist angeraten.

Im Berichtszeitraum August (Stichtag 03.09.2024) wurde aus Österreich kein Ausbruch gemeldet. Die letzten gemeldeten Ausbrüche in Österreich erfolgten bei Geflügel am 02. Februar 2023, in einer Haltung von Vögeln in Gefangenschaft am 05. Februar 2024 und bei Wildvögeln am 01. März 2024.

Am 04. Juni 2024 ist die 4. Novelle 2023 der Geflügelpest-Verordnung 2007 in Kraft getreten. Mit dieser Änderung wurden in Österreich alle Gebiete mit erhöhtem Geflügelpest-Risiko aufgehoben.

Situation in Europa

Geflügel

Im August 2024 wurden in Europa 5 Ausbrüche der hochpathogenen Aviären Influenza A(H5N*) bei Geflügel in das ADIS gemeldet (siehe Tabelle HPAI-Ausbrüche). Betroffen waren in Frankreich in der Bretagne eine Putenhaltung mit 4650 Tieren und eine Haltung mit 650 Tieren verschiedenen Vogelarten. Deutschland meldete in Mecklenburg-Vorpommern zwei Ausbrüche bei einer Haltung mit 2457 empfänglichen Tieren (2227 Mastenten und 230 Mastgänse), sowie einer Haltung mit 6504 empfänglichen Tieren (6219 Mastenten, 265 Mastgänse und 120 Hühnern). In Polen war eine Haltung mit 14.730 Puten in der Woiwodschaft Lebus betroffen.

Wildvögel

Im August 2024 stieg die Zahl der Ausbrüche in Europa von 16 im Vormonat auf 36 Ausbrüche. Die HPAIV-Nachweise bei Wildvögeln erfolgten in sieben Ländern (Deutschland: 12 Ausbrüche, Frankreich: 7 Ausbrüche, Portugal: 7 Ausbrüche, Spanien: 4 Ausbrüche, Belgien: 3 Ausbrüche, Dänemark: 2 Ausbrüche, Niederlande; 1 Ausbruch) (siehe Tabelle HPAI-Ausbrüche). Betroffen waren hauptsächlich Möwenvögel in Küstengebieten (siehe Abbildung HPAI-Karte).

Vögel in Gefangenschaft

Im August 2024 wurden in Europa bei Vögeln in Gefangenschaft zwei Ausbrüche der hochpathogenen Aviären Influenza in das ADIS gemeldet (siehe Tabelle HPAI-Ausbrüche). In Tschechien erfolgte ein Nachweis in einer Hobbyhaltung mit 8 Hühnern in der Südböhmischen Region. In Portugal war eine nicht-kommerzielle Haltung mit 100 Legehennen in der Region Viana do Castelo im Norden des Landes an der Atlantikküste betroffen.

Einen umfassenden Überblick der European Food Safety Authority (EFSA) über den aktuellen Seuchenzug und einen Vergleich mit den Vorjahren finden Sie hier. Das Europäische Referenzlabor für Aviäre Influenza und Newcastle Disease in Italien (EURL AI/ND) stellt in einem Datenportal detaillierte Informationen über HPAI-Ausbrüche in Europa zur Verfügung.

