Neoehrlichiose
Candidatus Neoehrlichia mikurensis
Steckbrief
Die Krankheit Neoehrlichiose wird durch das Bakterium Candidatus Neoehrlichia mikurensis verursacht, das in Europa durch Zecken übertragen wird. Neoehrlichiose bricht hauptsächlich bei Personen mit einem geschwächten Immunsystem aus, vereinzelt aber auch bei Patient:innen ohne Grunderkankungen.
Vorkommen
Candidatus Neoehrlichia mikurensis wurde in Zecken und Nagetieren in verschiedenen Ländern Europas und Asiens nachgewiesen. Infektionen wurden in Schweden, Deutschland, der Tschechischen Republik, Österreich und China beobachtet.
Erregerreservoir
Nagetiere sind die natürlichen Wirtstiere. Infektionen von Nagetieren weisen saisonale Muster auf mit niedrigeren Raten in den Wintermonaten.
Infektionsweg
Übertragung von Bakterien durch den Stich einer infizierten Zecke.
Inkubationszeit
Zwischen sieben und 14 Tage
Symptomatik
Ein charakteristisches Symptom ist hohes und vorübergehend nachlassendes Fieber, das oft von Schüttelfrost und nächtlichen Schweißausbrüchen begleitet wird. In vielen Fällen treten starke Muskel- und Gelenkschmerzen auf. Hautausschläge und weniger spezifische Symptome wie Husten, Durchfall und Gewichtsverlust können ebenfalls vorkommen. In der Labordiagnostik zeigt sich eine Anämie (Blutarmut). Bei Neoehrlichiose-Patient:innen treten auffallend häufig Komplikationen wie Venenthrombosen, Lungenembolie u. ä. auf.
Therapie
Das Antibiotikum Doxycyclin wirkt aktiv gegen intrazelluläre Bakterien und wird für die Behandlung von Neoehrlichiose angewandt. Die Behandlung führte in Fallstudien zu einem raschen Rückgang der Symptome.
Vorbeugung
Ein Impfstoff steht derzeit nicht zur Verfügung. Wichtigste vorbeugende Maßnahme ist der Schutz vor Zeckenstichen bzw. das rasche Entfernen von Zecken vom Körper.
Situation in Österreich
Rund vier Prozent der Zecken sind mit dem Bakterium Candidatus Neoehrlichia mikurensis infiziert. In Wien und Tirol sind die Zecken mit knapp über acht Prozent am häufigsten betroffen. Erkrankungen von Menschen mit Infektionsquelle in Österreich wurden wiederholt dokumentiert, aber fast ausschließlich bei Patient:innen mit einer Beeinträchtigung des Immunsystems, wie etwa bei Leukämie, Rheuma oder nach Organ-Transplantation. Eine Studie aus Österreich zeigte, dass der Erreger bei 2,5 % von gesunden Personen nach einem Zeckenstich nachweisbar war, ohne dass es zu einer Erkrankung kam.
Fachinformation
Die erste Beschreibung von Candidatus Neoehrlichia mikurensis wurde 1999 veröffentlicht, humane Neoehrlichiose-Fälle wurden erstmals 2010 beschrieben. Ca. Neoehrlichia mikurensis ist eine Spezies innerhalb der Gattung Neoehrlichia, die zur Familie der Anaplasmataceae gehört, Ordnung Rickettsiales.
Es wird vermutet, dass Neoehrlichiose eine unterdiagnostizierte Infektion ist, da die meisten infizierten Patient:innen bereits eine Grunderkrankung haben und eine Infektion mit Ca. N. mikurensis als Ursache der Symptome übersehen wird. Zudem stellt der Nachweis des Bakteriums eine Schwierigkeit dar, da es nicht auf gewöhnlichen Nährböden wächst, die Serologie noch nicht verfügbar und molekulare Nachweismethoden in nur wenigen Labors vorhanden ist. Beides trägt wahrscheinlich dazu bei, dass Neoehrlichiose selten diagnostiziert wird.
Bei der Behandlung von Patient:innen mit unerklärlichem Fieber, Hautausschlägen und thromboembolischen Ereignissen sollte Neoehrlichiose in Betracht gezogen und nach früheren Zeckenstichen gefragt werden, insbesondere wenn eine Autoimmunerkrankung, eine hämolytische Erkrankung oder eine immunsuppressive Behandlung zugrunde liegt.
Diagnostik
Zum Nachweis von Ca. Neoehrlichia mikurensis wird ein PCR-Test mit Blut- oder Rückenmarkproben durchgeführt.
Literatur
Literatur
UZH Mediadesk - Neue Zeckenerkrankung in der Schweiz (archive.org)
Infections with the tick-borne bacterium Candidatus Neoehrlichia mikurensis - PubMed (nih.gov)
Infections with the tick-borne bacterium Candidatus Neoehrlichia mikurensis - ScienceDirect
Infections with the tick-borne bacterium Candidatus Neoehrlichia mikurensis - ScienceDirect
Infections with the tick-borne bacterium Candidatus Neoehrlichia mikurensis - ScienceDirect
Infections with Tickborne Pathogens after Tick Bite, Austria, 2015-2018 - PubMed (nih.gov)
Infections with the tick-borne bacterium Candidatus Neoehrlichia mikurensis - ScienceDirect
Larsson, C., Hvidsten, D., Stuen, S., Henningsson, A. J., & Wilhelmsson, P. (2018). “Candidatus Neoehrlichia mikurensis” in Ixodes ricinus ticks collected near the Arctic Circle in Norway. Parasites & vectors, 11, 1-8. ; “Candidatus Neoehrlichia mikurensis” in Ixodes ricinus ticks collected near the Arctic Circle in Norway | SpringerLink
Aktualisiert: 10.10.2023