Grüne Reiswanze

Nezara viridula

Steckbrief

Die Grüne Reiswanze ist eine Wanze, die hauptsächlich Hülsenfrüchte, aber auch zahlreiche Gemüse-, Obst- und Ackerkulturen sowie Ziergehölze und -pflanzen befällt. Sie verursacht Saugschäden, wodurch es zu Fleckenbildung, Verkorkungen und Deformationen kommt.

Aussehen

Die Grüne Reiswanze gehört zur Familie der Baumwanzen und ist ca. 14-16 mm lang, 8 mm breit und meist grün gefärbt, wobei es auch Exemplare mit weißem Kopf und Halsschildvorderrand und sehr selten auch orange gefärbte Exemplare gibt. Im Herbst ändert sie ihre Farbe von grün nach rotbraun. Die jungen Wanzen (Nymphen) sind sehr unterschiedlich gefärbt und verändern ihr Aussehen mit jedem Entwicklungsstadium. Frisch geschlüpfte Wanzen sind leuchtend orange und verfärben sich anschließend rotbraun. Im Lauf der weiteren Entwicklung bekommen sie eine schwarze Färbung mit weißen Punkten. Gegen Ende der Entwicklung zur erwachsenen Wanze überwiegt meist der grüne Anteil, wobei die seitlichen Ränder und die Mitte des Hinterleibes rote und gelbe Punkte zeigen.

frisch geschlüpfte orange Wanzen der grünen Reiswanze auf weißem leerem Eigelege
Erstes Larvenstadium auf leerem Eigelege
Grüne Reiswanze im zweiten Larvenstadium mit schwarzer Färbung und weißen Punkten
Zweites Larvenstadium der Grünen Reiswanze
Grüne Reiswanze im dritten Larvenstadium mit schwarzer Färbung und weißen Punkten
Drittes Larvenstadium der Grünen Reiswanze
Grüne Reiswanze im vierten Larvenstadium mit schwarzer Färbung und weißen Punkten
Viertes Larvenstadium der Grünen Reiswanze
Grüne Reiswanze im fünften Larvenstadium mit grüner Färbung und weißen Punkten
Fünftes Larvenstadium der Grünen Reiswanze
Sojabohnenpflanze mit mehreren Grünen Reiswanzen in unterschiedlichen Entwicklungsstadien
Unterschiedliche Entwicklungsstadien der Grünen Reiswanze in einem Sojabohnenfeld
Sojabohnenpflanze mit dicht gedrängten Nymphen der Grünen Reiswanzen
Massenhafte Ansammlung von Nymphen der Grünen Reiswanze an Sojabohne
Grüne Reiswanze auf einem Blatt
Grüne Reiswanze
Grüne Reiswanze mit weißem Kopf und Halsschild
Grüne Reiswanze mit weißer Färbung
Orange Farbmorphe der Grünen Reiswanze
Grüne Reiswanze mit rotbrauner Färbung
Grüne Reiswanze mit rotbrauner Färbung

Verwechslungsmöglichkeit

Die Grüne Reiswanze sieht der Grünen Stinkwanze (Palomena prasina) sehr ähnlich, jedoch kann die Grüne Reiswanze sehr gut anhand der weißen Punktreihe am vorderen Rückenschildrand und den hell gefärbten durchsichtigen Teil der Flügeldecken von der Grünen Stinkwanze unterschieden werden.

Biologie

Wenn die Temperaturen im Frühjahr steigen, verlassen die ausgewachsenen Wanzen ihre Überwinterungsquartiere (u. a. Bodenstreu, Gebäude) um mit der Nahrungsaufnahme zu beginnen. Im April/Mai paaren sich die Wanzen und die Weibchen legen ihre zuerst cremefarbenen und später orange gefärbten Eigelege, welche bis zu hundert Einzeleier umfassen, ab. Die daraus schlüpfenden Larven durchlaufen fünf sehr variabel gefärbte Stadien, welche sich meist gruppenweise auf den Pflanzen aufhalten. In Österreich ist, je nach Temperaturverlauf im Frühsommer, ihre Entwicklung nach etwa zwei Monaten abgeschlossen und es treten die ersten erwachsenen Wanzen der ersten Generation auf, welche im Juni/Juli erneut mit der Eiablage beginnen. Daraus entwickelt sich die zweite Generation der Reiswanzen, welche meist im Spätsommer sehr auffällig in Erscheinung tritt. Eine starke Vermehrung der Wanzen kann in Jahren mit trocken-heißen Sommerbedingungen beobachtet werden.

Schadsymptome

Die Grüne Reiswanze kann Saugschäden an allen oberirdischen Pflanzenteilen verursachen. Als Pflanzensauger ist sie in der Lage, mit ihrem Saugrüssel Pflanzengewebe von jungen Sprossen, Früchten, Samen, Blättern und Trieben anzustechen, um sich vom Pflanzensaft zu ernähren. Phytopathogene Viren werden dabei nicht auf die Pflanzen übertragen, jedoch kommt es durch die Saugtätigkeit zu Fleckenbildung, Verkorkungen, Deformationen und Absterbeerscheinungen. Früchte werden unansehnlich, können vorzeitig abfallen und sind nicht mehr vermarktungsfähig. 

