Tierseuchenradar – Oktober 2023
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Legende:
Im österreichischen Tierseuchenradar werden Informationen zur internationalen Lage und Ausbreitung der bedeutendsten Tierseuchen und Tierkrankheiten, die für Österreich relevant sind, bewertet und zusammengestellt. Dadurch können mögliche Risiken für Österreich früh erkannt und kommuniziert werden. Der Tierseuchenradar erscheint monatlich.
Für Deutschland und die Schweiz stehen mit dem Radar Bulletin entsprechend länderspezifische Beurteilungen der Tierseuchen-Risiken monatlich zur Verfügung. Im AGES Radar Infektionskrankheiten finden Sie aktuelle Informationen und Situationsbewertungen zu Infektionskrankheiten beim Menschen in Österreich und international.
Im folgenden Tierseuchenradar stellt ein "Ausbruch" einen im Animal Disease Information System (ADIS) gemeldeten Nachweis einer Tierseuche dar (Betriebe bei gehaltenen Tieren; Fundorte bei Wildtieren). Von einem Ausbruch betroffene Einzeltiere werden als "Fall" bezeichnet. Ein "Seuchengeschehen" stellt alle Ausbrüche dar, die in einem konkreten Zusammenhang stehen.
Die Datenabfrage erfolgt im ADIS zum angegebenen Stichtag. Nachmeldungen von Ausbrüchen nach dem Stichtag der Abfrage werden nicht dargestellt. Daraus können sich Unterschiede in den Ausbruchszahlen zu früheren Ausgaben des Tierseuchenradars ergeben.
Gesichtete Quellen: ADIS
Definition der Ampelfarben:
Rot-Schwarz: Die Tierseuche/Tierkrankheit tritt in Österreich auf. Spezifische Kontroll- und Bekämpfungsmaßnahmen werden getroffen. | |
Rot: Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist hoch. Es werden konkrete Maßnahmen zum Schutz österreichischer Tierbestände getroffen. | |
Orange: Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist mittel. Erhöhte Aufmerksamkeit ist angezeigt. | |
Grün: Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist gering und die Situation unauffällig. |
Situation
Situation in Österreich
Österreich ist bisher von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) verschont geblieben, allerdings kommt sie in einigen Nachbarländern wie Ungarn, der Slowakei, Deutschland und Italien vor. Aufgrund der geringen Entfernung zur österreichischen Staatsgrenze wird das Risiko für Österreich als hoch eingestuft.
Situation in Europa
Im Oktober 2023 wurden in Europa 214 Ausbrüche bei Hausschweinen und 346 Ausbrüche bei Wildschweinen in das ADIS gemeldet (Stichtag: 03.11.2023). Die Gesamtzahl von 560 gemeldeten Ausbrüchen ist im Vergleich zum September (925) und August (1844) deutlich gesunken (siehe Abbildung ASP-Verlauf). Dieser Gesamtrückgang ist hauptsächlich auf den Rückgang der gemeldeten ASP-Ausbrüche bei Hausschweinen zurückzuführen. Die Anzahl der gemeldeten ASP-Ausbrüche bei Wildschweinen hat sich nicht wesentlich geändert (im Vormonat 326 Ausbrüche, siehe Tabelle ASP-Ausbrüche und Abbildung ASP-Karte).
Eine detaillierte Übersicht über die ASP-Situation finden Sie im aktuellen Bericht der European Food Safety Authority (EFSA).
Hausschweine
Im Oktober 2023 (Stichtag: 03.11.2023) ist die Zahl der europaweit in das ADIS gemeldeten ASP- Ausbrüche bei Hausschweinen gesunken (im Berichtszeitraum 214, im September 599 und im August 1395). Es wurden zahlreiche Ausbrüche aus Kroatien (160), Bosnien-Herzegowina (30), Rumänien (15), der Ukraine (6) und Polen (3) gemeldet (siehe Tabelle ASP-Ausbrüche). Bei allen betroffenen Betrieben handelte es sich um Kleinbetriebe.
Kroatien meldete aus der Grenzregion zu Bosnien-Herzegowina zahlreiche Ausbrüche.