Tabelle HPAI-Ausbrüche: Anzahl der im ADIS gemeldeten HPAI-Ausbrüche für Geflügel (GE), Wildvögel (WV), Vögel in Gefangenschaft (VG) im Zeitraum von 01.06.2024 bis 31.08.2024 (Stichtag: 03.09.2024).
Juni
Juli
August
GE WV VG GE WV VG GE WV VG
Frankreich 0 3 0 0 7 0 2 7 0
Deutschland 0 2 0 1 0 0 2 12 0
Portugal 0 0 0 0 1 0 0 7 1
Niederlande 0 0 0 0 5 0 0 1 0
Polen 0 4 0 0 1 0 1 0 0
Spanien 0 2 0 0 0 0 0 4 0
Belgien 0 0 0 0 2 0 0 3 0
Dänemark 0 0 0 0 0 0 0 2 0
Finnland 0 1 0 0 0 0 0 0 0
Tschechien 0 0 0 0 0 0 0 0 1
GESAMT 0 12 0 1 16 0 5 36 2
Europakarte zu HPAI-Ausbrüchen wie in "Situation in Europa" beschrieben.
Abbildung HPAI-Karte: Karte der im ADIS gemeldeten HPAI-Ausbrüche für Geflügel, Wildvögel, Vögel in Gefangenschaft im Zeitraum von 01.08.2024 bis 31.08.2024 (Stichtag: 03.09.2024).
Verlaufsgrafik zu HPAI-Ausbrüchen in Europa: mit Beginn der HPAI-Saison 2023/2024 steigen im November 2024 die Ausbruchszahlen an. Vermehrt sind auch Geflügelbestände und Vögel in Gefangenschaft in Europa betroffen. Die Ausbruchszahlen bei Wildvögeln stiegen bis Februar 2024 weiter stark an. Bis zum Juni 2024 sinkt die Zahl der Ausbrüche auf wenige Meldungen, bei Geflügel, Wildvögel und bei Vögeln in Gefangenschaft.
Abbildung HPAI-Verlauf: Zeitlicher Verlauf der im ADIS gemeldeten HPAI-Ausbrüche für Geflügel, Wildvögel, Vögel in Gefangenschaft im Zeitraum von 01.09.2023 bis 31.08.2024 (Stichtag: 03.09.2024).
Verlaufsgrafik zur Entfernung der HPAI-Fälle zur Staatsgrenze: Bis März 2024 traten Ausbrüche der HPAI in unmittelbarer Nähe zur österreichischen Staatsgrenze und auch in Österreich auf. Ab April nimmt die Distanz der gemeldeten Ausbrüche tendenziell ab. Detailbeschreibung im Kapitel "Situation in Europa".
Abbildung HPAI-Distanz: Distanz der im ADIS gemeldeten HPAI-Ausbrüche zur österreichischen Staatsgrenze im Zeitraum von 01.09.2023 bis 31.08.2024 (Stichtag: 03.09.2024).

Folgen für Österreich

Da in Österreich längere Zeit keine HPAI-Nachweise erfolgten und auch europaweit nur noch vereinzelte Ausbrüche gemeldet werden, wurden mit 04. Juni 2024 durch die 4. Novelle 2023 der Geflügelpest-Verordnung auch die Gebiete mit erhöhtem Geflügelpest-Risiko aufgehoben. Gebiete mit stark erhöhtem Geflügelpest-Risiko wurden bereits am 18. April 2024 aufgehoben.

Das europaweite AI-Überwachungsprogramm besteht aus einem aktiven Teil (Nutzgeflügel) und einem passiven Teil (Wildvögel). Im Rahmen von Verdachtsfällen, Abklärungs- und Ausschlussuntersuchungen werden zusätzlich weitere Proben von Geflügelbetrieben und Hobbyhaltungen auf das Vorkommen von aviären Influenza Viren mittels PCR untersucht. Tot aufgefundene oder verendende Wasser- und Greifvögel müssen unmittelbar der Bezirksverwaltungsbehörde gemeldet und im Nationalen Referenzlabor für Aviäre Influenza (AGES IVET Mödling) untersucht werden, damit frühzeitig entsprechende Maßnahmen getroffen werden können.

Im Rahmen eines europaweiten Projekts wird 2024 von Österreich in Kooperation mit Deutschland und der Schweiz eine aktive Überwachung bei Wildvögeln am Bodensee gestartet.

Geflügelbetriebe, Zoo- und Hobbyhaltungen sollten weiterhin mit erhöhter Sorgfalt Biosicherheits- und Hygienemaßnahmen umsetzen. Direkte oder indirekte Kontakte zu Wildvögeln stellen ein potenzielles Risiko einer Übertragung dar und sollten konsequent verhindert werden. Mit der “AI-Risikoampel” oder dem Online-Fragebogen “Biocheck” stehen kostenlose und anonyme Möglichkeiten zur Überprüfung des Status der Biosicherheit zur Verfügung. Die AGES stellt zur Veranschaulichung der notwendigen Maßnahmen beim Betreten und Verlassen von Seuchen(-verdächtigen) Betrieben ein Video für die zuständigen Personen und andere Interessierte zur Verfügung. Für Hobby- und Kleinhaltungen hat die AGES in einem Infoblatt die wichtigsten Informationen über die HPAI zusammengefasst.

Jede Geflügelhaltung ist der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde zu melden.

