Syphilis (Lues)
Treponema pallidum
Steckbrief
Der Erreger der Syphilis (Lues), Treponema (T.) pallidum, ist ein Bakterium, das zur Familie der Spirochäten gehört. Die Übertragung erfolgt hauptsächlich durch Geschlechtsverkehr. Die Erkrankung verläuft unbehandelt in mehreren Stadien und kann Monate bis Jahre andauern. Eine Spontanheilung ist möglich.
Vorkommen
Weltweit
Erregerreservoir
Die Übertragung erfolgt ausschließlich von Mensch zu Mensch
Infektionsweg
Die Infektion erfolgt meist über sexuelle Kontakte. Auch eine Übertragung von der Mutter auf das Kind ist während der Schwangerschaft und bei der Geburt möglich. Übertragungen über Bluttransfusionen sind vereinzelt beschrieben. Treponemen sind hochinfektiös. Bei sexuellem Kontakt mit einer infizierten Person in Stadium I oder II liegt das Übertragungsrisiko bei rund 30 %.
Inkubationszeit
Zwei bis drei Wochen, bis zu 90 Tage sind möglich.
Symptomatik
Der Verlauf einer Syphilisinfektion lässt sich in vier verschiedene Stadien unterteilen. Details zu den einzelnen Phasen siehe Fachinformation.
Therapie
Mittel der ersten Wahl zur Behandlung der Syphilis ist die intramuskuläre Gabe von Penicillin G. Je nach Stadium unterscheidet sich die Behandlungsdauer. Im Falle einer Penicillinallergie können andere Antibiotika eingesetzt werden.
Vorbeugung
Die wichtigste vorbeugende Maßnahme, um eine Übertragung zu vermeiden, ist die korrekte Verwendung von Kondomen bei sexuellen Kontakten. Kontakt zu Geschwüren und offenen Hautstellen sollte generell vermieden werden, da diese hochinfektiös sind.
Situation in Österreich
Da Syphilis in Österreich keine meldepflichtige Erkrankung ist, gibt es hierzulande keine offiziellen Fallzahlen. Eine Übersicht über die Fallzahlen in Europa kann im epidemiologischen Jahresbericht des ECDC eingesehen werden
Fachinformation
Symptomatik
Die erste Phase, die Primärsyphilis, ist gekennzeichnet durch das Auftreten eines meist schmerzlosen Geschwürs mit verhärtetem Randbereich. Dieser „Ulcus durum“ oder auch „harte Schanker“ tritt zumeist an der Infektionsstelle auf, also am Penis, der Vulva oder auch im Analbereich. Begleitet wird er meist durch eine schmerzlose Lymphadenitis. Das Geschwür heilt in der Regel innerhalb von sechs Wochen narbig ab.
Im zweiten Stadium, der Sekundärsyphilis, kommt es zu Allgemeinsymptomen mit Lymphknotenschwellungen und Grippesymptomen sowie einem sehr breiten und variablen Spektrum von Haut- und Schleimhautsymptomen die nach drei bis sechs Wochen auch unbehandelt spontan abklingen.
Es folgt ein Ruhestadium (Lues latens), in der trotz positivem Erregernachweis keine Symptome auftreten.
Bei ca. einem Drittel aller nicht ausreichend behandelten Patient:innen bilden sich im dritten Stadium, der Tertiärsyphilis, Gummen, geschwülstartige Gewebeveränderungen, die an allen Organen vorkommen können und beim Auftreten auf der Haut ein entzündliches Sekret absondern. Im Herzkreislaufsystem kann es zu Entzündungen in den großen Gefäßen kommen, insbesondere in der Aorta, und auch zu Aortenaneurysmen. Ist das zentrale Nervensystem befallen, spricht man von einer Neurosyphilis. Diese kann bereits im Primär- und Sekundärstadium der Erkrankung oder aber auch als Spätmanifestation im Rahmen des vierten Stadiums der Syphilisinfektion (quartäre Syphilis) auftreten.
Die quartäre Syphilis kann asymptomatisch sein, das heißt, dass trotz nachgewiesenem Befall des Nervensystems keine Symptome auftreten. Verläuft das Stadium symptomatisch, gehören zu den möglichen Ausprägungen Schlaganfälle, Sensibilitäts- und Gleichgewichtsstörungen, Zeichen einer Hirnhautentzündung, Krampfanfälle, fortschreitende Lähmungen, Demenz und Persönlichkeitsveränderungen.