Bosnien-Herzegowina meldete zahlreiche Ausbrüche in einer zuvor nicht betroffenen Region im Südosten des Landes nahe der Grenze zu Montenegro (siehe Abbildung ASP-Karte).
Derzeit beträgt die kürzeste Distanz eines bestätigten ASP-Ausbruchs bei Hausschweinen zur österreichischen Staatsgrenze 241 km (gemeldet aus Kroatien, siehe Abbildung ASP-Distanz).
Wildschweine
Im Oktober 2023 (Stichtag: 03.11.2023) meldeten 12 Länder, von denen 5 an Österreich grenzen, Ausbrüche von ASP bei Wildschweinen. Die meisten Ausbrüche wurden aus Polen (114) gemeldet, gefolgt von Bulgarien (57), Lettland (48), Italien (42), Litauen (36), Rumänien (15), Ungarn (10), Deutschland (8), Slowakei (6), Estland (6), Schweden (3) und Tschechien (1) (siehe Tabelle ASP-Ausbrüche).
Die meisten der von Italien gemeldeten ASP-positiven Wildschweine wurden in der Region Piemont und Ligurien gefunden. Die infizierten Gebiete weiten sich auf den Norden aus, nachdem vier ASP-positive Wildschwein in der Region Lombardei im Ticino Naturpark in der Gemeinde Torre d’Isola (Provinz Pavia) gefunden wurden. Die Ausweitung der betroffenen Gebiete erfolgt auch nach Osten, da viele positive Wildschweine im östlichen Teil sowohl Liguriens als auch des Piemonts gefunden wurden.
Derzeit beträgt die kürzeste Distanz eines bestätigten ASP-Ausbruchs bei Wildschweinen zur österreichischen Staatsgrenze 133 km (gemeldet aus Ungarn, siehe Abbildung ASP-Distanz).
HS | WS | HS | WS | HS | WS | |
---|---|---|---|---|---|---|
Bosnien und Herzegowina | 771 | 2 | 195 | 2 | 30 | 0 |
Kroatien | 380 | 2 | 284 | 4 | 160 | 0 |
Polen | 3 | 125 | 6 | 119 | 3 | 114 |
Rumänien | 217 | 8 | 83 | 7 | 15 | 15 |
Lettland | 3 | 156 | 0 | 47 | 0 | 48 |
Litauen | 0 | 31 | 0 | 45 | 0 | 36 |
Italien (ohne Sardinien) | 5 | 23 | 4 | 14 | 0 | 42 |
Deutschland | 0 | 58 | 0 | 15 | 0 | 8 |
Bulgarien | 1 | 0 | 0 | 2 | 0 | 57 |
Schweden | 0 | 0 | 0 | 44 | 0 | 3 |
Ungarn | 0 | 23 | 0 | 6 | 0 | 10 |
Slowakei | 0 | 4 | 0 | 11 | 0 | 6 |
Nordmazedonien | 1 | 0 | 8 | 9 | 0 | 0 |
Estland | 0 | 7 | 0 | 1 | 0 | 6 |
Serbien | 1 | 0 | 13 | 0 | 0 | 0 |
Ukraine | 4 | 0 | 4 | 0 | 6 | 0 |
Kosovo | 7 | 2 | 1 | 0 | 0 | 0 |
Tschechien | 0 | 8 | 0 | 0 | 0 | 1 |
Moldawien | 2 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Sardinien | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 |
GESAMT | 1395 | 449 | 599 | 326 | 214 | 346 |
Folgen für Österreich
In Österreich müssen seit Ende 2019 zum Zweck der Früherkennung alle tot aufgefundenen Wildschweine gemeldet und von der AGES auf das ASP-Virus untersucht werden. Daneben erfolgt auch eine Untersuchung von Aborten sowie von klinisch oder pathologisch auffälligen Hauschweinen und von Organproben gemäß dem ASP- und KSP-Stichprobenplan.
Tierhalter können die “ASP-Risikoampel” oder den online Fragebogen “Biocheck” verwenden, um die Biosicherheit ihrer Betriebe kostenlos und anonym zu überprüfen. Weitere Empfehlungen und ein Handbuch zur Biosicherheit bei der Haltung von Schweinen in Österreich werden auf der Website des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) bzw. auf der Kommunikationsplattform Verbrauchergesundheit zur Verfügung gestellt.
