Cholera

Vibrio cholerae

Steckbrief

Cholera ist eine akute bakterielle Durchfallerkrankung (Enteritis) mit einer kurzen Inkubationszeit und meistens schwerem Verlauf. Die Cholera ist seit dem Altertum bekannt und kommt in manchen Regionen der Welt immer noch häufig vor.

Vorkommen

Weltweit, insbesondere auf dem indischen Subkontinent, in Zentral- und Südamerika

Erregerreservoir

Das natürliche Reservoir für V. cholerae sind Oberflächengewässer, einschließlich Meereswasser.

Infektionsweg

Hauptsächlich oral, durch Aufnahme von mit Stuhl oder Erbrochenen kontaminiertem Trinkwasser oder über Nahrungsmittel.

Inkubationszeit

Einige Stunden bis fünf Tage, in der Regel etwa zwei bis drei Tage

Symptomatik

Wässrige Durchfälle, die auch mit Übelkeit und Erbrechen einhergehen können, Flüssigkeitsverluste bis zu 20 Liter/Tag, Nierenversagen, Kreislaufkollaps, Tod. Asymptomatische Verläufe oder auch milde Krankheitsverläufe (mit Erregerausscheidung) sind häufig.

Therapie

Bei rechtzeitiger Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution ist die Prognose gut (Letalität 1 %)

Vorbeugung

In Österreich ist der orale Totimpfstoff Dukoral zugelassen. Die Schutzimpfung ist im Tourismus weitgehend entbehrlich und wird hierzulande primär für spezifische Situationen wie etwa Katastropheneinsätze (Choleraausbrüche nach Naturkatastrophen) oder für Arbeit in Flüchtlingslagern empfohlen.

Situation in Österreich

In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zum Import von toxinbildenden V. cholerae O1 Stämmen nach Aufenthalten in Endemiegebieten. In den vergangenen drei Jahren konnten im nationalen Referenzlabor für Cholera keine Cholera-Toxin bildenden Vibrionen identifiziert werden.

Fachinformation

Der Erreger, Vibrio cholerae, ist ein gram-negatives, bewegliches, kommaförmiges Bakterium, das ein Enterotoxin (Choleratoxin) bilden kann. Anhand von Oberflächenantigenen (O-Antigen) wird es in verschiedene Gruppen eingeteilt. Die Gruppen O1 und O139 (Synonym: Bengal) können Cholera verursachen. Die Serogruppe O1 enthält zwei Biotypen: Klassisch und El-Tor. Die restlichen Serogruppen – über 200 – werden als non-O1/non-O139 V. cholerae bezeichnet und können gelegentlich zu Enteritiden und verschiedenen extraintestinalen Manifestationen wie Ohr- oder Wundinfektionen führen.

Epidemiologie

Der Erreger ist weltweit verbreitet, insbesondere auf dem indischen Subkontinent, in Zentral- und Südamerika. Das natürliche Reservoir für V. cholerae sind Oberflächengewässer, einschließlich Meereswasser. Die meisten Ausbrüche werden in tropischen und subtropischen Ländern verzeichnet, wo eine unzureichende zentrale Trinkwasserversorgung gegeben ist und die hygienischen Verhältnisse mangelhaft sind.

Die Übertragung von V. cholerae erfolgt hauptsächlich oral, durch Aufnahme von mit Stuhl oder Erbrochenen kontaminiertem Trinkwasser oder über Nahrungsmittel. Da Vibrio cholerae sehr empfindlich gegen Magensäure ist, muss die Infektionsdosis relativ hoch sein. Bei der Infektion über kontaminiertes Wasser sind 103 -106 Bakterien notwendig, über Nahrungsmittel nur 102 -104 Bakterien. Bei Menschen, die weniger Magensäure produzieren (z. B. durch die Einnahme von Protonenpumpenhemmern), ist die nötige Infektionsdosis dementsprechend geringer.

In den meisten Fällen werden die Erreger nach Abklingen der Symptome noch einige Tage ausgeschieden. Bei asymptomatischen Verläufen können die Erreger oft 14 Tage lang nachgewiesen werden. Selten werden die Erreger nach durchgemachter Erkrankung auch monatelang ausgeschieden. Eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch ist jedoch selten.

Neben dem Menschen dienen auch ökologische Nischen als Reservoir für V. cholerae und andere Vibrionen. Wenn Temperatur, Elektrolyt- und Nährstoffgehalt entsprechen, können Vibrionen jahrelang im Wasser überleben. Kontaminiertes Wasser kann aber nicht nur durch orale Aufnahme bei der Übertragung eine Rolle spielen, sondern auch durch direkten Kontakt mit z. B. Wunden zu einer Infektion führen.

Symptomatik

Eine Cholera (verursacht durch toxinbildende V. cholerae O1 oder O139) beginnt mit wässrigen Durchfällen, die auch mit Übelkeit und Erbrechen einhergehen können. Bei schweren Erkrankungsformen kommt es zu wässrigen, schmerzlosen Durchfällen („Reiswasser-Stühle“) mit Flüssigkeitsverlusten bis zu 20 l/Tag. Die Patient:innen leiden unter starken Wadenkrämpfen, es kommt zu zunehmendem Wasser- und Elektrolytverlust. Asymptomatische Verläufe oder auch milde Krankheitsverläufe, die aber mit einer Ausscheidung des Erregers einhergehen, sind sehr häufig (die Manifestationsrate liegt unter 2 %).

