Apfelschorf

Venturia inaequalis

Steckbrief

Apfelschorf wird durch den Schorfpilz (Venturia inaequalis) verursacht und ist die weltweit wirtschaftlich bedeutendste Krankheit des Apfels. Die Qualität der Früchte ist vermindert und Infektionen begünstigen den sekundären Befall durch andere Krankheitserreger.

Schadsymptome

An den Blättern: samtartige, olivgrüne, verwaschene Flecken bis 1 cm Durchmesser; vorwiegend an der Blattoberseite. Das Zentrum der Schadstellen verdorrt oder vernarbt allmählich. Flecken, die aus Sekundärinfektionen entstanden sind, bleiben kleiner, sind aber je Blatt zahlreicher. Bei zeitigem Befall vergilben die Blätter und fallen ab.

An den Früchten: Im Frühjahr entstehende braunschwarze Flecken führen später zu Rissbildungen der Fruchtschale, da das geschädigte Gewebe nicht mit der Frucht mitwachsen kann. Ab Spätsommer erscheinende Flecken bleiben kleiner und können bei sehr spätem Befall auch erst am Lager sichtbar werden (Lagerschorf). Schwerer Befall führt zu Verkrüppelungen, die Früchte können in ihrer Entwicklung stehen bleiben.

Wirtspflanzen

Der Erreger des Apfelschorfs kann neben Apfel auch Weißdorn, Eberesche und Feuerdorn infizieren. Birnen werden durch einen nahe verwandten Pilz befallen (Venturia pirina), der fast idente Symptome verursacht. Die Anfälligkeit der verschiedenen Apfelsorten ist sehr unterschiedlich.

Verbreitung

Apfelschorf tritt weltweit auf.

Ausbreitung und Übertragung

Die wichtigste Infektionsquelle sind die Sporen (Ascosporen) des Schorfpilzes (Venturia inaequalis), die während der Vegetationsruhe in winzigen Fruchtkörpern (Pseudothecien) im Falllaub gebildet werden. Sobald die ersten Sporen reifen (etwa Anfang April) können sie nach Niederschlägen aus den Fruchtkörpern ausgeschleudert werden und junge Blätter infizieren. Da die Sporen nicht gleichzeitig reifen, können sie bis ca. Mitte Juni Infektionen hervorrufen. Etwa zehn bis 20 Tage nach erfolgtem Befall werden die ersten Blattflecken sichtbar, an deren Oberfläche sich die Sommersporen (Konidien) entwickeln. Sie sind für die weiteren Infektionen bis zum Ende der Vegetationszeit verantwortlich. Die Entwicklung von mehr als zehn Pilzgenerationen pro Jahr ist keine Seltenheit.

Bei starkem Befall kann der Schorfpilz auch am Baum (an infizierten Trieben) überwintern und zeitige Infektionen im Frühjahr hervorrufen.

Wirtschaftliche Bedeutung

Kommt es im Frühjahr zu häufigen Niederschlägen, sind Ertragsverluste bis zu 70 % möglich. Durch den frühzeitigen Blattfall bzw. Verlust von Blattflächen durch das Absterben von Blattbereichen erhöht sich die Frostempfindlichkeit und das Wachstum wird eingeschränkt. Eine Saison mit schweren Schorfinfektionen kann sich einige Jahre lang negativ auswirken.

Vorbeugung und Bekämpfung

Vorbeugung

  • Lagen mit Nebelhäufigkeit und langen Blattnässeperioden meiden
  • ausgewogene Schnittmaßnahmen setzen (da nur junge Blätter anfällig sind, ist ein zeitiger Abschluss des Triebwachstums günstig) und für gute Durchlüftung der Baumkrone sorgen
  • Abbau des Falllaubes beschleunigen (durch Mulchen und Einfräsen, Regenwurmförderung, Harnstoffbehandlung)
  • Sortenwahl: Die Hauptsorten im Intensivobstanbau sind alle mittel bis stark schorfanfällig und müssen entsprechend oft mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden. Daneben erlangen schorfresistente Apfelsorten wie z.B. Topaz, Goldrush, Rubinola oder Goldstar zunehmende Bedeutung. Teilresistente Sorten sind Discovery und Empire.

Bekämpfung

  • Voraussetzung für die gezielte Schorfbekämpfung sind aktuelle Informationen zur Schorfgefahr. Ein Einsatz von synthetischen Fungiziden (siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel) soll besonders im Zeitraum zwischen Mitte bis Ende April und Ende Juni termingerecht und gründlich durchgeführt werden. Die Behandlungszeitpunkte sind entsprechend den Infektionsbedingungen (witterungsabhängig; Warnmeldungen beachten) zu wählen. Erfahrungsgemäß treten schwere Infektionen oft um die Blütezeit auf.
  • Kupferpräparate werden vor allem gegen Triebschorf bis zur Blüte eingesetzt.
  • In feuchten Lagen mit Spätschorfgefahr sind Behandlungen mit synthetischen Fungiziden vier bis fünf Wochen vor der Ernte sinnvoll.
  • Um etwaigen Resistenzen vorzubeugen empfiehlt es sich, nicht ausschließlich systemisch wirkende Präparate einzusetzen und Fungizide aus verschiedenen Wirkstoffgruppen abzuwechseln.

Als .docx herunterladen

Aktualisiert: 11.04.2023