Im europäischen Tiergesundheitsrecht (Verordnung (EU) 2016/429) mit den ergänzenden Rechtsakten und der österreichischen ASP-Verordnung 2005 sind Zuständigkeiten und Maßnahmen zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest festgelegt. Im Anhang Teil I bis III der Verordnung (EU) 2023/2469 sind die geltenden Gebiete (Sperrzonen I, II und III) mit erhöhtem Risiko einer Ausbreitung der ASP aufgeführt.
Einen Überblick über die ASP-Zonierungsmaßnahmen in Europa erhalten Sie auf den interaktiven Karten der EU-Kommission.
Kommentar
Im Jahr 2022 zeigte das Auftreten von ASP-Ausbrüchen bei Wildschweinen und Hausschweinen eine bereits im Jahr davor beobachtete Saisonalität: die Anzahl der ASP-Ausbrüche bei Wildschweinen steigt in den kalten Monaten (November bis April), während die Anzahl der ASP-Ausbrüche bei Hausschweinen in den warmen Monaten (Mai bis Oktober) zunimmt. Auch diesen Sommer zeigt die Anzahl der ASP-Ausbrüche bei Hausschweinen einen Anstieg (zum Vergleich siehe Abbildung ASP-Verlauf im Bericht von Juni 2022).
Nach dem Nachweis von ASPV in der Wildschweinpopulation in der Region Fagersta hat Schweden spezielle Maßnahmen ergriffen, wie die präventive Keulung aller in dem Gebiet vorhandenen Hausschweine, die aktive Suche nach Kadavern und die Errichtung eines Zentrums für die Untersuchung der Proben vor Ort, welches mit einem Verbrennungsofen für die sofortige Beseitigung der Kadaver ausgestattet ist.
Für Österreich bleibt der indirekte Eintrag der ASP durch den Menschen aus von ASP betroffenen Ländern das höchste Risiko. Daher ist die Sensibilisierung der verschiedenen Interessengruppen von größter Bedeutung. Ausführliche Informationen, Filme, Broschüren sowie Poster zur Ätiologie, Diagnose und epidemiologischen Ausbreitung der ASP finden Sie auf der Website der KVG. Das Material richtet sich an verschiedene Interessengruppen wie Jäger, Schweinehalter, Reisende, Forstarbeiter, Tierärzte, Saisonarbeiter und Pflegekräfte.
Quellen
Situation
Situation in Österreich
Im Berichtszeitraum Oktober wurden aus Niederösterreich bei Wildvögeln 3 Ausbrüche und bei Vögeln in Gefangenschaft ein Ausbruch der HPAI A(H5N1) in das ADIS gemeldet. Diese Meldungen erfolgten für Fundorte von Wildvögeln (nicht Einzeltiere) im Bezirk Amstetten (1x Graugans, 2x Schwan). Vögel in Gefangenschaft waren im naheliegenden Tierpark Stadt Haag (1x Kronenkranich) betroffen.
Aufgrund des Auftretens der HPAI in Österreich bei Wildvögeln und bei Vögeln in Gefangenschaft sowie eines wahrscheinlichen Viruseintrags nach Österreich durch Wanderbewegungen von Zugvögeln ist das Risiko für Ausbrüche bei Geflügel und Vögeln in Gefangenschaft für Österreich als hoch zu bewerten.
Am 22. April ist die 3. Novelle 2023 der Geflügelpest-Verordnung 2007 in Kraft getreten. Das gesamte Bundesgebiet ist als Gebiet mit erhöhtem Geflügelpest-Risiko ausgewiesen.
Situation in Europa
Geflügel
Im Oktober 2023 wurden in Europa bei Geflügel 8 Ausbrüche der hochpathogenen Aviären Influenza A(H5N*) in das ADIS gemeldet. Betroffen war Bulgarien (4 Ausbrüche), Rumänien (2 Ausbrüche) und Polen (2 Ausbrüche). Im Vormonat erfolgte nur eine Meldung aus Dänemark (siehe Tabelle HPAI-Ausbrüche).
