Europäische Faulbrut
Melissococcus plutonius
Steckbrief
Die Europäische Faulbrut ist eine Erkrankung der Bienenbrut, die durch das Bakterium Melissococcus plutonius verursacht wird. Sekundär können weitere Bakterien beteiligt sein. Über das Futter wird die junge Larve infiziert, das Bakterium vermehrt sich anschließend im Mitteldarm und die Larve stirbt häufig vor oder auch nach der Verdeckelung ab. Die Krankheit kann einen milden, aber auch schweren Verlauf nehmen, der zum Absterben des Volkes führt.
Vorkommen
Die Europäische Faulbrut ist auf allen Kontinenten, auf denen die Westliche Honigbiene vorkommt, nachgewiesen und weit verbreitet.
Erregerreservoir
Erkrankte Larven enthalten aufgrund der massenhaften Vermehrung des Erregers im Mitteldarm große Bakterienmengen. Der Kot, den die Larve vor der Verpuppung abgibt, ist stark belastet. Bei der Zellreinigung werden die Putzbienen und in der Folge die Oberflächen im Volk, das eingelagerte Futter und die übrigen Bienen kontaminiert.
Infektionsweg
Übertragung im Volk: Der Erreger wird durch Putz- und Ammenbienen im Stock verbreitet und über das Futter an die Larven weitergegeben.
Übertragung von Volk zu Volk: Die Übertragung erfolgt durch die Bienen durch Verflug und bei Räuberei. Besonders wichtig ist aber auch die Übertragung durch imkerliche Tätigkeiten, wie Wabentausch oder Vereinigung von gesunden mit kranken Völkern.
Inkubationszeit
Krankheitsausbruch (= erste Krankheitsanzeichen sichtbar) und Krankheitsverlauf sind stark von verschiedenen Faktoren, wie Zustand des Bienenvolkes, Infektionsdruck, Bakterien-Genotyp und Umweltbedingungen abhängig.
Symptomatik
Typischerweise sind die abgestorbenen Rundmaden anfangs gelblich, später bräunlich verfärbt und liegen oft seitlich verdreht in den Zellen. Wenn sehr viele Larven vor der Verdeckelung im Rundmadenstadium absterben, kann dies zu einem Brutnest mit nur vereinzelt vorhandenen verdeckelten Brutzellen führen. Stirbt die Larve nach der Verdeckelung ab, so sind eingesunkene, teils rissige Zelldeckel ein Anzeichen für die Erkrankung. Der Zellinhalt ist meist nicht oder nur schwach fadenziehend und trocknet mit der Zeit zu einem dunkel glänzenden sich leicht von der Zellwand lösenden Schorf ein. Das Ausräumen von abgestorbener offener Brut führt zu einem lückigen Brutnest. Wenn die Königin hier erneut bestiftet, entstehen Brutflächen mit unterschiedlichem Larvenalter und dadurch ein sehr unruhiges Brutbild.
Therapie
In der Regel ist das Kehrschwarmverfahren inklusive des Einschmelzens der Waben sowie der Reinigung und Desinfektion der Beuten die Methode der Wahl. Auf spontane Selbstheilung zu hoffen oder lediglich einzelne Brutwaben mit erkrankter Brut zu entnehmen und zu vernichten, ist aus jetziger Sicht keine ausreichende und empfehlenswerte Maßnahme. Für eine medikamentöse Therapie stehen in Österreich keine zugelassenen Medikamente zur Verfügung.
Vorbeugung
Zur Vorbeugung ist eine konsequente Wabenerneuerung zu empfehlen. Idealerweise verwendet man eigene Werkzeuge für jeden Bienenstand, um keine Krankheitserreger zu verschleppen. Generell sollten nur gesunde, starke Völker gehalten werden, da diese über eine bessere Abwehrkraft verfügen. Vorsicht beim Erwerb von Völkern und Gerätschaften ist angezeigt.
Situation in Österreich
In Österreichs Honigbienenvölkern tritt die Europäische Faulbrut sporadisch auf. Die Krankheit ist in Österreich nicht meldepflichtig, daher liegen keine exakten Daten zur Häufigkeit von Krankheitsausbrüchen vor.
Fachinformation
Die Europäische Faulbrut ist eine Erkrankung der Bienenbrut, die durch das Bakterium Melissococcus plutonius verursacht wird. Sekundär können weitere Bakterien beteiligt sein. Die junge Larve wird über das Futter infiziert; sie stirbt meist vor aber auch nach der Verdeckelung ab. Abgestorbene Larven verfärben sich gelblich, bräunlich bis schwarz und die Larve wandelt sich in eine breiige, manchmal wässrig körnige Masse (in Ausnahmefällen fadenziehend) um, die danach zu einem dunklen, glänzenden, locker sitzenden Schorf eintrocknet. In seltenen Fällen überlebt das Individuum. Falls die Larve überlebt, ist die schlüpfende Biene meist zwergenhaft ausgebildet. In manchen Ländern, z. B. der Schweiz und Großbritannien, ist die Europäische Faulbrut von größerer Bedeutung. In Österreich tritt sie derzeit sporadisch auf.