Kommentar

Nach der geringen Zahl von Ausbrüchen der HPAI in den zurückliegenden Sommermonaten, in denen es in Europa auch nicht zu Massenerkrankungen in Brutkolonien von Seevögeln gekommen ist, steigt die Zahl der Ausbrüche bei Wildvögeln und auch der Eintrag in Betriebe und Vogelhaltungen wieder an. Die Ausbrüche bei Wildvögeln betreffen aktuell hauptsächlich Möwenvögel in den Küstengebieten des Atlantiks sowie der Nord- und Ostsee. Die Erfahrungen aus vergangenen Jahren lassen erwarten, dass das HPAI-Virus in den kommenden Wochen durch den Vogelzug auch weiter in das Landesinnere verbreitet wird und dort auch auf andere empfängliche Vogelarten treffen könnte. Mit Beginn der HPAI-Saison 2024/2025 muss daher weiter mit einem Anstieg der Ausbruchszahlen gerechnet werden. Bei Influenza A Viren ist immer mit dem Entstehen neuer Virusvarianten durch Genveränderungen und dem Austausch von genetischem Material zu rechnen. Auch können durch den Vogelzug neue Virusvarianten aus anderen Erdteilen eingetragen werden, gegen die heimische Wildvögel keinen Immunschutz ausgebildet haben.

Quellen

ADIS, RIS, EFSA, EURL

Im Berichtzeitraum (Stichtag: 03.09.2024) wurden in das ADIS 6 Rabies (Tollwut)-Ausbrüche gemeldet (Vormonat 24 Ausbrüche). Alle Nachweise erfolgten in bereits bekannten Tollwut-Gebieten, jedoch gab es im Berichtszeitraum auch einen neuen Ausbruch in Tschechien (eine Breitflügelfledermaus). Zwei Ausbrüche (ein Rind und ein Hund) wurden im Osten von Rumänien gemeldet. Ein Ausbruch in Ungarn (ein Fuchs) wurde aus dem Grenzgebiet zu Rumänien und zur Ukraine gemeldet. Die Türkei meldete zwei Ausbrüche bei einem Rind im Osten und einem Hund im Süden des Landes. Für einen Überblick über die letzten drei Monate siehe Tabelle RABIES-Ausbrüche.

Das Risiko für Österreich wird aktuell als gering eingestuft.

Tabelle RABIES-Ausbrüche: Anzahl der im ADIS gemeldeten RABIES-Ausbrüche im Zeitraum von 01.06.2024 bis 31.08.2024 (Stichtag: 03.09.2024).
Jun Jul Aug
Türkei 25 18 2
Rumänien 3 3 2
Moldawien 1 1 0
Ungarn 0 1 1
Polen 0 1 0
Tschechien 0 0 1
GESAMT 29 24 6

Kommentar

Eines der größten Risiken der Wiedereinschleppung von Tollwut in eine tollwutfreie Population ist das Einbringen von nicht geimpften Tieren aus Ländern mit endemischer Tollwut. Die Überwachungsmaßnahmen sollten darauf abzielen, die illegale Einfuhr von nicht geimpften oder erkrankten Heimtieren (Hunde/Katzen) zu verhindern.

Österreich wurde 2008 für frei von terrestrischer Tollwut erklärt. Der letzte Ausbruch mit einem Feldvirus wurde 2002 bei Füchsen in Kärnten detektiert. Die Zirkulation des Tollwutvirus in der österreichischen Hundepopulation ist bereits seit 1950 erloschen. Die Fledermaustollwut ist ein eigenständiges Infektionsgeschehen und steht nicht mit der terrestrischen Tollwut in Zusammenhang. Im September 2023 wurde erstmals auch in Österreich Fledermaustollwut bei einer Breitflügelfledermaus nachgewiesen. Eine Übertragung von Fledermaustollwut auf andere Tierarten bzw. auf den Menschen ist extrem selten und konnte in Österreich bis dato auch nicht festgestellt werden. Weitere Informationen über Tollwut finden Sie hier.

Quellen

ADIS


Die Tierseuche/Tierkrankheit tritt in Österreich auf. Spezifische Kontroll- und Bekämpfungsmaßnahmen werden getroffen.

West Nil Virus

Im Berichtszeitraum (Stichtag: 03.09.2024) wurden 237 WNV-Ausbrüche in Europa bei Tieren (Vormonat 22 Ausbrüche) in das ADIS gemeldet. Die Anzahl der WNV-Ausbrüche hat in den letzten drei Monate deutlich zugenommen (siehe Tabelle WNV-Ausbrüche). In der EU/EAA sind die WNV- Fälle bei Pferden und Vögeln meldepflichtig.

Das Risiko für Österreich wird als hoch eingeschätzt.

Vögel

Bei Vögeln wurden im August 151 WNV-Ausbrüche gemeldet (11 im Vormonat). Die meisten Meldungen kamen aus Italien (113), gefolgt von Deutschland (22), Österreich (11), Spanien (2), Bulgarien (2) und Polen (1).