Wildvögel
Die Anzahl der HPAI-Meldungen bei Wildvögeln ist im Oktober mit 24 Ausbrüchen im Vergleich zum Vormonat (31 Ausbrüche) leicht gesunken. Im Gegensatz zum Vormonat sind die Ausbrüche nicht mehr ausschließlich in Küstengebieten lokalisiert, sondern werden auch wieder aus Mittel- und Osteuropa gemeldet (siehe Abbildung HPAI-Karte). Die Zahl der betroffenen Länder sinkt im Vergleich zum Vormonat (11 Länder) auf 10 (siehe Tabelle HPAI-Ausbrüche). Mit Deutschland und Ungarn erfolgten im Oktober in zwei Nachbarländern Österreichs HPAI-Ausbruchsmeldungen bei Wildvögeln (siehe Abbildung HPAI-Karte).
Vögel in Gefangenschaft
Im Oktober 2023 wurden bei Vögeln in Gefangenschaft insgesamt zwei Ausbrüche der hochpathogenen Aviären Influenza A(H5N1) aus Norwegen und Österreich in das ADIS gemeldet (siehe Tabelle HPAI-Ausbrüche). In Österreich betroffen war ein Kronenkranich im Tierpark Stadt Haag, in Norwegen 19 Tiere in einer Hobbyhaltung.
Einen umfassenden Überblick der European Food Safety Authority (EFSA) über den aktuellen Seuchenzug und einen Vergleich mit den Vorjahren finden Sie hier.
Das Europäische Referenzlabor für Aviäre Influenza und Newcastle Disease in Italien (EURL AI/ND) stellt in einem Datenportal detaillierte Informationen über HPAI-Ausbrüche in Europa zur Verfügung.
GE | WV | VG | GE | WV | VG | GE | WV | VG | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Deutschland | 0 | 17 | 0 | 0 | 9 | 0 | 0 | 4 | 0 |
Niederlande | 0 | 23 | 0 | 0 | 3 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Norwegen | 0 | 15 | 0 | 0 | 3 | 0 | 0 | 4 | 1 |
Finnland | 0 | 6 | 0 | 0 | 3 | 0 | 0 | 2 | 0 |
Frankreich | 0 | 9 | 0 | 0 | 2 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Italien | 0 | 10 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Dänemark | 0 | 4 | 0 | 1 | 4 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Belgien | 0 | 5 | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Schweden | 0 | 2 | 0 | 0 | 2 | 0 | 0 | 2 | 0 |
Österreich | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 3 | 1 |
Bulgarien | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 4 | 0 | 0 |
Island | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 2 | 0 |
Rumänien | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 2 | 1 | 0 |
Serbien | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 3 | 0 |
Slowenien | 0 | 0 | 0 | 0 | 2 | 1 | 0 | 0 | 0 |
Spanien | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 2 | 0 |
Estland | 0 | 2 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Irland | 0 | 1 | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Lettland | 0 | 2 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Polen | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 2 | 0 | 0 |
Ungarn | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 |
Litauen | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 |
GESAMT | 0 | 100 | 0 | 1 | 31 | 1 | 8 | 24 | 2 |
Folgen für Österreich
Seit dem Inkrafttreten der 3. Novelle 2023 der Geflügelpest-Verordnung 2007 am 22. April ist das gesamte Bundesgebiet als Gebiet mit erhöhtem Geflügelpest-Risiko ausgewiesen. Tierhalter müssen Maßnahmen zum Schutz ihrer Tiere vor der HPAI und der frühzeitigen Erkennung einer Infektion verpflichtend umsetzen. Diese Pflichten sind in §8 der Geflügelpest-Verordnung 2007 aufgeführt. Die Behörden können unter Berücksichtigung der epidemiologischen Situation Veranstaltungen mit Geflügel oder anderen Vögeln untersagen oder unter Vorschreibung bestimmter Auflagen und Bedingungen zulassen.
