Maulbeerschildlaus
Pseudaulacaspis pentagona
Steckbrief
Die Maulbeerschildlaus, manchmal auch als Mandelschildlaus bezeichnet, ist ein bedeutender tierischer Schaderreger an vielen Kultur- und Zierpflanzen. Die Pflanzen werden durch die Saugtätigkeit der in Massen auftretenden Tiere in der Entwicklung gehindert, verkümmern und können schließlich absterben.
Aussehen
Charakteristisch ist das Rückschildchen der erwachsenen Tiere, welches zur Namensgebung beiträgt.
Sowohl bei den Jugendstadien wie auch bei den erwachsenen Tieren zeigt sich ein ausgeprägter Sexualdimorphismus (=deutliche Unterschiede zwischen dem Erscheinungsbild der Geschlechter):
Männliche Tiere: Sie leben als Adulte nur kurze Zeit, bilden hier jedoch auch geflügelte Formen (Spannweite bis 1,5 mm) und werden durch Sexuallockstoffe der weiblichen Tiere zur Paarung angelockt. Davor zeichnen sich die jungen männlichen Tiere, welche gewöhnlich aus weißen Eiern schlüpfen, durch ein auffälliges weiß gefärbtes längs-ovales Schildchen aus. Dieses ist meist gut erkennbar, vorwiegend auch weil die Tiere sich in Massen an den befallenen Pflanzenteilen aufhalten. Nach dem Ausfliegen bleiben die leeren Schildchen der Männchen zurück.
Weibliche Tiere: Sie schlüpfen meist aus orangefarbenen Eiern und sind weniger auffällig, da sich die blasenförmigen Tiere unter ihrem rundlich-ovalen Schildchen (weiß-beige mit gelb-braunem Zentrum) von der Rinde ihrer Wirtspflanzen wenig unterscheiden. Mit ihrem schützenden Schildchen erreichen die Tiere eine Größe von etwa 2 bis 3 mm.
Biologie
Die Maulbeerschildlaus gehört zur Familie der Deckelschildläuse (Diaspididae).
Die Überwinterung der Maulbeerschildlaus erfolgt als am Holz festsitzendes, befruchtetes Weibchen welches auch sehr tiefe Temperaturen (z.B. -18 °C) überstehen kann. Etwa ab Mai legt das weibliche Tier ca. 100 - 150 Eier unter dem Schildchen ab wobei die orangen vor den weißen Eiern abgelegt werden. Der Larvenschlupf erfolgt bereits nach wenigen Tagen, ist jedoch wie alle Entwicklungsschritte temperaturabhängig. Die Entwicklung findet dabei oberhalb einer Temperaturschwelle von ca. 10 °C statt. Die 0,2 mm langen Larven („Crawler“ genannt) sind, ebenso wie die Eier zuvor, empfindlich gegen Temperaturrückschläge im Frühjahr. Sie durchlaufen (geschlechtsabhängig) unterschiedlich viele Larvenstadien, wobei sich die Männchen in dieser Zeit kaum vom mütterlichen Schild entfernen. Im Gegensatz dazu sind die weiblichen Larvenstadien in den ersten Stunden nach dem Schlupf sehr mobil und suchen aktiv neue Befallsstellen an der Pflanze auf, wo sie sich festsaugen. Diese Phase des sogenannten Larvenlaufes findet in unseren Breiten etwa in der ersten Junihälfte statt. Ab etwa Anfang Juli wird die erste Generation geschlechtsreif.
Im optimalen Temperaturbereich, bei etwa 25 °C bis 30 °C, benötigt die Maulbeerschildlaus weniger als zwei Monate für die Entwicklung einer Generation. Nach Paarung und Eiablage entwickeln sich die Larven der zweiten Generation, sodass etwa im Spätsommer/Herbst erneut der Paarungsflug einsetzt. Hierzulande überwintern nachfolgend die begatteten Weibchen, während in anderen Gebieten noch weitere Generationen gebildet werden können bzw. sich unter kühleren klimatischen Bedingungen nur eine Generation entwickeln kann.
Schadsymptome
Bei massenhaftem Auftreten der Maulbeerschildlaus wirken die befallenen Pflanzenteile (häufig Stammansatz oder Leitäste) wie weiß eingefärbt oder gekalkt. Die Schildchen bleiben auch nach dem Absterben der Tiere zurück. Es können sich auch mehrere Lagen der Schildchen übereinander bilden, die zu krustenartigen Strukturen auf den Pflanzen führen können. Manchmal kommt es auch zum Aufbrechen der Rinde, zum Absterben von Pflanzenteilen oder der ganzen Pflanze.
