Schweineinfluenza (Schweinegrippe)

SwIAV, SIV, FLUAVsw, IAV-S

Steckbrief

Die Schweineinfluenza ist eine hoch ansteckende Virusinfektion der Atemwege bei Schweinen, die durch Influenza-A-Viren verursacht wird. Die Morbiditätsrate, d.h. die Zahl der Tiere, die in einem bestimmten Zeitraum an der Schweineinfluenza erkranken, ist bei Schweinen in der Regel hoch, während die Sterblichkeitsrate gering ist und die Symptome bei Schweinen in den meisten Fällen innerhalb von 7-10 Tagen abklingen. Infektionen können zu respiratorischen Symptomen (wie z.B. Husten und Lungenentzündung), Gewichtsverlust und Fieber führen und indirekt Fruchtbarkeitsprobleme wie Aborte bei trächtigen Sauen verursachen.

Weltweit zirkulieren bei Schweinen überwiegend vier Influenza-A-Virus Subtypen: A(H1N1), A(H1N1)pdm09, A(H1N2) und A(H3N2). Infektionen mit, ursprünglich von Schweinen stammenden, Influenza-A Viren (SwIAV) treten auch bei Geflügel und Menschen auf. Diese Übertragung zwischen verschiedenen Spezies findet jedoch nur selten statt.

Schweine sind zusätzlich auch für eine Infektion mit aviären Influenzaviren, die von Vögeln stammen, und mit humanen Influenzaviren empfänglich. Treffen diese verschiedenen Influenzaviren in infizierten Schweinen aufeinander (Koinfektion), können sie genetische Informationen austauschen (Reassortment). Dadurch können Schweineinfluenza-Stämme mit neuen Eigenschaften entstehen. Schweine gelten daher als sogenannte „mixing vessels“ oder Mischgefäße für Influenzaviren. Im Jahr 2009 trat eine Variante des Schweineinfluenza-Virus beim Menschen auf, welches von Mensch zu Mensch, aber auch zwischen Mensch und Schwein übertragen wurde. Durch die pandemische Verbreitung wurde diese Variante als (A(H1N1)pdm09 oder Pandemische („Schweine“)-Influenza A(H1N1)) bezeichnet. Sie trug Bestandteile von Schweineinfluenzaviren, aber auch von Vogel- und humanen Influenzaviren in sich.

Vorkommen

Die Krankheit ist derzeit weltweit verbreitet und betrifft jedes Jahr Millionen Schweine

Wirtstiere

Schweine sind das natürliche Erregerreservoir. Infektionen mit Schweineinfluenza-A Viren (SwIAV) treten auch bei Wildschweinen, Geflügel und Menschen auf.

Infektionsweg

Das Virus wird über Sekrete ausgeschieden und durch Tröpfchen und Aerosole verbreitet. Der Hauptübertragungsweg des Virus ist indirekt über die Luft oder durch direkten Kontakt.

Inkubationszeit

Erste Krankheitssymptome treten meist 24 Stunden nach der Infektion auf. In der Mehrzahl der Fälle werden 7-10 Tage nach der Infektion keine Viren mehr ausgeschieden.

Symptomatik

Der Krankheitsverlauf ist abhängig von der Dauer der Viruszirkulation im Betrieb. Außerdem kann die Symptomatik durch Koinfektionen mit anderen Viren und/oder Bakterien verschlimmert werden.

Bei einer Neuinfektion:

Bis zu 100 % der Schweine erkranken

  • Sterblichkeit niedriger als 5 % (ohne Koinfektionen)
  • Hohes Fieber
  • Trockener Husten
  • Verringerte Futteraufnahme
  • Nasenausfluss
  • Bindehautentzündung

Bei einer kontinuierlichen Infektion zwischen den unterschiedlichen (Alters-) Gruppen (endemische Infektion) verläuft die Krankheit in vielen Fällen subklinisch ohne erkennbar Symptome.

Bei Sauen können zusätzlich Fruchtbarkeitsstörungen (Aborte) aufgrund von Fieber und Kreislaufstörungen auftreten.

Vorbeugung

Die Impfung ist eine wichtige Präventivmaßnahme gegen SIV-Ausbrüche in Schweinebetrieben. In Europa sind einige kommerzielle Impfstoffe gegen SIV zugelassen. Alle basieren auf inaktivierten Vollviruspräparaten, die durch intramuskuläre Injektion verabreicht werden und mindestens eine Auffrischungsimpfung erfordern. Diese Impfstoffe haben den großen Nachteil, dass sie nicht durchgängig eine belastbare Kreuzimmunität gegen neue Virussubtypen bieten. Die betreuenden Tierärzt:innen und alle Personen, die mit Schweinen arbeiten, sollten gegen die saisonale humane Influenza geimpft sein, um das Infektionsrisiko und die Entstehung neuer Virusvarianten zu minimieren.

