Gesundheit für Mensch, Tier & Pflanze

Risikobewertung der ernährungsbedingten Exposition bei Kindern gegenüber phosphororganischen Flammschutzmitteln anhand von humanen Biomonitoringdaten

Organophosphor-Flammschutzmittel werden vorwiegend in Produkten eingesetzt, um die Ausbreitung eines Brandes einzuschränken, zu verlangsamen oder zu verhindern.

Da sie sehr vielseitig verwendet werden und sich leicht aus dem eingesetzten Produkt rauslösen können, ist der Mensch diesen Stoffen so gut wie ständig ausgesetzt. Organophosphor-Flammschutzmittel werden häufig in der Innenraumluft bzw. in hohen Konzentrationen im Hausstaub gemessen. Erst wenige Studien haben sich damit beschäftigt, ob Organophosphor-Flammschutzmittel auch über die Nahrung aufgenommen werden können.

Im Zuge des Europäischen Projekts HBM4EU wurde in Belgien, Deutschland, Dänemark, Frankreich, Slowenien und in der Slowakei die Belastung von Organophosphor-Flammschutzmittel in Kindern gemessen. Dazu wurden entweder der Morgenurin oder im Laufe des Tages eine Urinprobe des Kindes gesammelt und auf Stoffwechselprodukte (Biomarker) der Organophosphor-Flammschutzmittel untersucht. Mithilfe dieser Daten konnte die gesamte aufgenommene Menge von Organophosphor-Flammschutzmittel berechnet werden. Um auszurechnen wie viel die ernährungsbedingte Aufnahme zur Gesamtbelastung von Organophosphor-Flammschutzmittel beiträgt, wurden belgische Auftretensdaten in Lebensmitteln mit den jeweiligen nationalen Verzehrsdaten verknüpft. Die ernährungsbedingte Aufnahme wurde anschließend der Gesamtaufnahme gegenübergestellt. Außerdem wurden die Gesamt- als auch die ernährungsbedingte Aufnahme mit verfügbaren gesundheitsbasierten Richtwerten gegenübergestellt um abzuschätzen, ob die derzeitige Belastung von Organophosphor-Flammschutzmittel ein gesundheitliches Risiko darstellt.

Die tägliche Aufnahme der untersuchten Organophosphor-Flammschutzmitteln Tris (2-chloroethyl) phosphat (TCEP), Tris (1-chloro-2-propyl) phosphat (TCIPP) und Tris (1,3-dichloro-2-propyl) phosphat (TDCIPP) lag zwischen 0,02 und 0,2 µg/kg Körpergewicht/Tag, 0,05 und 0,17 µg/kg Körpergewicht/Tag und 0,03 und 0,18 µg/kg Körpergewicht/Tag (zusammengefasst für alle Länder). Die ernährungsbedingte Aufnahme für TCEP liegt zwischen 0,02 und 0,2 µg/kg Körpergewicht/ Tag, für TCIPP zwischen 0,037 und 0,2 µg/kg Körpergewicht/Tag und für TDCIPP zwischen 0,005 und 0,09 µg/kg Körpergewicht/ Tag. Die ernährungsbedingte Aufnahme von TCEP trägt 6-57 % zur Gesamtaufnahme bei (zusammengefasst für alle Länder). Bei TCIPP überschreitet die ernährungsbedingte Aufnahme die gemessene Gesamtbelastung, mit Ausnahme in Belgien und Frankreich. Die Überschreitung der Aufnahme lässt sich durch eine Überschätzung der ernährungsbedingten Aufnahme bzw. durch die Vernachlässigung eines anderen Biomarkers erklären. Die ernährungsbedingte Aufnahme von TDCIPP trägt 11-173 % zur Gesamtbelastung bei (zusammengefasst für alle Länder). Sowohl die Gesamtbelastung als auch die ernährungsbedingte Aufnahme schöpfen die gesundheitsbasierten Richtwerte nur bis zu 3 % aus.

Zusammengefasst lassen die Ergebnisse darauf schließen, dass unter Berücksichtigung des derzeitigen Wissenstands von Exposition und toxikologischen Daten ein geringes gesundheitliches Risiko besteht. Die Studie zeigt auch, dass die ernährungsbedingte Aufnahme zur Gesamtbelastung von Organophosphor-Flammschutzmitteln der Bevölkerung wesentlich beitragen kann. Es müssen daher einerseits Studien durchgeführt werden um die ernährungsbedingte Belastung besser abschätzen zu können und zeitgleich müssen Anstrengungen zur Reduktion der Belastung mit Organophosphor-Flammschutzmitteln unternommen werden.

Publikation: Plichta, V.; Steinwider, J.; Vogel, N.; Weber, T.; Kolossa-Gehring, M.; Murínová, L.P.; Wimmerová, S.; Tratnik, J.S.; Horvat, M.; Koppen, G.; Govarts, E.; Gilles, L.; Rodriguez Martin, L.; Schoeters, G.; Covaci, A.; Fillol, C.; Rambaud, L.; Jensen, T.K.; Rauscher-Gabernig, E. Risk Assessment of Dietary Exposure to Organophosphorus Flame Retardants in Children by Using HBM-Data. Toxics 2022, 10, 234. https://doi.org/10.3390/toxics10050234

Aktualisiert: 14.09.2022

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