In ganz Österreich sollten Geflügelbetriebe, Zoo- und Hobbyhaltungen mit äußerster Sorgfalt Biosicherheits- und Hygienemaßnahmen umsetzen. Direkte oder indirekte Kontakte zu Wildvögeln stellen ein potenzielles Risiko einer Übertragung dar und sollten konsequent verhindert werden. Mit der “AI-Risikoampel” oder dem Online-Fragebogen “Biocheck” stehen kostenlose und anonyme Möglichkeiten zur Überprüfung des Status der Biosicherheit zur Verfügung. Für Hobby- und Kleinhaltungen hat die AGES in einem Infoblatt die wichtigsten Informationen über die HPAI, die derzeit verpflichtend umzusetzenden Maßnahmen sowie weitere Empfehlungen zusammengefasst. Beispiele für Informationsmaterial für Geflügelbetriebe finden Sie hier.
Jede Geflügelhaltung ist der zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde zu melden.
Aufgefundene tote oder verendende Wildwasservögel und Greifvögel müssen unmittelbar der Bezirksverwaltungsbehörde gemeldet und im Nationalen Referenzlabor (AGES IVET Mödling) untersucht werden, damit frühzeitig entsprechende Maßnahmen getroffen werden können.
Kommentar
Mit dem Beginn der epidemiologischen HPAI-Saison 2023/2024 kommt es auch in Österreich wieder zu Ausbrüchen der Aviären Influenza A(H5N1) bei Wildvögeln und auch bei Vögeln in Gefangenschaft. Obwohl in Österreich derzeit ein Eintrag in Geflügelhaltungen nicht stattgefunden hat, verdeutlichen die aktuellen Ausbrüche in osteuropäischen Geflügelbetrieben das bestehende Risiko, besonders für Freilandhaltungen. Bereits Anfang 2023 waren in einigen Fällen auch österreichische Geflügelhaltungen betroffen.
Erfahrungsgemäß ist mit dem Einsetzen von Kälteperioden und dem Durchzug bzw. dem Eintreffen der Zugvögel in ihren Winterquartieren mit deutlich mehr Nachweisen bei Wildvögeln in ganz Europa zu rechnen. Dadurch steigt auch das Risiko einer Übertragung auf Geflügel und Vögel in Gefangenschaft. Wie sich das Seuchengeschehen in den kommenden Wochen entwickeln wird, ist jedoch zunehmend schwieriger absehbar, worauf auch EFSA, ECDC und das EURL in ihrem aktuellen Bericht hinweisen. Gründe hierfür sind, dass in diesem Jahr erstmals neben Wildwasservögeln auch andere Vogelarten massiv betroffen waren (Lachmöwen, Flussseeschwalben). Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass das Virus weiterhin in heimischen Wildvogelpopulationen zirkuliert. Mit dem Eintreffen der Zugvögel in ihren Winterquartieren bei uns besteht einerseits das Risiko, dass diese Vögel selbst Virus eintragen. Zum anderen sind diese Zugvögel eventuell durch den Kontakt zu infizierten heimischen Vögeln dem AI-Virus ausgesetzt und erkranken.
Zusätzlich waren neben Vögeln in den vergangenen Monaten verstärkt auch fleischfressende Säugetiere (Haustiere, Wildtiere, Pelztiere) von Infektionen mit dem HPAI-Virus betroffen. Die Möglichkeit, dass sich das Virus auch durch speziesübergreifenden Austausch von genetischen Informationen verändert, besteht ebenfalls. EFSA, ECDC und EURL weisen in ihrem aktuellen Bericht daher u.a. auf die Notwendigkeit hin, Wildvögel aktiv zu überwachen und auch die Überwachung von Säugetieren auszubauen. Geflügelhaltungen wird die verstärkte Umsetzung von Schutz- und Präventionsmaßnahmen empfohlen.
Quellen
Im Berichtzeitraum (Stichtag: 03.11.2023) wurden in Europa 9 RABIES-Ausbrüche (Vormonat 44 Ausbrüche) verzeichnet. Alle Ausbrüche traten in bereits bekannten Tollwut-Gebieten auf. Die Ausbrüche in Ungarn (zwei Füchse) wurden aus dem Grenzgebiet mit der Ukraine gemeldet. Rumänien meldete drei Ausbrüche (zwei Rinder und ein Fuchs) im Nordosten des Landes. Die Tollwutausbrüche in Moldawien (ein Rind, eine Ziege) traten ebenfalls im Grenzgebiet mit der Ukraine auf. Die Türkei meldete zwei Ausbrüche (ein Hund, ein Rind). Für einen Überblick über die letzten drei Monate siehe Tabelle RABIES-Ausbrüche.