Situation in Österreich

Es liegen keine aktuellen Prävalenzdaten aus Österreich vor.

Der Nachweis von Influenza-A-Viren bei Schweinen ist in Österreich nicht anzeigepflichtig. Eine weltweite strukturelle Überwachung besteht kaum. Aufgrund des Risikos der Entstehung neuer Influenzaviren mit pandemischem Potenzial gehört die Schweineinfluenza laut EFSA  und ECDC zu den 10 wichtigsten Zoonosen, für welche eine verbesserte Überwachung angezeigt ist.

Die AGES führt im Rahmen des EU-Projekts "United4Surveillance" Pilotstudien (2023-2025) zu unterschiedlichen Überwachungsansätzen durch, um die Verbreitung von Schweineinfluenzaviren zu monitoren.

Darüber hinaus zielen einige europäische Initiativen darauf ab, die Öffentlichkeit besser für die zoonotische Influenza (Übertragung von Influenzaviren zwischen Tier und Mensch) zu sensibilisieren und europäische Netzwerke für die Überwachung der Schweineinfluenza aufzubauen. 2022 wurde ein europäisches Netzwerk für Schweineinfluenza (ESFLU) gegründet mit dem Ziel, ein interdisziplinäres europäisches Netz für das Schweineinfluenza-A-Virus einzurichten. Der Informationsaustausch, die Sensibilisierung und die globale Überwachung zur Vorbereitung auf eine Pandemie sollen verbessert werden.

Fachinformation

In Europa zirkulieren verschiedene Schweineinfluenzaviren: A(H1N1), A(H1N1)pdm09, A(H1N2) und A(H3N2).

A(H1N1): Das klassische Influenza A(H1N1)-Virus - ein direkter Nachfahre des menschlichen Influenzapandemievirus von 1918, dass in Amerika und Asien immer noch bei Schweinen vorkommt - wurde bei europäischen Schweinen seit über 15 Jahren nicht mehr nachgewiesen. Der aviäre Typ H1N1av (Wildenten), tritt in Schweinepopulationen häufig endemisch auf. Das pandemische H1N1-Virus von 2009 (A(H1N1)pdm09) und entsprechende genetisch veränderte Mischtypen wurden ebenfalls häufig nachgewiesen und scheinen derzeit in einigen Schweinepopulationen weiterhin vorzukommen.

A(H1N2): Mehrere H1N2-Viren zirkulieren zeitlich begrenzt oder andauernd in Österreich.

A(H3N2): Die H3N2-Viren wurden ursprünglich vom Menschen in die Schweinepopulation eingeschleppt. Seitdem haben sich die in Schweinen zirkulierenden H3N2-Viren jedoch verändert. Die H3N2-Viren, die jetzt in Schweinen zirkulieren, unterscheiden sich stark von den saisonalen H3N2-Viren, die in Menschen zirkulieren.

Weiterführende Informationen

Zeller et al., (2018). ISU FLUture. BMC bioinformatics, 19(1), 397

Chapter 3.9.7. – Influenza A viruses of swine, WOAH Terrestrial Manual 2023 (PDF)

Diagnostik

In der AGES sind diagnostische Methoden und Protokolle für den Nachweis von aktuell vorkommenden Schweineinfluenzaviren gut etabliert und im Einsatz.

 Real-Time RT- PCR und Sequenzierung: Der direkte Erregernachweis ist nur in der Akutphase möglich (bis max. 5 Tage p. i.). Das geeignete Probenmaterial sind Nasen- oder Tonsillentupfer (trocken oder mit speziellem Transportmedium), oder Lungengewebe. Routinemäßig erfolgt der direkte Erregernachweis mittels PCR. Bei ausgewählten Proben wird eine Subtypisierung mittels spezifischen H1/H3 und N1/N2 PCR Methoden gemacht, zusätzlich kann eine Ganzgenomsequenzierung (Whole Genome Sequencing – WGS) durchgeführt werden.

ELISA: Der Enzyme-linked Immunosorbent Assay ist ein antikörperbasiertes Nachweisverfahren. Im Serum vorhandene Antikörper binden an ein spezifisches Antigen und werden mittels einer enzymatischen Farbreaktion qualitativ bzw. semiquantitativ gemessen. Mit diesen Verfahren können Impf- und Infektionsantikörper nachgewiesen werden.

Kontakt

Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen Mödling

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Aktualisiert: 15.05.2024