Varroamilbe

Varroa destructor

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Steckbrief

Die Varroamilbe (Varroa destructor) kommt ursprünglich aus Asien und parasitiert an Bienen und Bienenbrut. In der Bienenbrut pflanzt sie sich fort. Zusätzlich ist sie Überträger verschiedener Bienenviren. Sowohl durch die Parasitierung als auch die übertragenen Viren werden Bienen und Brutstadien geschädigt. Seit etwa 1980 kommt sie in Österreich vor und ist heute in jedem Bienenvolk anzutreffen. Sie ist ein wichtiger Auslöser von Völkerzusammenbrüchen und steht in Zusammenhang mit hohen Winterverlusten.

Vorkommen

In Asien lebt die Varroamilbe in Völkern der Östlichen Honigbiene (Apis cerana). Diese haben im Laufe der Evolution wirksame Abwehrmechanismen entwickelt, um den Varroabefall niedrig zu halten. Daher gehen befallene Völker dieser Bienenart nicht an der Varroamilbe zugrunde. Im letzten Jahrhundert wurden Westliche Honigbienen (Apis mellifera) vom Menschen nach Asien verbracht und kamen so mit der Varroamilbe in Kontakt. Dadurch gelang es der Milbe, auch die Westliche Honigbiene als Wirt zu nutzen, und sich nahezu über die ganze Welt zu verbreiten. Derzeit kommt die Varroamilbe in Asien, Europa, Afrika, Nord- und Südamerika vor.

Wirtstiere

Varroamilben sind generell in jedem Bienenvolk vorhanden. Während der Brutsaison der Bienen vermehren sich die Varroamilben im Volk und werden so zum ernsthaften Problem. Zur Fortpflanzung wandern die Varroaweibchen in verdeckelungsreife Brutzellen ein. Die komplette Entwicklung von der Eiablage bis zur Begattung der Jungweibchen vollzieht sich dann in der geschlossenen Brutzelle. In der Zeit ernähren sich sowohl die Muttermilbe als auch der Nachwuchs von den Körpersäften der Bienenlarve. Mit der schlüpfenden Jungbiene verlassen auch die reifen, bereits begatteten Varroaweibchen die Brutzelle und wechseln auf andere Bienen über. Damit beginnt wieder ein neuer Zyklus.

Die Anzahl der weiblichen Nachkommen pro Fortpflanzungszyklus ist in Arbeiterinnen- und Drohnenbrut unterschiedlich. In Arbeiterinnenbrut entstehen ein bis zwei erwachsene Tochtermilben pro Muttermilbe, in Drohnenbrut aufgrund der längeren Verdeckelungsdauer zwei bis vier Tochtermilben. Dadurch kann es im Laufe der Saison zu hohen Befallszahlen und zur Ausprägung der Symptomatik der Varroose kommen.

Der Befall der Bienenbrut hat die größten Auswirkungen auf die Gesundheit des Volkes, da die Brut durch die Milben im Laufe ihrer Entwicklung geschädigt wird (Entzug von Nährstoffen aus der Bienenlarve, Übertragung von Viren). Aus befallenen Bienenlarven entstehen geschädigte Jungbienen mit verkürzter Lebenszeit, Verkrüppelungen und reduzierter Leistungsfähigkeit.

Infektionsweg

In Österreich weisen alle Bienenvölker Varroamilbenbefall auf und sind somit infiziert. Zur lokalen Ausbreitung der Milbe und somit zur neuerlichen Infektion oder Reinfektion von benachbarten Völkern kommt es besonders, wenn Völker unbemerkt im Sommer oder Herbst an Varroose zusammenbrechen (z. B. wilde Bienenvölker, ungenügende Betreuung oder Erfahrung des Imkers/der Imkerin). Diese zusammenbrechenden Völker laufen Gefahr von den Bienen anderer Völker ausgeraubt zu werden. Dabei werden viele der Milben von den raubenden Bienen in ihre eigenen Völker mitgenommen und damit die Milbenpopulation in den Völkern gefährlich erhöht (=Reinfektion). Der Verflug milbenbefallener Bienen zwischen verschiedenen Stöcken oder Bienenständen, sowie auch der internationale Handel mit Bienen, tragen auf lokaler und globaler Ebene ganz wesentlich zur Ausbreitung der Varroamilbe bei.