Zur Diagnostik der Syphilis soll immer eine Kombination aus klinischen und labordiagnostischen Untersuchungen durchgeführt werden.
Therapie
Das Mittel der ersten Wahl zur Behandlung der Syphilis stellt die intramuskuläre Gabe von Penicillin G dar. Je nach Stadium unterscheidet sich die Behandlungsdauer: Während bei der Frühsyphilis eine einmalige Gabe ausreichend ist, werden bei der Spätsyphilis drei Injektionen verteilt über 15 Tage verabreicht. Liegt eine Neurosyphilis vor, ist Penicillin G intravenös zu verabreichen; die empfohlene Behandlungsdauer beträgt 14 Tage.
Bei einer Penicillin-Allergie können alternativ Doxycyclin oder Ceftriaxon eingesetzt werden.
Eine häufige Therapie-Komplikation ist die Jarisch-Herxheimer-Reaktion: Hierbei kommt es aufgrund des Erregerzerfalls unter der antibiotischen Therapie zur Freisetzung bakterieller Endotoxine, was zu einer unkontrollierten Immunantwort und einer akuten systemischen Entzündungsreaktion führt. Dies zeigt sich durch das Auftreten von Fieber und Grippesymptomen innerhalb weniger Stunden nach Therapiebeginn. Es kann zu Tachykardien, Blutdruckanstieg oder -abfall, Krampfanfällen und weiteren Symptomen kommen. Zur medikamentösen Therapie können Glucocorticoide eingesetzt werden, wobei diese ab dem Sekundärstadium bereits prophylaktisch verabreicht werden sollen.
Diagnostik
Zum direkten Erregernachweis aus genitalen Primäraffekten bzw. aus nässenden Effloreszenzen des Sekundärstadiums eignet sich eine Dunkelfeldmikroskopie. Molekularbiologische Methoden wie die PCR können insbesondere bei klinischem Verdacht auf einen frühen Primäraffekt zum Einsatz kommen. Ein negatives Ergebnis dieser diagnostischen Verfahren schließt eine Syphilis jedoch nicht sicher aus.
In der Praxis kommen in der Regel rein serologische Tests zum Antikörpernachweis zum Einsatz. ELISA (Enzyme-linked Immunosorbent Assay), TPHA (Treponema pallidum-Hämagglutinations-Assay) oder TPPA (Treponema pallidum-Partikel-Agglutination), dienen als erregerspezifischer Suchtests einer Syphilis-Infektion. Die Tests fallen 2-3 Wochen nach Infektion positiv aus und bleiben es dann meist lebenslang. Ein negatives Testergebnis nach Ende der Inkubationszeit (2-3 Wochen) schließt eine Infektion weitestgehend aus.
Zur Bestätigung bei positivem oder zweifelhaftem Suchtest wird der Treponema pallidum-Antikörper-Absorptions-Test (FTA-ABS) durchgeführt (= Bestätigungstest). Kommt als Suchtest ein ELISA zum Einsatz, ist auch eine Absicherung mittels TPHA-/TPPA- Test und vice versa möglich. Ist der Bestätigungstest negativ, gilt eine Syphilis-Infektion als unwahrscheinlich. Fällt der Test positiv aus, spricht dies für eine behandlungsbedürftige Syphilis oder eine zurückliegende bzw. behandelte Infektion („Seronarbe“). Zur Unterscheidung dieser ist eine quantitative Bestimmung der Aktivitätsparameter anzuschließen.
Um die Krankheitsaktivität festzustellen, kann eine quantitative T. pallidum-spezifische IgM-Antikörperbestimmung oder ein VDRL (Venereal Disease Research Laboratory) -Test durchgeführt werden. IgM-Antikörper können bereits ein bis zwei Wochen nach Infektion nachgewiesen werden und sollten unter Therapie innerhalb von sechs bis zwölf Monaten nicht mehr nachweisbar sein. Der VDRL-Test fällt erst nach vier bis sechs Wochen positiv aus; ein rückläufiger Titer unter Therapie spricht für einen Behandlungserfolg, die Antikörper können jedoch lebenslang persistieren.
Bei Vorliegen einer Syphilis soll eine weiterführende Diagnostik zum Ausschluss anderer sexuell übertragbarer Erkrankungen angeboten werden.
Aktualisiert: 10.10.2023