Auf Basis der Analyseergebnisse von auf dem österreichischen Markt befindlichen Proben (Zeitraum 2016 bis 2022) wurde in vorliegendem Bericht das Auftreten von Gesamtquecksilber in Lebensmitteln evaluiert, die Exposition der österreichischen Bevölkerung abgeschätzt und im Rahmen der Risikocharakterisierung die Ausschöpfung des von der EFSA abgeleiteten TWI für anorganisches Quecksilber und Methylquecksilber berechnet.
Die Datenauswertung der 5380 Proben, die für die Expositionsabschätzung herangezogen wurden, ergab, dass insbesondere Fischfilets sowie verarbeitete Fischprodukte (Konserven, Aufstrich, Fischstäbchen) mit einem durchschnittlichen Gesamtquecksilbergehalt von 86 μg/kg bzw. 56 μg/kg einen vergleichsweise hohen Gehalt an Gesamtquecksilber aufwiesen. Für die Expositionsabschätzung wurde der Gehalt an anorganischem Quecksilber und Methylquecksilber von dem analysierten Gesamtquecksilbergehalt auf Basis von Umrechnungsfaktoren errechnet.
Während österreichische Erwachsene zwischen 0,09 und 0,9 μg anorganisches Quecksilber/kg KG/W (LB – UB) aufnahmen, lag die Aufnahme von anorganischem Quecksilber bei Kindern im Schnitt bei 0,1 - 1,5 μg/kg KG/W (LB - UB). Bei hohem Verzehr (P95) betrug die Gesamtaufnahme an anorganischem Quecksilber für Erwachsene 0,4 - 2,8 μg/kg KG/W (LB - UB) und für Kinder 0,5 - 3,7 μg/kg KG/W (LB - UB). Es wurde festgestellt, dass die nahrungsbedingte Aufnahme von anorganischem Quecksilber allein keine TWI-Ausschöpfung zur Folge hatte, allerdings müssen hier auch alle anderen Expositionsquellen (z.B. Amalgamfüllungen) berücksichtigt werden.
Die Aufnahme von Methylquecksilber beim Verzehr von Fisch und Meeresfrüchten betrug im Falle der österreichischen Erwachsenen 0,12 μg/kg KG/W und für Kinder 0,31 μg/kg KG/W. Bei hohem Verzehr (P95) lag die durchschnittliche Aufnahme an Methylquecksilber bei Erwachsenen mit 0,96 μg/kg KG/W bzw. Kindern mit 2,11 μg/kg KG/W deutlich höher. Bei Kindern hingegen kam es bei hohem Verzehr zu einer deutlichen Überschreitung des TWI. Den größten Beitrag an der Exposition gegenüber Methylquecksilber leisteten Fischfilets, während der Beitrag von verarbeitetem Fisch (z.B. Konserven) sowohl bei durchschnittlichem als auch bei hohem Verzehr deutlich geringer ausfiel.
Diese Ergebnisse zeigen, dass bei bestimmten Fischarten bereits der Verzehr einer Portion Fischfilet die Ausschöpfung des TWI für Methylquecksilber zur Folge haben kann. Dies trifft insbesondere auf fettreiche Raubfische (z.B. Schwertfisch, Thunfisch und Buttermakrele) zu. Daher ist auf eine abwechslungsreiche Ernährung, auch in Hinblick auf die Fischart, zu achten, um von den positiven gesundheitlichen Effekten von Fisch zu profitieren und gleichzeitig mögliche negative gesundheitliche Effekte aufgrund einer erhöhten Aufnahme von Methylquecksilber vorzubeugen. Aufgrund der neurotoxischen Effekte von Methylquecksilber insbesondere bei Ungeborenen sowie Säuglingen und Kleinkindern wird Schwangeren, Stillenden, Säuglingen und Kindern vom Verzehr fettreicher Meeresfische abgeraten.
Autor:innen: Ulrike Mayerhofer, Kristina Marchart, Karin Manner, Gerhard Liftinger, Johann Steinwider, Daniela Hofstädter