Auch Schäden an Früchten konnten, beispielsweise an Pfirsichen in Deutschland, bereits dokumentiert werden. Bei massivem Befall traten dort Fruchtdeformationen auf. Um die Saugstellen bildete sich ein roter Hof, im Inneren der Flecken waren in der Regel weiße Schilde der Männchen zu finden.
Wirtspflanzen
Die Maulbeerschildlaus ist sehr polyphag und kann sich von weit über hundert Wirtspflanzen aus vielen verschiedenen Pflanzenfamilien ernähren. Sie gilt als wichtiger Schaderreger an Rosengewächsen (Rosaceae), tritt jedoch auch an diversen Obstkulturen, Zier- und Wildpflanzen anderer Familien auf.
Von den heimischen Obstkulturen werden diverse Beerenobstkulturen wie Johannisbeeren (Ribes spp.), Himbeeren und Brombeeren (Rubus spp.), diverse Steinobstkulturen wie Pfirsich, Marille, Kirsche u.a. (div. Prunus spp.) sowie Maulbeere (Morus spp.), Kiwi (Actinidia sp.), Birne (Pyrus sp.), Walnuss (Juglans sp.), Wein (Vitis sp.) und andere befallen.
Nachfolgend eine Auswahl aus den vielen anderen potentiellen Wirtspflanzen, aus dem Bereich der Zier- und Wildpflanzen: Ahorn (Acer sp.), Eberesche (Sorbus sp.), Eiche (Quercus sp.), Esche (Fraxinus sp.), Flieder (Syringae sp.), Hasel (Corylus sp.), Hängebirke (Betula sp.), Hartriegel (Cornus sp.), Heckenmyrte (Lonicera sp.), Kirschlorbeer (Prunus sp.), Linde (Tilia sp.), Mahonien (Mahonia sp.), Oleander (Nerium sp.), Pfeifenstrauch (Philadelphus sp.), Robinie (Robinia sp.), Schnurbaum (Styphnolobium sp.), Spindelstrauch (Euonymus sp.), Trompetenbaum (Catalpa sp.), Weide (Salix sp.), Zierapfel (Malus sp.), Zwergmispel (Cotoneaster sp.).
Verbreitung
Die aus dem östlichen Asien stammende Art ist mittlerweile auf allen Kontinenten und in diversen Klimazonen (tropisch, subtropisch, gemäßigt) anzutreffen. Mittlerweile wurde sie in den meisten Ländern Süd- und Mitteleuropas gefunden. In Österreich wurde sie 2008 als häufigste Art bei Schildlauserhebungen in diversen Wiener Parkanlagen festgestellt.
Ausbreitung und Übertragung
Die kleinräumige Verbreitung erfolgt vorwiegend durch die beweglichen Larvenstadien (Crawler; aktiv oder passiv durch Windverbreitung). Bedeutender für die großräumige Verbreitung ist jedoch die Verschleppung mit befallenem Pflanzenmaterial (etwa Baumschulware).
Wirtschaftliche Bedeutung
Die Maulbeerschildlaus stellt vor allem in Südeuropa einen schwer zu bekämpfenden Schädling an Pfirsich, Nektarine, Marille, Zitruspflanzen, Mandel, Johannisbeere und Kiwi dar. International, etwa in der Türkei oder im Süden der USA gilt sie als einer der wichtigsten tierischen Schaderreger an Pfirsich.
Vorbeugung und Bekämpfung
- Einsatz von Fallen zur Populationsüberwachung (zum Feststellen des Flugs der männlichen Tiere)
- Befallsüberwachung bei der Ernte anhand von Fruchtschäden (bei Pfirsich)
- Mechanisches Entfernen der Schildläuse:
- Abbürsten (händisch) / vorsichtiges Abstrahlen mit Hilfe eines Hochdruckreinigers (z.B. bei älteren Pfirsichanlagen; nach dem Blattfall im Herbst bis vor dem Austrieb im Frühjahr, jedoch nicht bei Frost)
- Rodung bzw. Rückschnitt stark befallener Pflanzenteile (während der Vegetationsruhe, vor dem Austrieb) - Material schadlos vernichten (mögliche landesrechtliche Regelungen sind dabei zu beachten!)
- Schutz/Unterstützung natürlicher Feinde (Erzwespen und Räuber; ggfs. Schnittmaterial bis zu deren Überwinterung in der Anlage belassen)
- Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung von Schildläusen sind im Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel gelistet.
Fachinformation
Publikationen
Malumphy, C., Kahrer, A., 2011. New data on the scale insects (Hemiptera: Coccoidae) of Vienna, including one invasive species new for Austria. Beiträge zur Entomofaunistik 12, 47-60.
Services
Aktualisiert: 26.08.2024