In Österreich wurde das West Nil Virus Linie 2 (WNV-2) bei 11 Vögeln in Wien, Burgenland und Niederösterreich nachgewiesen.

Pferde

Bei Pferden wurden im August 86 WNV-Ausbrüche gemeldet (11 im Vormonat). Meldungen kamen aus Deutschland (26), Österreich (16), Spanien (14), Ungarn (12), Italien (11), Frankreich (5), Griechenland (1) und Portugal (1).

In Österreich wurde WNV bei 16 Pferden in Wien, Burgenland und in Niederösterreich nachgewiesen.

Menschen

Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) erstellt einen monatlichen Bericht über die gemeldeten Ausbrüche bei Menschen, Vögeln und Pferden. Das ECDC geht von einer Übertragungssaison von Juni bis November aus. Seit Beginn der Übertragungssaison 2024 und bis zum 5. September 2024 wurden zahlreiche WNV-Infektionen beim Menschen in 16 EU-Ländern (Albanien, Österreich, Bulgarien, Kroatien, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Ungarn, Italien, Kosovo, Nordmazedonien, Rumänien, Serbien, Slowenien, Spanien und der Türkei) gemeldet.

In Österreich wurden 25 WNV-Infektionen beim Menschen in der NUTS3 Regionen Wien, Nordburgenland, Weinviertel, Wiener Umland Nordteil und Südteil festgestellt.

Einen Überblick über die WNV-Infektionen bei Menschen, Pferden und Vögeln in der EU und den EU-Nachbarländern erhalten Sie auf der interaktiven Karte des ECDC.

Weitere Informationen zur Vorbeugung einer Infektion sowie eine Karte mit der räumlichen Verteilung der WNV-Nachweise in Österreich finden Sie auf der Homepage der AGES.

Tabelle WNV-Ausbrüche: Anzahl der im ADIS gemeldeten WNV-Ausbrüche für Vogel (VO), Equid (EQ) im Zeitraum von 01.06.2024 bis 31.08.2024 (Stichtag: 03.09.2024).
Juni
Juli
August
VO EQ VO EQ VO EQ
Italien 1 0 7 1 113 11
Deutschland 0 0 3 0 22 26
Österreich 0 0 1 0 11 16
Spanien 0 0 0 6 2 14
Frankreich 1 2 0 4 0 5
Ungarn 0 0 0 0 0 12
Bulgarien 0 0 0 0 2 0
Griechenland 0 0 0 0 0 1
Polen 0 0 0 0 1 0
Portugal 0 0 0 0 0 1
GESAMT 2 2 11 11 151 86

Quellen

ADIS, ECDC, ISS, ECDC


Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist gering und die Situation unauffällig.

Epizootische Hämorrhagie

Im Berichtszeitraum August 2024 wurden in Europa 69 Ausbrüche der EHD bei Rindern im ADIS gemeldet. Betroffen war hauptsächlich Spanien mit 59 Ausbrüchen im Norden des Landes. Aus Portugal wurden 9 Ausbrüche gemeldet und auch in Andorra wurde die EHD bei einem Rind nachgewiesen. Die Zahl der Ausbrüche in Europa ist im Vergleich Juli (23 Ausbrüche) deutlich gestiegen, beschränkt sich jedoch weiterhin auf die Iberische Halbinsel.

Das Risiko für Österreich wird aktuell als gering eingestuft.

Tabelle EHD-Ausbrüche: Anzahl der im ADIS gemeldeten EHD-Ausbrüche für Rind (RI), Cervid (CE), Sonstige (SO) im Zeitraum von 01.06.2024 bis 31.08.2024 (Stichtag: 03.09.2024).
Juni
Juli
August
RI CE SO RI CE SO RI CE SO
Spanien 2 0 0 8 0 0 59 0 0
Portugal 0 0 0 15 0 0 9 0 0
Andorra 0 0 0 0 0 0 1 0 0
GESAMT 2 0 0 23 0 0 69 0 0