Zusätzlich werden Geschmacksbeeinträchtigungen durch die Absonderung eines unangenehm riechenden Sekrets verursacht und die Einstichstellen können Krankheitserregern als Eintrittspforten dienen.

Ein Befall durch die Grüne Reiswanze wirkt sich somit qualitativ als auch quantitativ auf den Ertrag aus.

Wirtspflanzen

Die Grüne Reiswanze kann sich von unterschiedlichsten Pflanzenarten aus allen Kulturbereichen ernähren. Zu ihren Hauptwirtspflanzen gehören Hülsenfrüchte (u.a. Soja, Bohnen), aber auch Gemüse (u.a. Tomaten, Melanzani, Paprika), Obst, Wein und Beeren (u.a. Apfel, Himbeere), sowie Ackerkulturen (Mais, Kartoffel), Kräuter, Ziergehölze und -pflanzen, diverse Beikräuter und Zwischenfrüchte werden gerne von ihr aufgesucht. Besonders einjährige, krautige Kulturen werden insbesondere zur Zeit der Frucht- und Samenbildung befallen.

Verbreitung

In Europa war die Grüne Reiswanze anfänglich nur im Mittelmehrraum verbreitet. Aufgrund der Klimaerwärmung breitet sie sich jedoch zunehmend Richtung Norden aus. Bis 2015 konnten in Österreich nur Einzeltiere festgestellt werden. Mittlerweile gilt die Grüne Reiswanze als etabliert, da seither vor allem in urbanen Regionen (Wien und Graz) zahlreiche Larven und erwachsene Wanzen in Hausgärten und Glashäusern nachgewiesen werden konnten.

Im Jahr 2021 konnten wir in einem Monitoring feststellen, dass die Wanze vor allem im Spätsommer in Wien und Graz, aber auch in Niederösterreich und dem Burgenland, Schäden in Gärten und in der Landwirtschaft hervorruft. Auch an Gemüse im geschützten Anbau hat die Grüne Reiswanze bereits Schäden verursacht. In Gewächshauskulturen wird die Wanze schon im Jänner oder Februar aktiv, da sie den Winter in einem Ruhestadium in Konstruktionsteilen geheizter Glashäuser überdauern kann. Aufgrund der Tatsache, dass sich die Grüne Reiswanze in den letzten Jahren zu einem bedeutenden Schädling entwickelt hat, seit 2023 gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer ein Warndienst durchgeführt, um Landwirtinnen und Landwirte über das aktuelle Auftreten der Wanze zu informieren. Dank der zahlreichen Meldungen, welche wir im Zuge des Reiswanzen-Monitorings 2023 gewonnen haben, konnten wir eine Verbreitungskarte für Österreich erstellen.

Vorbeugung und Bekämpfung

  • Regelmäßige Pflanzenkontrollen um befallene Einzelpflanzen frühestmöglich zu erkennen und von Eigelegen/Larven/Adulten durch Absammeln zu befreien. Dazu eignet sich am besten ein Marmeladeglas, das anschließend für ein paar Stunden im Gefrierfach zur schonenden Abtötung der Wanzen aufbewahrt werden soll.
  • Um ein Zufliegen der Wanzen ins Glashaus zu verhindern, können engmaschige (1-1,5 mm) Insektenschutzgitter bei den Lüftungen angebracht werden.
  • Gewächshäuser vor dem Bepflanzen mit anfälligen Kulturen auf Wanzen kontrollieren.
  • Eine direkte Bekämpfung mit zugelassenen Insektiziden gegen saugende Insekten ist möglich, jedoch schwierig, weil meist gegen die adulten Wanzen keine ausreichende Wirkung erzielt werden kann.
  • Als natürliche Gegenspieler werden Eiparasitoide (Schlupfwespe Trissolcus basalis) und Endoparasiten (Raupenfliege Trichopoda pictipennis) beschrieben. In Österreich ist laut Pflanzenschutzmittelregister seit Jänner 2023 die Schlupfwespe Trissolcus basalis im Freiland und unter Glas für diverse Kulturen im Gemüse-, Obst- und Zierpflanzenbau zugelassen und kommerziell erhältlich.

Online-Einmeldeplattform

Wir führen in Kooperation mit den Landwirtschaftskammern ein österreichweites Monitoring in Leguminosen  und anderen landwirtschaftlichen Kulturen durch. Seit kurzem wird dieses Monitoring durch eine Online-Einmeldeplattform ergänzt: Meldungen zur Grünen Reiswanze | Warndienst - Gemüse .

Dieses Jahr können ausschließlich Landwirt:innen und Berater:innen Funde der Grünen Reiswanze unter Angabe des Funddatums, des Fundortes, den betroffenen Kulturpflanzen und  der Befallsstärke melden. Mit diesen Daten wollen wir mehr Informationen über die Befallssituation in der Landwirtschaft in Österreich erfahren.

Links

Erstnachweis des Eiparasiten Trissolcus basalis in Österreich

Informationen des CABI invasive species compendium: Datasheet Nezara viridula

Informationen des LTZ Augustenberg

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Aktualisiert: 04.03.2024