Norovirus

Norovirus

Steckbrief

Noroviren gelten weltweit als eine der häufigsten Ursachen für virusbedingte Infektionen des Magen-Darm-Traktes. Sie sind für einen Großteil der Ausbrüche akuter viraler Durchfallerkrankungen  in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen, Krankenhäusern sowie Senioren- und Pflegeheimen verantwortlich.

Vorkommen

Weltweit

Erregerreservoir

Mensch

Infektionsweg

Direkt von Mensch zu Mensch oder indirekt über kontaminierte Flächen, Gegenstände, Nahrungsmittel oder Wasser. Noroviren sind sehr ansteckend, bereits geringe Mengen (10-100 Viruspartikel) können zu einer Erkrankung führen.

Inkubationszeit

6-50 Stunden

Symptomatik

Die Erkrankung beginnt meist mit heftigem Erbrechen und Durchfall. Die klinischen Symptome dauern etwa 12-48 Stunden. Die Beschwerden hören von selbst auf.

Therapie

In der Regel reicht eine ambulante Behandlung aus. Die Therapie erfolgt symptomatisch durch Ausgleich des zum Teil erheblichen Flüssigkeits- und Elektrolytverlustes.

Vorbeugung

Es gibt keinen Impfstoff, der gegen Noroviren schützt. Die wichtigste vorbeugende Maßnahme ist die persönliche Händehygiene (gründliches Händewaschen vor dem Essen und nach jedem Toilettenbesuch).

Situation in Österreich

Im Jahr 2023 wurden in Österreich 2.130 Norovirus-Infektionen gemeldet.

Gemeldete Norovirus-Infektionen

Gemeldete Norovirusfälle pro Kalenderwoche von 01.01.2023 - 23.01.2024

Fachinformation

Noroviren sind unbehüllte RNA-Viren und gehören zur Familie der Caliciviridae. Sie sind weltweit verbreitet und die häufigste Ursache von viralen Darminfektionen. Eine Ansteckung erfolgt über Stuhl oder Erbrochenes entweder direkt durch Kontakt von Mensch zu Mensch oder indirekt über verunreinigte Gegenstände und Lebensmittel. Für humanpathogene Noroviren ist der Mensch das einzig bekannte Reservoir. Norovirus-Erkrankungen treten gehäuft in den Wintermonaten auf.

Durch ihre hohe Stabilität in der Umwelt und der niedrigen Infektionsdosis kommt es vor allem in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern und Seniorenresidenzen immer wieder zu Norovirus-Ausbrüchen mit einer großen Anzahl an Erkrankten.

Übertragung

Noroviren sind sehr ansteckend und werden leicht von Person zu Person übertragen. Sie sind in großen Mengen im Stuhl und Erbrochenem von erkrankten Personen vorhanden. Bereits geringe Mengen (10 – 100 Viruspartikel) können zu einer Erkrankung führen. Die Ursache für die Weiterverbreitung ist oft unzureichende Händehygiene.

Folgende Übertragungswege sind bekannt:

  • Direkter Kontakt mit Stuhl oder Erbrochenem einer infizierten Person
  • Kontakt mit in der Luft schwebenden virushaltigen Tröpfchen, die beim explosionsartigen Erbrechen entstehen können
  • Kontakt mit Oberflächen (z. B. Türklinken) oder Gegenständen, die mit Noroviren verunreinigt sind
  • Essen oder Trinken von Lebensmitteln, die mit Noroviren verunreinigt wurden

Lebensmittel können durch Personen, die Noroviren ausscheiden, bei der Verarbeitung kontaminiert werden oder durch Waschen oder Bewässern mit virushaltigem Wasser. Vor allem tiefgefrorenes Beerenobst gilt in diesem Zusammenhang als mögliche Infektionsquelle. Muscheln sind weltweit eine häufige Ursache von Noroviren Ausbrüchen, da sie die Viruspartikel aus fäkal verunreinigtem Meerwasser heraus filtern können.

Erkrankung

Die Inkubationszeit beträgt bei Norovirus-Infektionen ca. 6 bis 50 Stunden. Die an einer Noroviren-Gastroenteritis erkrankten Personen sind, solange sie Krankheitssymptome zeigen, hochansteckend. Nach dem Abklingen der klinischen Symptome besteht noch mindestens 2 Tage lang eine Ansteckungsfähigkeit. Bei Einhaltung einer sorgfältigen Hygiene im Toilettenbereich sowie gründlicher Händehygiene besteht nach dieser Zeit zwar keine relevante Ansteckungsgefahr mehr, jedoch ist zu beachten, dass die Ausscheidung in geringeren Mengen noch 7 bis 10 Tage, in Ausnahmefällen auch einige Wochen andauern kann.