Inkubationszeit

Symptomatik

Unter Varroose versteht man das Symptombild, das bei Völkern der Westlichen Honigbiene im Zuge eines massiven Varroabefalls – meist in Kombination mit Virusbefall – auftritt. Die Symptome betreffen sowohl die erwachsenen Bienen als auch die Brut. Erst wenn bereits schwere Schäden an Bienen und Brut vorhanden sind, werden die Symptome der Varroose augenfällig. Doch auch wenn das Volk auf den ersten Blick noch stark und gesund aussieht, kann schon eine gefährlich hohe Anzahl an Varroamilben vorhanden sein.

Typische Anzeichen eines Bienenvolkes mit Varroose sind Bienen mit verkürzten, verkrüppelten Flügeln, mit verkürztem Hinterleib, auf Bienen und Waben sichtbare Varroamilben und ein lückenhaftes Brutnest. An Varroose abgestorbene Völker waren typischerweise bis vor Kurzem noch stark und haben reichlich Honig eingetragen. Nun ist entweder die Beute weitgehend bienenleer oder es sind noch große Mengen toter Bienen im Bodenbrett zu finden. Auf den Waben befinden sich verdeckelte, nicht geschlüpfte Brutzellen, die meist große Mengen an Milben enthalten. Häufig finden sich gleich mehrere Milben in einer Brutzelle. Meist sind auch noch reichliche Honig- und Pollenvorräte vorhanden. Solche Volkszusammenbrüche kommen meist im Spätsommer, Herbst und Winter vor.

Therapie

Um die Varroamilbe in den Griff zu bekommen, ist ein integriertes Konzept der Varroabekämpfung erforderlich. Dieses muss planmäßig auf den Betrieb abgestimmt sein. Es besteht aus einer Kombination im Jahresverlauf zeitlich aufeinanderfolgender Maßnahmen zur Befallsreduktion. Die Maßnahmen sind an die Jahreszeiten, die Trachtperiode, den Volkszustand und die Betriebsart (konventionelle oder biologische Imkerei) anzupassen. Details zum integrierten Konzept der Varroabekämpfung entnehmen Sie bitte der Fachinformation weiter unten und den PDFs im Downloadbereich.

Vorbeugung

Zur Vorbeugung einer Varroose dienen alle Methoden der Varroabekämpfung, die das Wachstum der Varroapopulation im Volk stoppen oder verlangsamen. Besonders zu nennen sind hier die biotechnischen Methoden, bei denen kein Tierarzneimittel zum Einsatz kommt. Diese Methoden sind auch während der Trachtperiode einsetzbar, wenn noch keine Tierarzneimittel angewendet werden dürfen. Ihre Wirksamkeit beruht darauf, dass sich in Völkern mit Brut der Großteil der Varroamilben in den verdeckelten Brutzellen befindet. Wird diese Brut teilweise oder vollständig aus dem Volk entnommen, werden auch die darin befindlichen Milben entfernt. Dadurch wird die Entwicklung eines kritischen Varroabefalls hinausgezögert. Details zu den biotechnischen Methoden entnehmen Sie bitte der Fachinformation weiter unten und den PDFs im Downloadbereich.

