Nationales Referenzlaboratorium für Pflanzengesundheit - Pilze und Eipilze, Teilbereich Kartoffel

Synchytrium endobioticum verursacht die Kartoffelwarzenkrankheit. Ende des 19. Jahrhunderts verbreitete sich die Krankheit von ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet in der Andenregion von Südamerika auf Teile Nordamerikas und Europas aus. Schließlich wurde der Pilz in Kartoffelanbauländern auf der ganzen Welt, einschließlich Asien und Afrika, gefunden. Es handelt sich um eine äußerst zerstörerische Krankheit, wobei infizierte Knollen weitgehend in Warzen umgewandelt werden können. Obwohl eine Reihe von Nachtschattengewächse experimentell infiziert wurden, ist die Kartoffel der Hauptwirt. Günstige Bedingungen für die Entwicklung des Pilzes sind kühle Sommer mit einer Durchschnittstemperatur von 18°C oder weniger und ein Jahresniederschlag von mindestens 700 mm. Es wurden jedoch neue Ausbrüche aus Gebieten in Südosteuropa gemeldet, in denen die Sommertemperaturen höher sind. Die Fähigkeit zur natürlichen Ausbreitung von S. endobioticum ist begrenzt. Der Pilz kann durch menschliches Zutun über infizierte Kartoffelknollen, Böden, Pflanzen oder mit Kartoffelabfällen verbreitet werden. Aufgrund der begrenzten Fähigkeit zur natürlichen Ausbreitung wurde die Krankheit in vielen Ländern durch gesetzliche Maßnahmen wirksam bekämpft. Strenge phytosanitäre Kontrollen und der obligatorische Anbau resistenter Sorten haben die Ausrottung des Erregers in einigen Ländern ermöglicht. Die Ausrottung geschieht allerdings sehr langsam, da der Pilz jahrzehntelang im Boden überlebt. Aus diesem Grund, und wegen der zerstörerischen Natur der Krankheit gilt der Pilz als wichtiger Quarantäneschädling weltweit.

Synchytrium endobioticum ist ein obligater Parasit, der keine Hyphen, sondern Sporangien bildet, die bewegliche Zoosporen enthalten. Die Sommer-Sporangien sind dünnwandig und kurzlebig. Sie werden im Kartoffelgewebe gebildet und können neue Zoosporen-Infektionen hervorrufen. Ruhende Sporen (manchmal auch als Wintersporangien, Wintersporen bezeichnet) sind dickwandig und können auch in Abwesenheit eines Wirts über extrem lange Zeiträume überdauern. Die Diagnose von S. endobioticum betrifft sowohl die Pflanze, auf der sich Warzen gebildet haben können, als auch den Boden, der ruhende Sporen enthalten kann.

Bei S. endobioticum sind zahlreiche Pathotypen (Rassen) beschrieben worden. Diese sind definiert durch ihre Virulenz auf unterschiedlichen Kartoffelsorten. Der Pathotyp 1 (D1) wird in Europa nur noch selten als Befall von Kartoffeln gemeldet, weil nur wenige Kartoffelsorten für ihn anfällig sind, offenbar aufgrund der Verfügbarkeit von zahlreichen resistenten Kartoffelsorten.

Andere Pathotypen werden wieder häufiger in Westeuropa gemeldet, besonders in den regenreichen Gebirgsregionen Mittel- und Osteuropas. Sie kommen auch außerhalb Europas vor (z. B. in Neufundland, Kanada und im asiatischen Teil der Türkei). Resistenzen gegen diese Pathotypen sind selten, so dass die Bekämpfung schwieriger ist.

Im Rahmen des NRL wird der molekularbiologische Nachweis von DNA aus angereicherten Sporen aus Bodenproben und die anschließende Identifizierung der Sporen unter dem Mikroskop durchgeführt.

Leitung

Mag. Bernhard Föger

Aktualisiert: 20.12.2022