Kommentar

Die Epizootische Hämorrhagie ist eine Viruserkrankung wildlebender und domestizierter Wiederkäuer sowie Kameliden. Auslöser ist ein mit dem Virus der Blauzungenkrankheit verwandtes Virus (EHDV). Die Übertragung erfolgt über den Stich/Biss von Insekten (Gnitzen). In gemäßigten Zonen erfolgt daher eine Infektion üblicherweise im Spätsommer/Herbst. Menschen sind von der Erkrankung nicht betroffen. Seit 2022 tritt die EHD auch in Europa auf. In Österreich ist die EHD bisher noch nicht vorgekommen. Die EHD ist eine wichtige Differentialdiagnose zur Blauzungenkrankheit bei Hirschen und Rindern. Schafe und Ziegen erkranken üblicherweise nicht nach einer EHDV-Infektion. Die AGES hat Verfahren zur virologischen und serologischen Diagnostik der Erkrankung etabliert, da aufgrund der unspezifischen Symptomatik eine labordiagnostische Abklärung unerlässlich ist

Quellen

ADIS


Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist mittel. Erhöhte Aufmerksamkeit ist angezeigt.

Pest der kleinen Wiederkäuer

Im Berichtszeitraum (Stichtag 03.09.2024) wurden 23 Ausbrüche aus Rumänien und 36 Ausbrüche aus Griechenland in das ADIS gemeldet. In beiden Ländern ist die Krankheit erstmals im Juli aufgetreten (siehe Tabelle PPR-Ausbrüche). Im Vergleich zum Vormonat haben sich die gemeldeten Ausbrüche in Rumänien beinahe halbiert, in Griechenland sind die gemeldeten Ausbrüche im Gegensatz dazu fast um die Hälfe gestiegen. Sowohl in Rumänien als auch in Griechenland sind deutlich mehr Schaf- als Ziegenbetriebe betroffen.

In Österreich wird das Risiko derzeit als mittel eingestuft.

Tabelle PPR-Ausbrüche: Anzahl der im ADIS gemeldeten PPR-Ausbrüche im Zeitraum von 01.06.2024 bis 31.08.2024 (Stichtag: 03.09.2024).
Jun Jul Aug
Rumänien 0 41 23
Griechenland 0 26 36
Türkei 1 6 0
GESAMT 1 73 59

Kommentar

Die Pest der kleinen Wiederkäuer (Peste des petits ruminants, PPR) ist eine hochansteckende akute, hoch fieberhaft verlaufende Virusinfektion der Schafe und Ziegen. Ziegen erkranken meistens schwerer als Schafe, wobei häufig ein Großteil der Herde betroffen ist. Es sind jedoch auch andere Paarhufer wie das Hausrind, Büffel, und Wildwiederkäuer (z. B. Hirsch, Steinwild, Gazellen, Antilopen) sowie das Dromedar und das Schwein davon betroffen. Der Mensch kann sich nach aktuellem Stand der Wissenschaft nicht infizieren.

Die Pest der kleinen Wiederkäuer zeichnet sich durch eine hohe Morbiditäts- und Mortalitätsrate, insbesondere in Ländern mit erstmaligem Vorkommen, aus.

Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch engen direkten Kontakt mit infizierten Tieren oder deren Ausscheidungen (auch Rohmilch), kann jedoch auch aerogen über den Respirationstrakt erfolgen. Die Virusausscheidung ist bereits vor der Ausprägung von klinischen Symptomen möglich.

Differentialdiagnostisch kommen alle erosiven und vesikulären Haut- und Schleimhauterkrankungen der Wiederkäuer mit schwerer Störung des Allgemeinbefindens in Frage.

Das Risiko der Verschleppung des Virus – insbesondere auch bei Transporten von symptomlosen, aber bereits infizierten Tieren – ist von besonderer Bedeutung.

Quellen

ADIS, FAO, KVG - KVG (verbrauchergesundheit.gv.at))


Die Tierseuche/Tierkrankheit tritt in Österreich auf. Spezifische Kontroll- und Bekämpfungsmaßnahmen werden getroffen.

Blauzungenkrankheit

Außerhalb des Berichtszeitraums August wurde im September erstmals in Österreich ein Ausbruch der Blauzungenkrankheit Serotyp 3 bei einem Rind mit deutlichen Symptomen in Vorarlberg bestätigt. Bei zwei Rindern in der Steiermark wurde zudem im Rahmen von Routineuntersuchungen der Serotyp 4 nachgewiesen. Für ganz Österreich ist der Status „frei von Blauzungenkrankheit“ ausgesetzt. Für den innergemeinschaftlichen Handel sind zusätzliche Bestimmungen einzuhalten.

Im Berichtszeitraum August 2024 (Stichtag: 03.09.2024) wurden in Europa 205 Ausbrüche in das ADIS gemeldet (siehe Tabelle BT-Ausbrüche). Nachweise des Serotyps 3 erfolgten in Frankreich, Deutschland, Dänemark, Luxemburg und der Schweiz. Zusätzlich wurde in der Schweiz auch der Serotyp 8 gemeldet, der auch in Andorra zu BT-Ausbrüchen geführt hat.

