Anaplasmen

Anaplasma phagocytophilum

Steckbrief

Die Humane Granulozytäre Anaplasmose ist eine fieberhafte Erkrankung, die durch das Bakterium Anaplasma phagocytophilum ausgelöst werden kann. Die Bakterien werden durch Zecken auf den Menschen übertragen.

Vorkommen

In Europa überall, wo es Zecken gibt. Die Unterschiede zwischen den Ländern und innerhalb der Länder sind aber groß.

Erregerreservoir

Bekannte Wirtstiere sind Pferde, Hunde, Wiederkäuer, Igel und Wildschweine. Der häufigste Überträger in Europa ist der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus), eine Schildzeckenart.

Infektionsweg

Die Übertragung auf den Menschen erfolgt durch Zeckenstiche. Eine Übertragung durch Bluttransfusion oder von der Mutter auf das Kind während der Geburt kann vorkommen, ist allerdings selten.

Inkubationszeit

Die Inkubationszeit variiert zwischen 5 bis 21 Tage

Symptomatik

Bis zu 75 Prozent aller Anaplasmen-Infektionen verlaufen ohne erkennbare Krankheitszeichen. Nach einer Inkubationszeit von etwa fünf bis 30 Tagen kann es zu grippeähnlichen Symptomen (hohes Fieber, Kopf-, Glieder-, Muskel- und Gelenkschmerzen) kommen. Selten treten Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auf. Bei Menschen mit beeinträchtigtem Immunsystem können schwere Komplikationen wie Multiorganversagen, Gehirnhautentzündung und ein akutes Atemnotsyndrom auftreten.

Therapie

Bei Anaplasmose ist das Antibiotikum Doxycyclin das Medikament der Wahl für Erwachsene und Kinder jeden Alters.

Vorbeugung

Ein Impfstoff steht derzeit nicht zur Verfügung, daher sollte auf Schutz vor Zeckenstichen geachtet werden.

Situation in Österreich

In der Tiermedizin ist der Krankheitserreger seit 1932 bekannt, über die erste Infektion beim Menschen wurde in den 1990-er Jahren berichtet. Erstmalig wurde Anaplasma phagocytophilum-DNA im Gemeinen Holzbock (Ixodes ricinus) und Rotwild im Jahr 2002 nachgewiesen. Das Vorkommen von Anaplasmen in Zecken und Rotwild wurde seitdem wiederholt bestätigt. Humane Erkrankungen mit Infektionsquelle in Österreich sind sehr selten aber auch schwere Verläufe wurden dokumentiert.

Fachinformation

Der Überträger von A. phagocytophilum in Europa ist die Zeckenart Ixodes ricinus. Die Prävalenz von A. phagocytophilum in den einzelnen Ländern beträgt zwischen 0,5 % und 34 % , wobei eine hohe Variabilität innerhalb der Länder und zwischen den Ländern besteht. In Mittel- und Osteuropa wurde eine hohe Variabilität der Prävalenz in verschiedenen Ländern festgestellt, von niedrigen Werten in Ungarn und der Republik Moldau (0,5 %-2,4 %) über mittlere Werte in der Slowakei und Russland (8 %-9 %) bis hin zu hohen Werten von 34 % in Bulgarien.

Therapie: Die Einnahme von Doxycyclin sollte bei einem klinischen Verdacht eingeleitet werden. Die Therapie ist am wirksamsten, wenn sie früh im Krankheitsverlauf begonnen wird. Doxycyclin ist hochwirksam, und es liegen keine Berichte über posttherapeutischen Rückfälle vor. In der Regel spricht die Behandlung schnell an und führt innerhalb von 24 bis 72 Stunden zu einer deutlichen klinischen Besserung. Eine mögliche Alternative für Patienten mit einer Doxycyclin-Allergie oder mit leichter Erkrankung während der Schwangerschaft ist Rifampicin.

Diagnostik

Obwohl die humane Anaplasmose in Österreich nur sehr selten gemeldet wurde, sollte sie als Differentialdiagnose bei Patienten mit Fieber mit niedriger Leukozyten- und Thrombozytenzahl und erhöhtem C-reaktiven Protein nach einem Zeckenstich in Betracht gezogen werden.

Der serologische Standardtest zur Diagnose von Anaplasmose ist der indirekte Immunfluoreszenztest (indirect immunofluorescence assay, IFA). Die Untersuchung von gepaarten Serumproben ermöglicht den Nachweis eines signifikanten (vierfachen) Anstiegs der Antikörpertiter. So wird die Aussagekraft der Serologie verbessert. Die erste Probe sollte in der ersten Krankheitswoche entnommen werden, das Ergebnis ist oft negativ. Die zweite Probe wird 2 bis 4 Wochen später genommen. IgM-Antikörper sind weniger spezifisch als IgG-Antikörper und können zu falsch positiven Ergebnissen führen. IgM-Ergebnisse allein sollten nicht für die Labordiagnose verwendet werden. Während der akuten Krankheitsphase kann eine Gesamtblutanalyse mittels Polymerase Kettenreaktion (Polymerase chain reaction, PCR) durchgeführt werden. Diese Methode ist hochsensitiv am Angang der Erkrankung, allerdings kann die Sensitivität nach Beginn der Antibiotikaeinnahme abnehmen.

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Aktualisiert: 09.03.2023