Anfang 2024 startete das Projekt OH SURVector. Im Zuge dessen wurde ein nationales Zeckenmonitoring an der AGES etabliert. Ein solches Monitoring ermöglicht es, die einheimische Zeckenfauna in Bezug auf deren räumlich-zeitlichem Auftreten und dem Vorkommen ihrer Krankheitserreger kontinuierlich zu überwachen. Vor allem durch klimatische Einflüsse kann es hierbei zu Veränderungen kommen. Auch das Auftreten exotischer Zecken in Österreich, wie zum Beispiel Hyalomma marginatum („Riesenzecke“), welche normalerweise in südlicheren Regionen beheimatet sind, wird durch den Klimawandel begünstigt.
Zecken sind Vektoren für zahlreiche Mikroorganismen (Bakterien, Viren und Protozoen), welche Krankheiten wie z. B. FSME, Borreliose, Tularämie usw. auslösen können. Andere Krankheitserreger wie Anaplasmen, Rickettsien, Neoehrlichien, Rückfallfieber-Borrelien etc. sind weniger bekannt, kommen aber sehr wohl auch in einheimischen Zecken vor.
Im Pilotjahr 2024 wurden eingelangte Zecken auf das Vorhandensein von Borrelien untersucht. Eine Erweiterung der Überwachung auf weitere Pathogene ist ab 2025 im Zuge des Projekts RAISE geplant. Im ersten Jahr des nationalen Zeckenmonitoring-Programmes erhielten wir insgesamt 1.420 Zecken aus ganz Österreich.
Die häufigste Zeckengattung war Ixodes (87 %), angeführt von der Zeckenart Ixodes ricinus. Weitere Ixodes Arten waren I. hexagonus und I. acuminatus. Letztere wurde seit vielen Jahren wieder das erste Mal nachgewiesen. Die zweithäufigste Gattung stellten Zecken des Genus Dermacentor (11 %). Es wurden sowohl D. reticulatus als auch D. marginatus gefunden. Weitere nachgewiesene Zeckenarten waren Haemaphysalis concinna, Argas reflexus und Hyalomma marginatum („Riesenzecken“).
Einheimische Schildzecken der Gattungen Ixodes, Dermacentor und Haemaphysalis wurden nach der Spezies-Bestimmung auch auf das Vorhandensein von Borrelien, den Erregern der Lyme-Borreliose, untersucht. Insgesamt wurden in 20 % aller Zecken Borrelien gefunden. I. ricinus Zecken, welche die häufigsten Überträger der Lyme Borreliose sind, zeigten eine Infektionsrate von 23 %, wobei es regionale Unterschiede gab.
Im Jahr 2024 erhielten wir auch Fotos von Zecken mit Verdacht auf „Riesenzecken“ (= Hyalomma Zecken). Hierbei konnten insgesamt 11 Funde bestätigt werden; bei fast allen handelte es sich um importierte Fälle aus dem Ausland. Acht dieser 11 gemeldeten Zecken wurden uns für Untersuchungen auf das Krim-Kongo-Hämorrhagische-Fieber-Virus übermittelt. Bisher wurden alle untersuchten Zecken negativ auf dieses Virus getestet. Weitere Untersuchungen konnten bei 37,5 % der Zecken Rickettsia aeschlimannii, den Erreger von Rickettsiose nachweisen.