Aug | Sep | Okt | |
---|---|---|---|
Türkei | 22 | 32 | 2 |
Rumänien | 4 | 3 | 3 |
Moldawien | 0 | 4 | 2 |
Ungarn | 0 | 3 | 2 |
Polen | 0 | 2 | 0 |
GESAMT | 26 | 44 | 9 |
Kommentar
Eines der größten Risiken der Wiedereinschleppung von Tollwut in eine tollwutfreie Population ist der Transport von nicht geimpften Tieren aus Ländern mit endemischer Tollwut. Die Überwachungsmaßnahmen sollten darauf abzielen, die illegale Einfuhr von tollwütigen oder nicht geimpften Welpen zu bekämpfen.
Seit 15. Juni 2023 gelten für Flüchtende in Begleitung von Heimtieren aus der Ukraine wieder die regulären Bedingungen für die Einreise in die EU. Informationen zu den Reiseverkehrsregelungen finden Sie hier.
Österreich wurde 2008 für frei von terrestrischer Tollwut erklärt. Der letzte Ausbruch mit einem Feldvirus wurde 2002 bei Füchsen in Kärnten detektiert. Die Zirkulation des Tollwutvirus in der österreichischen Hundepopulation ist bereits seit 1950 erloschen.
Quellen
Im Berichtszeitraum (Stichtag: 03.11.2023) wurden 80 WNV-Ausbrüche bei Tieren (Vormonat 155 Ausbrüche) in das ADIS gemeldet. Die Anzahl der gemeldeten WNV-Ausbrüche im Oktober ist leicht gesunken (siehe Tabelle WNV-Ausbrüche).
Bei Vögeln wurden im Oktober 36 WNV-Ausbrüche gemeldet (85 im Vormonat). Die meisten Meldungen kamen aus Italien (33), wo das Virus vor allem bei Elstern- und Krähenvögeln nachgewiesen wurde, gefolgt von Spanien (2) und Österreich (1).
Bei Pferden ist die Anzahl der gemeldeten WNV-Ausbrüche im Oktober (44) im Vergleich zum Vormonat (70) gesunken. Meldungen kamen aus Frankreich (18), Italien (11), Deutschland (6), Spanien (5), Ungarn (3) und Österreich (1).
Am 9. Oktober wurde der Nachweis des West Nil Virus Linie 2 (WNV-2) bei einem verendet aufgefundenen Uhu in Wien und bei einem — mittlerweile wieder genesenen — Pferd aus der Gemeinde Neufeld an der Leitha in der BH Eisenstadt-Umgebung im Burgenland bestätigt.
Am 13. Oktober wurde WNV-2 bei einem 3-jährigen Alpaka aus einem Zuchtbetrieb in der Steiermark nachgewiesen. Das Alpaka wies neurologische Symptome auf, wurde daher euthanasiert und der Tierkörper zur Untersuchung an das österreichische Referenzlabor geschickt. WNV ist bei Kameliden nicht meldepflichtig.
Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) erstellt einen wöchentlichen Bericht über die gemeldeten Ausbrüche bei Menschen, Vögeln und Pferden. Das ECDC geht von einer Übertragungssaison von Juni bis November aus. Seit Beginn der Übertragungssaison 2023 und bis zum 1. November 2023 wurden insgesamt 680 Fälle von WNV-Infektionen beim Menschen in acht EU-Ländern (Italien, Griechenland, Rumänien, Frankreich, Ungarn, Spanien, Kroatien und Deutschland) gemeldet, davon 58 Todesfälle. Mit 319 Fällen wurden die meisten Infektionen beim Menschen aus Italien gemeldet. Anfang Oktober wurde der erste Fall einer WNV-Infektion beim Menschen in Österreich im Jahr 2023 nachgewiesen. Dabei handelt es sich um einen aus Italien importierten Fall. Aktuelle Informationen zu Fällen bei Menschen in Österreich finden Sie hier .
Einen Überblick über die WNV-Infektionen bei Menschen, Pferden und Vögeln in der EU und den EU-Nachbarländern erhalten Sie auf der interaktiven Karte des ECDC.
