In den letzten Jahrzehnten kommt es zu einem vermehrten Auftreten gebietsfremder Gelsenarten in Europa. Vor allem durch den globalen Gütertransport werden Gelsen passiv in neue Gebiete gebracht, und falls dort passende klimatische Bedingungen vorgefunden werden, können sich in diesen Gebieten neue Populationen etablieren. Gebietsfremde Gelsenarten können „invasive Arten“ sein, wenn sie nachweislich zu Veränderungen in der Struktur und Zusammensetzung von Ökosystemen führen, sich nachteilig auf die Ökosystemleistungen, die menschliche Wirtschaft und das Wohlbefinden auswirken. Im Fall von gebietsfremden Gelsen besteht im Besonderen die Gefahr, dass diese Arten auch exotische Krankheitserreger verbreiten könnten.
Meldungen von gebietsfremden Stechmückenarten aus der Bevölkerung können essentiell sein, um rasch neue Populationen dieser Arten zu entdecken. Somit stellen Citizen science Projekte eine wertvolle Ergänzung zu von Expert:innen durchgeführte Monitoring-Projekten dar. Um Bürger:innen ein Tool anzubieten, mögliche Tigermücken unkompliziert zu melden, wurde die App „Mosquito Alert“ entwickelt. Diese europaweit verfügbare App ist im Rahmen des EU-Projekts AIM-COST entstanden und wird in Österreich von uns koordiniert. Anwender:innen können anonym Fotos von Stechmücken über die App hochladen, diese werden dann von mehreren Expert:innen begutachtet. Das Ergebnis wird dann dem/der Anwender:in gemeldet und ist auch auf der Website des Projekts öffentlich zugänglich.
Im Jahr 2023 wurden 2.955 adulte Gelsen gemeldet, dies war deutlich mehr als in den Vorjahren. Die meisten Meldungen stammten aus der Steiermark, gefolgt von Wien, Niederösterreich und Oberösterreich. Von den 2.955 Meldungen zeigten 2.311 Gelsen (oder zumindest ein Insekt). Von den gesuchten Zielarten waren 568 Asiatische Tigermücken und 290 Asiatische Buschmücken. Bei 92 Meldungen konnte Culex sp. identifiziert werden. Die meisten Asiatischen Tigermücken wurden in der Steiermark gemeldet, gefolgt von Wien. Weitere Meldungen stammten aus Oberösterreich, Niederösterreich, Tirol sowie Kärnten. Die Funde konzentrieren sich sehr stark auf den urbanen Raum. Japanischen Buschmücken wurden aus allen Bundesländern gemeldet. Die meisten Meldungen stammen aus Oberösterreich, gefolgt von der Steiermark, Niederösterreich, Tirol und Vorarlberg. Sporadische Meldungen stammten aus Salzburg, Kärnten, Wien und dem Burgenland.