Ohne Flüssigkeits- und Elektrolytsubstitution kann es aufgrund von Nierenversagen und Kreislaufkollaps zum Tod kommen. Bei rechtzeitiger Substitutionstherapie ist die Prognose gut (Letalität 1 %). Infektionen mit V. cholerae non-O1/non-O139 oder andere Vibrio sp. können neben gastrointestinalen Infektionen auch Ohr- und Weichteilinfektion verursachen und in schwer verlaufenden Fällen zur Sepsis und in weiterer Folge zum Tod führen.

Nach durchgemachter Infektion ist nur mit einer unvollständigen Immunität zu rechnen.

Therapie

Die wichtigste Maßnahme zur Therapie der Cholera ist der rechtzeitige und ausreichende Ausgleich des Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushaltes. Wenn möglich kann dieser oral erfolgen, z. B. mit 20g Glukose + 1,5g KCl + 2,5g NaCl + 3,5g Na-Bicarbonat. In schweren Fällen müssen Infusionen verabreicht werden. Die Gabe von Antibiotika spielt eine untergeordnete Rolle. Sie mindern bei schweren Verläufen Dauer und Intensität der Diarrhoe und reduzieren die Dauer der Erregerausscheidung. In Frage kommen Erythromycin, Tetracyclin, Doxycyclin oder Ciprofloxacin. Bei extraintestinalen Infektionen mit Vibrionen sollte auf jeden Fall eine antibiotische Therapie in Betracht gezogen werden.

Prophylaxe/Impfung

Zur Vorbeugung empfiehlt sich vor allem die Einhaltung hoher hygienischer Standards. Nach jedem Stuhlgang/Toilettenbenutzung und vor Hantieren mit Lebensmittel (inklusive Trinkwasser) muss jedenfalls eine ausführliche Händehygiene (Händewaschen mit Seife ausreichend!) erfolgen. In tropischen Ländern sollte nur abgefülltes oder abgekochtes Trinkwasser verwendet werden; das Essen von Salaten, rohem Gemüse und Meeresfrüchten sollte vermieden werden.
Außerdem sollte eine desinfizierende Reinigung aller Gegenstände und Flächen erfolgen, die wahrscheinlich/sichtbar mit Ausscheidungen des Patienten in Kontakt gekommen sind.

In Österreich ist der orale Totimpfstoff Dukoral zugelassen. Die Schutzimpfung ist im Tourismus weitgehend entbehrlich und wird hierzulande primär für spezifische Situationen wie etwa Katastropheneinsätze (Choleraausbrüche nach Naturkatastrophen) oder für Arbeit in Flüchtlingslagern empfohlen. Das Impfschema sowie etwaige Auffrischungsimpfungen sind dem aktuellen "Impfplan Österreich" des Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz zu entnehmen.

Diagnostik

Der kulturelle Nachweis aus dem Stuhl erfolgt über Anreicherungs- und Selektivmedien (alkalisches Peptonwasser und Thiosulfate Citrate Bile (Salts) Sucrose Agar, TCBS-Agar).

Für eine rasche Diagnostik eignet sich eine Multiplex PCR (Biofire®), welche innerhalb von wenigen Stunden ein zuverlässiges Ergebnis liefert.

Zur Bestätigung bei positivem Schnelltest für V. cholerae O1 und/oder O139 empfiehlt sich eine herkömmliche Kultur auf Anreicherungs- und Selektivmedien (TCBS Agar).

Zur molekularbiologischen Diagnostik eignen sich weiters eine real-time PCR bzw. in weiterer Folge auch eine Sequenzierung.

Das Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene Wien hat die Aufgaben einer Nationalen Referenzzentrale für Cholera 2002 übernommen:

  • Differentialdiagnostik von Vibrio-Spezies und verwandter Genera mittels biochemischer Methoden
  • Serologische Differentialdiagnostik von V. cholerae O1 und O139 und non-agglutinierenden Vibrionen
  • Nachweis von toxigenen V. cholerae-Stämmen mittels molekularbiologischer Methoden
  • Führen einer Stammsammlung epidemiologisch wichtiger Human- und Umweltisolaten
  • Teilnahme an Forschungsprojekten über Diversität und Pathogenität von Cholera-Vibrionen in heimischen Gewässern
  • Beratung zu Fragen der Diagnostik, Epidemiologie, Therapie, Maßnahmen und Prävention
  • Berichtswesen

Besondere Hinweise: Einsendungen sollten stets mit der Angabe zur Herkunft der Isolate sowie mit den notwendigen Patientendaten, klinischen und epidemiologischen Daten versehen sein. Bitte hierzu das entsprechende Einsendeformular verwenden. Für den Versand der Stämme eignen sich am besten frische Kulturen in Transportmedium mit entsprechendem Hinweis auf medizinisch-diagnostisches Untersuchungsmaterial.

Kontakt

Dr. med. univ. Florian Heger

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Aktualisiert: 10.10.2023