Pea necrotic yellow dwarf virus (Nanovirus)

Pea necrotic yellow dwarf virus

Steckbrief

Das Pea necrotic yellow dwarf virus (PNYDV) gehört zu den Nanoviren und befällt Leguminosen (Hülsenfrüchtler), wie Erbsen, Ackerbohnen, Wicken, Linsen und Kichererbsen. Das PNYDV wird von Blattläusen, hauptsächlich der Grünen Erbsenblattlaus und der Schwarzen Bohnenblattlaus, übertragen. Kommt es zu einer in der Pflanzenentwicklung frühen Infektion, kann es zu enormen Ertragseinbußen bis hin zu Totalausfällen kommen.

Biologie

Nanoviren sind im Verhältnis zu anderen Viren, die Pflanzenkrankheiten hervorrufen, sehr kleine Viren, deren Erbinformation aus DNA besteht. Die drei bisher in Zentraleuropa nachgewiesenen Nanovirenspezies zeigen genetisch große Unterschiede im Vergleich zu den bisher bekannten Nanoviren. Jene Nanovirenart, die in Österreich hauptsächlich nachgewiesen werden kann, ist das sogenannte Pea necrotic yellow dwarf virus (PNYDV).

Schadsymptome

Ein früher Befall mit dem PNYDV äußert sich in gestauchten Pflanzen mit oft deutlich verkleinerten Blättern und verkürzten Sprossachsen (Internodien), sowie geringerer Wurzel- und Knöllchenbildung. Die Blätter vergilben und sind zum Teil nach oben gerollt, die Triebspitzen können absterben. An manchen Kulturen (Linse, Kichererbse) sind teilweise auch Rotfärbungen zu beobachten. Der Blüten- und Hülsenansatz ist gering, und die Kornausbildung ist schlecht. Bei Ackerbohnen können spät befallene Pflanzen normale Wuchshöhen und Hülsenansätze erreichen, sind jedoch stark chlorotisch. Typisch sind sogenannte Befallsnester, das sind rundliche Stellen in den Beständen mit infizierten, gelben und verzwergten Pflanzen. Bei Ackerbohnen findet man in den Befallsnestern auch notreife Pflanzen mit schwarzen Stängeln.

Wirtspflanzen

In vierjährigen Versuchen konnte in Österreich ein natürlicher Befall mit dem PNYDV an Erbse (Sommer- und Winterackererbse, Grünerbse, Peluschke), Ackerbohne (Sommer- und Winterackerbohne), Linse (Sommer- und Winterlinse), Kichererbse, Platterbse, Pannonischer Wicke (Vicia pannonica), Futterwicke (V. sativa), und der Rauhaarigen Wicke (V. hirsuta) nachgewiesen werden.

Die Sojabohne, Luzerne, Rot- und Weißklee oder Phaseolus-Bohnen gelten nicht als Wirtspflanzen.

Verbreitung

Nanoviren waren zunächst in wärmeren Gebieten, wie Nord- und Ostafrika, dem Nahen Osten, Asien und Australien, bekannt. Sie führen dort in verschiedenen Leguminosen, wie Ackerbohnen, Linsen oder Kichererbsen in periodischen Abständen zu massiven Ertragsverlusten. 2009 wurde das PNYDV erstmals in Erbsenbeständen in Deutschland nachgewiesen, 2010 erstmals in Österreich.

Seit 2013 konnten in Österreich immer wieder typische Symptome, wie Stauchungen und Vergilbungen in Erbsen und Ackerbohnen festgestellt, und das PNYDV nachgewiesen werden. Ein fast flächendeckender, diagnostisch nachgewiesener Befall mit dem PNYDV bei Erbsen und Ackerbohnen ist 2016 erstmalig aufgetreten, und hat bestätigt, dass die Verbreitung dieses Virus und auch dessen Gefahr für den heimischen Leguminosenanbau groß ist. Bisher konnte das PNYDV neben Deutschland und Österreich auch in Dänemark, Niederlande, Tschechien, Ungarn und Serbien nachgewiesen werden.