Zu beachten ist hierbei, dass die ADIS-Meldungen die Situation nicht vollständig darstellen. Eine Meldung eines BT-Ausbruchs in das ADIS erfolgt nur, sofern es sich um einen Primär- oder Sekundärausbruch in einem seuchenfreien Mitgliedsstaat, einer seuchenfreien Zone oder einem seuchenfreien Kompartiment handelt. Eine Karte und Tabelle der Mitgliedsstaaten, Zonen und Gebieten mit dem Status seuchenfrei sowie weitere Informationen der Europäischen Kommission finden Sie hier. Insgesamt ist das Seuchengeschehen sehr dynamisch.

In Deutschland kommt es weiterhin zu zahlreichen Nachweisen des BT-Virus Serotyp 3 (BTV-3) und der Status „frei von der BT“ wurde für das gesamte Bundesgebiet ausgesetzt. Auch in den Niederlanden, Belgien und Luxemburg sind fortlaufend eine große Zahl von Tieren von diesem Serotyp betroffen. BTV-3 breitete sich im August in Frankreich im Grenzgebiet zu Belgien aus. Auch in Dänemark erfolgten im August erstmals Nachweise von BTV-3, das sich vom Süden des Landes aus auch in andere Landesteile ausgebreitet hat. In der Schweiz wurde im August neben BTV-3 auch der Serotyp 8 nachgewiesen. Andorra berichtete ebenfalls von Ausbrüchen der Blauzungenkrankheit Serotyps 8.

Es muss davon ausgegangen werden, dass sich besonders Serotyp 3, aber auch Serotyp 8 der Blauzungenkrankheit in Europa ausbreiten und auch in Österreich weitere Ausbrüche auftreten. Das Risiko für weitere Ausbrüche in Österreich wird als hoch eingestuft. Aktuelle Informationen über die Situation in Österreich finden Sie hier.

Ein amtliches Impfprogramm gegen BT wird aktuell in Österreich nicht durchgeführt. Auf freiwilliger Basis und Kosten der Tierhalter:innen ist eine Impfung gegen die Serotypen 1, 2, 4 oder 8 amtlich gestattet und ein inaktivierter Impfstoff ist zugelassen. Für den Serotyp 3 gibt es derzeit drei inaktivierte Impfstoffe mit einer Notfallzulassung in anderen EU-Ländern. Sie wurden durch die Novelle 2024 in die Tierimpfstoffanwendungsverordnung aufgenommen, wodurch eine Anwendung in Österreich möglich ist. Die Vorgaben des Tiergesundheitsgesetzes und der Bluetongue-Bekämpfungs-Verordnung sind bei Impfungen gegen alle genannten Serotypen einzuhalten. Nach Herstellerangaben und Erfahrungen aus Ländern, in denen diese Impfstoffe bereits eingesetzt werden, bieten diese Impfungen keinen vollständigen Schutz vor einer Infektion, schützen jedoch vor einem schwerem Krankheitsverlauf (vermindertes Tierleid) und reduzieren die Virämie. Die Impfung von empfänglichen Tieren, besonders Schafen, wird daher dringend empfohlen. Zusätzlich sollten Tiere nach Möglichkeit zwischen Abend- und Morgendämmerung in den Stall gebracht werden (Insektengitter an den Fenstern und Türen schließen) um einen Stich von infizierten Gnitzen zu verhindern, die zu diesen Zeiten besonders aktiv sind. Der Einsatz von Insektiziden/Repellentien ist unter Einhaltung der Vorschriften zur Anwendung ebenfalls möglich und bietet einen zusätzlichen Schutz vor einer Übertragung.

Weitere Informationen über die Blauzungenkrankheit finden Sie hier.

Tabelle BT-Ausbrüche: Anzahl der im ADIS gemeldeten BT-Ausbrüche im Zeitraum von 01.06.2024 bis 31.08.2024 (Stichtag: 03.09.2024).
Jun Jul Aug
Frankreich 0 0 185
Deutschland 0 1 9
Andorra 0 3 4
Schweiz 0 0 3
Dänemark 0 0 2
Luxemburg 0 0 2
Spanien 1 0 0
GESAMT 1 4 205
| Lesezeit 1 min
Tierseuchenradar



Aktualisiert: 08.09.2023

Jump to top