Eine andere Strategie der Vorbeugung ist die Zucht von varroatoleranten Bienen. Die Zucht zielt darauf ab, Bienenvölker zu selektieren, die selbst in der Lage sind, einen Befall mit der Varroamilbe so weit in Grenzen zu halten, dass keine, oder nur noch reduzierte, zusätzliche Bekämpfungsmaßnahmen erforderlich sind. In der vorhandenen Bienenpopulation werden dafür jene Völker identifiziert, die aufgrund ihrer genetischen Eigenschaften gegen die Milbe widerstandsfähiger sind. Diese Völker haben die Fähigkeit, trotz Varroamilbenbefalls gesund und leistungsfähig zu bleiben. Informationen hierzu finden Sie im Folder „Varroamilbe - Selektion auf Varroatoleranz“ im Downloadbereich.

Situation in Österreich

Die Varroamilbe kommt seit etwa 1980 in Österreich vor und ist heute in jedem Bienenvolk anzutreffen. Gemäß neuem EU-Tierseuchenrecht (AHL = Animal Health Law) ist ein Befall mit Varroa spp. (Varroose) anzeigepflichtig. Analog zur bisherigen Regelung ist geplant, dass eine Anzeigepflicht nur bei seuchenhaftem Auftreten der Varroose besteht. Details dazu sind derzeit in Ausarbeitung (Stand Jänner 2021).

Fachinformation

Varroabekämpfung – Anwendung von Tierarzneimitteln (TAMs)

TAMs, die zur Bekämpfung der Varroamilbe eingesetzt werden, müssen in Österreich zugelassen sein. Alle zugelassenen TAMs sind im Arzneispezialitätenregister verzeichnet. Durch Auswahl der Zieltierart „Honigbiene“ können Sie alle Informationen zu Arzneimitteln, die in Österreich für die Honigbiene zugelassen sind, abrufen. Über den Einsatz und die Art der eingesetzten Präparate sind entsprechende Aufzeichnungen zu führen (Vorlage siehe Download-Bereich). Diese sind für fünf Jahre aufzubewahren und bei Kontrollen vorzuweisen.

Derzeit sind TAMs mit den Wirkstoffen Ameisensäure, Thymol, Amitraz, Flumethrin und Oxalsäure in Österreich zugelassen (Stand Jänner 2021). Alle verfügbaren TAMs haben Vor- und Nachteile. Beispielsweise wirkt Ameisensäure gegen Milben auf Bienen und in der verdeckelten Brut, kann aber bei zu hohen Temperaturen zu Schäden an Brut- und Königin führen. Oxalsäure wirkt gegen Milben auf Bienen, aber nicht in die verdeckelten Brutzellen, daher sollte sie nur bei Brutfreiheit angewandt werden. Thymolpräparate entfalten ihre Wirkung langsam, daher sind sie bei bereits starkem Varroabefall nicht empfehlenswert. Sogenannte „Streifenpräparate“ mit Langzeitapplikation über mehrere Wochen sind einfach anzuwenden, aber nur dann wirksam, wenn noch keine Resistenz der Varroamilbe gegenüber den eingesetzten Wirkstoffen besteht. Details zu den Vor- und Nachteilen der verschiedenen TAMs entnehmen Sie bitte dem Folder „Varroamilbe – Anwendung von Tierarzneimitteln“ bzw. den Gebrauchsanweisungen der zugelassenen Präparate.
Bitte beachten Sie, dass eine wirksame Bekämpfung der Varroamilbe nur mit einer korrekten Anwendung des gewählten TAMs gewährleistet ist. Es ist daher notwendig, die Gebrauchsanweisung des gewählten Produkts sorgfältig zu lesen und zu befolgen. Nur so können Sie sicherstellen, dass Sie eine gute Wirksamkeit gegen Varroamilben erreichen und gleichzeitig Ihre Bienen vor unerwünschten Nebenwirkungen des Mittels schützen.

Ameisensäure

Ameisensäure wird zur Hauptentmilbung im Sommer angewandt und mittels Verdunstern in das Bienenvolk eingebracht. Die wichtigsten Grundsätze der Ameisensäurebehandlung sind in dem untenstehenden Video zusammengefasst.