Weitere Informationen zur Vorbeugung einer Infektion sowie eine Karte mit der räumlichen Verteilung der WNV-Nachweise in Österreich finden Sie auf der Homepage der AGES.
VO | EQ | VO | EQ | VO | EQ | |
---|---|---|---|---|---|---|
Italien | 56 | 4 | 64 | 8 | 33 | 11 |
Spanien | 10 | 9 | 5 | 18 | 2 | 5 |
Frankreich | 2 | 2 | 0 | 18 | 0 | 18 |
Deutschland | 9 | 1 | 7 | 6 | 0 | 6 |
Ungarn | 0 | 4 | 3 | 19 | 0 | 3 |
Bulgarien | 1 | 0 | 5 | 0 | 0 | 0 |
Österreich | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 1 |
Griechenland | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 |
Portugal | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 |
GESAMT | 78 | 20 | 85 | 70 | 36 | 44 |
Quellen
Im Oktober 2023 erfolgten in Europa 200 Ausbruchsmeldungen zur EHD in das ADIS (Vormonat 150 Ausbrüche). Spanien meldete nach zahlreichen Ausbrüchen in den Vormonaten 57 Ausbrüche im Berichtszeitraum. Betroffen waren ausschließlich Rinder, im Gegensatz zu den Vormonaten sind Hirsche im Berichtszeitraum nicht betroffen. Aus Portugal erfolgten keine Ausbruchsmeldungen, nachdem in den Vormonaten hauptsächlich Rinder und vereinzelt auch Hirsche betroffen waren. Nach ersten Meldungen von Nachweisen des EHDV bei Rindern im September, steigt im Oktober die Zahl der gemeldeten Ausbrüche in Frankreich auf 143 stark an. Die betroffenen Betriebe liegen in der Grenzregion zu Spanien, das Virus breitet sich jedoch weiter Richtung Norden aus.
Am 11. Oktober wurde mit einem Nachweis von EHDV bei einem Kalb im Kanton Bern und nachfolgend bei einem Rind aus dem Kanton Jura erstmals EHD-Ausbrüche in der Schweiz in das ADIS gemeldet. Nachfolgende Untersuchungen ergaben jedoch ein negatives Ergebnis, welches auch durch das WOAH-Referenzlabor für EHD (ANSES, Frankreich) bestätigt wurde. Die beiden gemeldeten Ausbrüche stellen sich somit rückblickend als negativ heraus und die Schweiz gilt weiterhin als frei von EHD.
Das Risiko für Österreich wird als mittel eingestuft.
RI | CE | SO | RI | CE | SO | RI | CE | SO | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Frankreich | 0 | 0 | 0 | 49 | 0 | 0 | 143 | 0 | 0 |
Spanien | 50 | 11 | 0 | 68 | 6 | 0 | 57 | 0 | 0 |
Portugal | 43 | 1 | 0 | 26 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 |
GESAMT | 93 | 12 | 0 | 143 | 7 | 0 | 200 | 0 | 0 |
Kommentar
Die Epizootische Hämorrhagie ist eine Viruserkrankung wildlebender und domestizierter Wiederkäuer sowie Kameliden. Auslöser ist ein mit dem Virus der Blauzungenkrankheit verwandtes Virus (EHDV). Die Übertragung erfolgt über den Stich/Biss von Insekten (Gnitzen). In gemäßigten Zonen erfolgt daher eine Infektion üblicherweise im Spätsommer/Herbst. Menschen sind von der Erkrankung nicht betroffen. Seit 2022 tritt die EHD auch in Europa auf. In Österreich ist die EHD bisher noch nicht vorgekommen. Die EHD ist eine wichtige Differentialdiagnose zur Blauzungenkrankheit bei Hirschen und Rindern. Schafe und Ziegen erkranken üblicherweise nicht nach einer EHDV-Infektion. Die AGES hat Verfahren zur virologischen und serologischen Diagnostik der Erkrankung etabliert, da aufgrund der unspezifischen Symptomatik eine labordiagnostische Abklärung unerlässlich ist.
Quellen
Aktualisiert: 08.09.2023
Weitere Gebiete in Bosnien-Herzegowina und Italien betroffen