Die Erkrankung beginnt meist mit heftigem Erbrechen und Durchfall; weitere Symptome die auftreten können sind Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen und Fieber. Die Beschwerden dauern in der Regel 12-48 Stunden. Bei Infektionen mit Noroviren sind auch asymptomatische Verläufe möglich. Diese Fälle übertragen, wenn die Händehygiene unzureichend ist, die Erkrankung oft über Lebensmittel. Grundsätzlich handelt es sich bei einer Norovirus-Infektion um eine selbstlimitierende Erkrankung, jedoch besteht vor allem bei Kindern, älteren oder aufgrund eine Grunderkrankung geschwächten Personen durch einen starken Flüssigkeitsverlust bzw. Elektrolytverlust die Gefahr einer Austrocknung (Dehydratation, Exsikkose). In diesem Fall ist sofortige ärztliche Hilfe erforderlich!

Therapie

Es steht keine antivirale Therapie gegen Noroviren zur Verfügung. Die Behandlung erfolgt symptomatisch durch den fallweise erheblichen Flüssigkeits- und Elektrolytverlust. Erkrankte Personen sollten in der akuten Erkrankungsphase Bettruhe einhalten und ausreichend Flüssigkeit (Wasser, Tee) zu sich nehmen. Durch spezielle Elektrolytmischungen aus der Apotheke kann sowohl der Flüssigkeits- als auch der Mineralsalzverlust ausgeglichen werden.

Prävention

Es gibt keinen Impfstoff, der gegen Noroviren schützt. Die wichtigste vorbeugende Maßnahme ist die persönliche Händehygiene (gründliches Händewaschen vor dem Essen und nach jedem Toilettenbesuch). Um die Verbreitung der Noroviren in Gemeinschaftseinrichtungen (z. B. Schulen, Kindergärten), Krankenhäusern, Seniorenheimen und Küchen zu verhindern, müssen die allgemeinen Hygieneregeln konsequent eingehalten werden. Vor allem in der Gemeinschaftsverpflegung und Gastronomie sollte man sich bewusst sein, dass bestimmte Lebensmittel wie importierte Tiefkühlbeeren oder Schalentiere (z. B. Austern) mit Noroviren verunreinigt sein können. Der Verzehr roher oder nicht vollständig durchgegarter Muscheln ist weltweit eine häufige Ursache von Norovirus-Infektionen.

Maßnahmen bei Ausbrüchen

Bei Ausbrüchen ist es wichtig, die Infektionsquelle rasch zu erkennen. Kommen als Ursache kontaminiertes Essen oder Getränke in Frage, müssen umgehend Maßnahmen eingeleitet werden, um das Wirken dieser Quelle auszuschalten. Liegen Hinweise auf einen Norovirus-Ausbruch vor, sollten unverzüglich - auch noch vor der labordiagnostischen Bestätigung - Kontrollmaßnahmen eingeleitet werden. Zur Vermeidung einer fäkal-oralen Übertragung ist die Einleitung umfangreicher Hygienemaßnahmen (Tragen von Handschuhen und Schutzkitteln, Absonderung der erkrankten Personen, zusätzliche Reinigung der Toiletten, intensivierte Händehygiene, häufige Desinfektion der Bettwäsche) erforderlich.

In Gemeinschaftseinrichtungen wie Krankenhäusern und Altenheimen sollten Patienten-, Bewohner- und Personalbewegungen innerhalb der Stationen möglichst eingeschränkt werden, um eine Ausbreitung zwischen einzelnen Stationen und Bereichen der Einrichtung weitgehend zu minimieren. Erkranktes Personal sollte auch bei geringen gastrointestinalen Beschwerden von der Arbeit freigestellt werden und erst frühestens 2 Tage nach Ende der klinischen Symptomatik unter sorgfältiger Beachtung der Händehygiene die Arbeit wiederaufnehmen.

Diagnostik

Zur Untersuchung auf Noroviren eignen sich Stuhl oder Erbrochenes der erkrankten Person. Für gewöhnlich werden zur Diagnose von Noroviren Stuhlproben analysiert. Idealerweise sollten die Stuhlproben während der Symptomphase entnommen werden, da die Viruslast in dieser Infektionsphase am höchsten ist. Die Stuhlgefäße sollten zumindest bis zu einem Drittel befüllt werden. Das befüllte Gefäß muss für einen sicheren Transport in einem Übergefäß aufbewahrt werden. Wenn eine kurzzeitige Lagerung der Stühle notwendig ist (z. B. während dem Sammeln der Proben bei einem Ausbruch), sollten die Gefäße gekühlt gelagert werden.

Während des kurzzeitigen Transportes ist eine Kühlung nicht erforderlich. Prinzipiell gelten für Erbrochenes dieselben Anweisungen bezüglich Transport und Lagerung wie für die Stuhlproben. Im Falle eines Ausbruchs ist es sinnvoll, nicht mehr als 5 Stühle von akut Erkrankten zu untersuchen. Sobald die Diagnose das Vorliegen einer Norovirus-Infektion bestätigt hat, sind keine weiteren Untersuchungen erforderlich.

Diagnostische Verfahren:

  • Nachweis viraler RNA mittels Polymerasekettenreaktion (RT-PCR)
  • Typisierung von Noroviren durch Nukleinsäuresequenzierung und Datenbankanalyse innerhalb der viralen RNA-Polymerase Region
  • Elektronenmikroskopie

Kontakt

Leitung

Mag. Dr. Ingeborg Lederer

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Aktualisiert: 24.01.2024