Porzines Reproduktives und Respiratorisches Syndrom

PRRSV

D E

Steckbrief

Das Porzine Reproduktive und Respiratorische Syndrom (PRRS) ist eine der wirtschaftlich bedeutsamsten Schweineinfektionskrankheiten weltweit

Vorkommen

Weltweit; nur wenige Staaten (unter anderem die Schweiz, Finnland, Schweden, Norwegen) gelten derzeit noch als PRRSV-frei

Wirtstiere

Hausschweine, Wildschweine

Infektionsweg

Direkter Kontakt (Tröpfcheninfektion) von infizierten Schweinen; indirekt über Stallstaub, Gerätschaften, Hände, Kleider und Schuhe. Auch über das Sperma kann das Virus übertragen werden

Symptomatik

Es treten vorrangig zwei wesentliche klinische Verlaufsformen auf, aus denen sich der Name des Virus ergeben hat:
1.    Respiratorische Symptome im Absetz- und Mastalter
2.    Reproduktive Symptome in Form von Spätaborten und der Geburt lebensschwacher Ferkel

Therapie

Eine spezifische Therapie ist nicht möglich

Vorbeugung

In infizierten Beständen kann das Auftreten von klinischen Symptomen durch den Einsatz von bestandsspezifischen Vakzinen verhindert sowie die Erregerausscheidung reduziert werden. Ein Schutz vor einer Infektion kann durch die Vakzination nicht erreicht werden.

Situation in Österreich

PRRSV verursacht auch in Österreich in den Schweinebeständen wirtschaftliche Schäden. In infizierten Beständen kann das Auftreten von klinischen Symptomen durch den Einsatz von Vakzinen verhindert sowie die Erregerausscheidung reduziert werden. Eine Infektion mit PRRSV ist derzeit nicht anzeige- oder meldepflichtig.

Fachinformation

Das PRRSV ist ein behülltes Einzelstrang-RNA-Virus der Gattung Arterivirus. Es wird in die beiden Arten PRRSV 1 (ehemals Europäischer Genotyp) und PRRSV 2 (ehemals Nordamerikanischer Genotyp) unterteilt. Beide Arten sind stark mutagen und weisen unzählige Subtypen und Stämme auf. Eine hochpathogene (HP) Variante wurde 2007 in China nachgewiesen und führte zu einer hohen Mortalität auch bei Sauen.

Binnen weniger Stunden nach der Infektion ist das Virus in seinen Zielzellen, den Alveolarmakrophagen nachweisbar. Neben der Besiedelung der Makrophagen in Nase, Rachen und Tonsillen ist das Virus innerhalb von 12 Stunden im Blut nachweisbar. Die virämische Phase dauert durchschnittlich 28 Tage an. Zugekaufte, infizierte Schweine sowie Transportfahrzeuge und Besucher können das Virus von Bestand zu Bestand übertragen.

Symptomatik

Die klinischen Symptome sind sehr vielfältig und stark vom Virusstamm oder den Virusstämmen im jeweiligen Bestand, der Immunitätslage der Schweine, der betroffenen Altersgruppe sowie von Begleiterkrankungen abhängig. PRRSV infizierte Tiere können mit anderen bakteriellen und viralen Krankheiten infiziert werden, die aufgrund der bestehenden Infektion mit PRRS schwerer verlaufen können.

Respiratorische Symptome treten vor allem im Absetzer- (und Mast-)alter auf und sind durch eine interstitielle Pneumonie begründet. Sie äußern sich in Form von Dyspnoe, erhöhter Atemfrequenz, vermehrter Anfälligkeit für andere infektiöse Erkrankungen und erhöhter Mortalität. Anfangs können Konjunktivitis, vermindertes Allgemeinbefinden und Inappetenz auftreten.

Aborte erfolgen zumeist nach Infektionen im letzten Drittel der Trächtigkeit. Es kann vermehrt zu Totgeburten, Geburt lebensschwacher Ferkel und erhöhter Ferkelsterblichkeit kommen.

Klinische Symptome bei Ebern sind moderat und können leicht übersehen werden. Zuweilen ist die Spermaqualität vermindert.

Besonders virulente und HP-Stämme können Ausbrüche mit hoher Mortalität in allen Altersgruppen hervorrufen. Klinische Symptome sind neben respiratorischen Symptomen und Aborten auch Erytheme, Petechien, Fieber, Anorexie und Zittern sowie Hautzyanosen, besonders an Ohren, Rüsselscheibe, Schwanz, Scrotum und distalen Gliedmaßen.

Da PRRSV bei der Europäischen Tiergesundheitsrecht (Animal Health Law -AHL) als D + E Krankheit kategorisiert wurde, sind Maßnahmen zu ergreifen, um die Ausbreitung im Zusammenhang mit der Verbringung von Tieren und tierischen Erzeugnissen zu verhindern. Eine spezifische Therapie ist nicht möglich. Vorrangig wird versucht, durch geeignete Monitoring- und Surveillanceprogramme und Hygiene- und Biosicherheitsmaßnahmen das Risiko eines Erregereintrages in Zuchtbetriebe zu minimieren. Eine Eradikation von Beständen ist aufwändig und nur dann erfolgversprechend, wenn ein neuer Erregereintrag vermieden werden kann.

Diagnostik

Zur Erhaltung PRRSV-negativer Bestände (vor allem Zuchtbestände und Eberstationen) ist ein gezieltes Monitoring in den Beständen sowie eine Quarantäne und Untersuchung neu eingestallter Schweine notwendig.

Durch die etwa 28 Tage andauernde Virämie eignen sich Blutproben gleichermaßen zum Virusgenomnachweis mittels PCR sowie zum Antikörpernachweis mittels ELISA. Eine frequente Untersuchung (mindestens vierteljährlich) einer repräsentativen Stichprobenzahl (ca. 13 Proben pro Bestand unabhängig von der Bestandsgröße) kann zu einer schnellen Entdeckung eines Erregereintrags in den Bestand führen, auch wenn keine klinischen Symptome auftreten.

Zur Abklärung der Ursache respiratorischer Symptome bei Absetzferkeln und Mastschweinen sowie Jungsauen kann ebenfalls die Untersuchung von Blutproben typisch erkrankter Schweine mittels PCR durchgeführt werden. Antikörperuntersuchungen in älteren Ferkelgruppen kann die Diagnose bestätigen. Bei Sektionen können Tonsillen, Lunge sowie Lungenlymphknoten zum Nachweis mittels PCR herangezogen werden. Auch der Nachweis aus dem Speichel ist möglich.
Länger zurückliegende Infektionen können mittels PCR aus Tonsillarabschabungen entdeckt werden, da sich das Virus am längsten in den Tonsillen nachweisen lässt.

Bei Aborten eignet sich der Nachweis mittels PCR aus der Plazenta sowie fetalen Organen zur Diagnosestellung.

PRRSV-RNA kann auch im Sperma nachgewiesen werden, jedoch bedeutet ein negativer Befund nicht, dass eine Infektion auszuschließen ist, da die Ausscheidung im Sperma intermittierend erfolgt.

Kontakt

Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen Mödling

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Aktualisiert: 10.10.2023