Ausbreitung und Übertragung

Nanoviren werden nur durch Blattläuse als Vektoren übertragen. Die Grüne Erbsenblattlaus und die Schwarze Bohnenblattlaus sind dabei die wichtigsten Überträger. Nanoviren können nicht mechanisch (über Berührung) oder über das Saatgut übertragen werden.

Wirtschaftliche Bedeutung

Neben Ertragseinbußen können frühe Infektionen auch zu Totalausfällen führen. In Österreich wurden in den letzten Jahren (besonders 2016 und 2018) zum Teil massive Ausfälle durch das PNYDV in Grünerbse, Körnererbse, Winterkörnererbse, Ackerbohne und Winterlinse verzeichnet.

Vorbeugung und Bekämpfung

  • Sind Pflanzen mit Nanoviren befallen, sind, wie bei allen pflanzenpathogenen Viren, keine kurativen (=heilenden) Maßnahmen möglich.
  • Da das PNYDV weder mechanisch noch über das Saatgut übertragen wird, sondern nur über Blattläuse, ist die einzige Bekämpfungsmöglichkeit indirekt und besteht in der vorbeugenden Bekämpfung der Blattläuse - siehe dazu auch den Warndienst der Landwirtschaftskammern.
  • Bei Sommerungen ist ein Anbau von möglichst frühen Sorten sinnvoll, damit die Pflanzen bei einer Infektion mit dem Virus möglichst weit entwickelt sind. Bei Winterungen ist ein später Anbau anzuraten, um Infektionen im Herbst gering zu halten.
  • Untersuchungen haben gezeigt, dass auch ein Mischkulturanbau (wie z.B. Ackerbohne/Hafer, Körnererbse/Gerste) den Blattlausbefall an Leguminosen verringert.
  • Leguminosenarten, die winterhart und Wirtspflanzen für das PNYDV sind, stellen das Virenreservoir für Infektionen am Beginn einer neuen Vegetationsperiode dar. Diese Leguminosenarten sollten in Erbsen- und Ackerbauregionen entweder vermieden, oder rechtzeitig umgebrochen werden, wenn sie im Frühjahr nicht abgefroren sind.

Fachinformation

In Forschungsprojekten beschäftigen wir uns mit der Epidemiologie des PNYDV und mit möglichen Maßnahmen und Bekämpfungsstrategien.

Der Warndienst der Landwirtschaftskammer wird seit 2017 von uns durch das Blattlausmonitoring und die Virenuntersuchung unterstützt.

Im DaFNE-Projekt „NANOVIR “ (2018 bis 2020) wurden die natürlichen Wirtspflanzen des PNYDV und die Rolle unterschiedlicher Blattlausvektoren in Österreich bestimmt. Weiters wurden verschiedene Spritzmittelvarianten und ein Mischkulturanbau in der Bio-Ackerbohne untersucht.

Im CORNET-Projekt „SPITFIRE “ (Dez. 2021 bis 2024, wissenschaftliche Leitung: Julius Kühn-Institut Braunschweig) wird nach Resistenzen gegen das PNYDV in der Erbse gesucht.

Das EIP-AGRI-Projekt (Mai 2019 bis April 2022) verfolgte das Ziel eine praxistaugliche sowie umweltschonende Lösung für die Problematik des Blattlausbefalls und des damit verbundenen Risikos einer Infektion mit Nanoviren in Ackerbohnen umzusetzen.

Unsere Nanovirenplattform gibt Stakeholdern und Betroffenen jährlich die Möglichkeit, sich über die Nanoviren-Problematik auszutauschen.

Services

Wir weisen Nanoviren und das PNYDV in Pflanzen molekularbiologisch nach. Bei Bedarf kann mittels Sequenzanalyse auch die Nanovirenspezies bestimmt werden. Eine Analyse dauert in der Regel zwei Werktage (bei Sequenzanalyse ca. vier Werktage).

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Aktualisiert: 09.05.2023