Thymol

TAMs mit dem Inhaltsstoff Thymol werden in gebrauchsfertiger Form als Streifen, Plättchen oder Gel in die Bienenvölker eingebracht. Sie kommen nach Trachtschluss zur Hauptentmilbung im Sommer zum Einsatz.

Kontaktstreifenpräparate

Die Wirkstoffe Amitraz und Flumethrin werden in Österreich mittels Kontaktstreifenpräparaten in Bienenvölker eingebracht. Sie sind abhängig vom Präparat verschreibungs- und/oder apothekenpflichtig. Kontaktstreifenpräparate kommen nach Trachtschluss zur Hauptentmilbung im Sommer zum Einsatz.

Oxalsäure

Oxalsäure wird in brutfreien Völkern angewandt und entweder durch Träufeln oder durch Verdampfung in das Volk eingebracht. Sie wird standardmäßig zur Restentmilbung bei Brutfreiheit im Winter eingesetzt. Auch im Sommer ist nach Trachtschluss ein Einsatz möglich, wenn die Völker durch entsprechende Maßnahmen vorher brutfrei gemacht wurden. Die wichtigsten Grundsätze der Behandlung mit Oxalsäure mittels Träufelverfahren sind in dem untenstehenden Video zusammengefasst.

Varroabekämpfung mit biotechnischen Methoden

Unter biotechnischen Methoden fasst man alle Maßnahmen zur Bekämpfung der Varroamilbe zusammen, bei denen keine Tierarzneimittel zum Einsatz kommen. Ihre Wirksamkeit beruht darauf, dass sich in Völkern mit Brut der Großteil der Varroamilben in verdeckelten Brutzellen befindet. Wird diese Brut teilweise oder vollständig entnommen, werden auch die darin befindlichen Milben entfernt. Gleichzeitig werden auch die von Viren befallenen Brutstadien aus dem Volk eliminiert. Im Falle der Wärmebehandlung bienenfreier Brutwaben werden die Milben in der Brut abgetötet.

Der Vorteil von biotechnischen Methoden ist, dass sie anwendbar sind, wenn keine Tierarzneimittel eingesetzt werden können (z. B. während der Tracht oder aufgrund der Betriebsweise). Zusätzlich haben einige biotechnische Methoden einen Mehrfachnutzen: Die Ablegerbildung mit verdeckelten Brutwaben dient zum Beispiel sowohl der Völkervermehrung als auch der Reduktion der Zahl an Varroamilben in den Herkunftsvölkern. Viele biotechnische Methoden sind gut mit einer Erneuerung des Wabenmaterials kombinierbar. Dadurch werden mit dem alten Wabenbau auch Krankheitserreger und Dauerstadien aus dem Bienenvolk entfernt und so gleichzeitig das Risiko von zukünftigen Erkrankungen reduziert.

Ein Nachteil biotechnischer Methoden ist der erhöhte Arbeits- und Materialaufwand. Dieser resultiert aus der Maßnahme selbst und aus den damit verbundenen Begleitmaßnahmen, wie z. B. dem Einschmelzen von Waben und der Erneuerung des Wabenbaues (Rähmchen, Mittelwände etc.). Details zu den Vor- und Nachteilen sowie der Durchführung verschiedener anderer biotechnischer Methoden entnehmen Sie bitte dem Folder „Varroamilbe – Einsatz biotechnischer Methoden“.

Typische biotechnische Methoden sind:

  • Entnahme verdeckelter Drohnenbrut
  • Entnahme verdeckelter Arbeiterinnenbrut
  • Brutunterbrechung
  • Bannwabenverfahren
  • Totale Brutentnahme
  • Wärmebehandlung

Die Durchführung der totalen Brutentnahme, die zur Hauptentmilbung zum Einsatz kommt, erklären wir im folgenden Video:

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Leitung

DI Hemma Köglberger

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Aktualisiert: 28.03.2024