Die Infektion der Larve erfolgt über das Futter. Junge Larven im Alter bis zu zwei Tagen sind am empfindlichsten für die Infektion, es können aber auch ältere Larven infiziert werden. Der Erreger vermehrt sich massenhaft im Mitteldarm der Larve. Meist stirbt die Larve im Alter von vier bis fünf Tagen, somit noch vor der Verdeckelung.
Symptomatik
Stirbt die Larve vor der Verdeckelung, so liegt die Larve schlaff, oft seitlich verdreht in der Zelle. Die Körpersegmentierung ist kaum sichtbar und am hinteren, blinden Darmende kann ein schmutzig gelblicher Klumpen durchschimmern. Wenn sehr viele Larven vor der Verdeckelung im Rundmadenstadium absterben, kann dies zu einem Brutnest mit nur vereinzelt vorhandenen verdeckelten Brutzellen führen. Durch das Ausräumverhalten der Putzbienen entsteht ein lückiges Brutnest.
Stirbt die Brut nach der Verdeckelung ab, so sind die Zelldeckel häufig löchrig und eingesunken oder können auch vollständig fehlen. Der Zellinhalt kann entweder eine breiige, braune Masse (in der Regel nicht fadenziehend bei Streichholzprobe) oder ein eingetrockneter Schorf mit dunkler, glänzender Oberfläche sein. Dieser liegt locker am Zellboden und lässt sich leicht mit einer Pinzette als Schuppe aus der Zelle heben.
Am Symptombild sind auch andere Bakterien in von Fall zu Fall variierendem Ausmaß beteiligt, wie z. B. Streptococcus faecalis, Paenibacillus alvei und Achromobacter eurydice. Dadurch kann es zu einem unterschiedlichen Aussehen bzw. einer unterschiedlichen Geruchsentwicklung bei der abgestorbenen Brut kommen.
Krankheitsverlauf
Die Verlaufsform der Erkrankung kann mild bis schwer sein. Bei mildem Verlauf kann sich ein Volk spontan wieder erholen. Bei schwerer Ausprägung kann die Krankheit langwierig sein und mit seuchenhafter Verbreitung einher gehen. Verschiedene Faktoren beeinflussen den Verlauf, wie etwa der Erregerdruck und der Genotyp von M. plutonius, aber auch die Genetik des Bienenvolkes (Krankheitsanfälligkeit, Hygieneverhalten), Umwelteinflüsse und Nahrungsmangel.
Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen Brutkrankheiten bzw. –störungen:
- Amerikanische Faulbrut: Die abgestorbene Larve sinkt zu einer formlosen Masse zusammen, ein darin eingetauchtes Stäbchen formt beim Herausziehen einen Faden („fadenziehend beim Streichholztest“); diese Masse trocknet zu einem festsitzenden Schorf ein
- Sackbrut: Die abgestorbene Streckmade verwandelt sich in einen flüssigkeitsgefüllten Sack, der später zu einem schiffchenförmigen Schorf eintrocknet
- Folgeinfektionen der Varroose: Die Brutschäden können ähnlich der Europäischen Faulbrut aussehen, sind aber durch Virusinfektionen, z. B. durch das Akute Bienenparalyse Virus, verursacht. Es ist ein hoher Varroabefall an Brut zu beobachten
- durch Verkühlung abgestorbene Brut (z. B. bei Kälteeinbrüchen im Frühjahr): Durch ein Missverhältnis der Volksstärke mit der Brutfläche unterkühlt die Brut und stirbt ab. Es ist abgestorbene Brut aller Stadien zu finden, die Verfärbungen (gelblich oder grau) und Zerfallserscheinungen zeigen kann (formlos zersetzte Masse)
Therapie
Für eine medikamentöse Therapie stehen in Österreich keine zugelassenen Medikamente zur Verfügung. In der Regel ist das Kehrschwarmverfahren inklusive des Einschmelzens der Waben sowie der Reinigung und Desinfektion der Beuten die Methode der Wahl. Auf spontane Selbstheilung zu hoffen oder lediglich einzelne Brutwaben mit erkrankter Brut zu entnehmen und zu vernichten, ist aus jetziger Sicht keine ausreichende und empfehlenswerte Maßnahme.
- Volk abkehren, Kunstschwarm auf Mittelwände setzen
- Ausreichende Flüssigfütterung (regt auch den Putztrieb an)
- Einschmelzen der Waben
- Wachs und Propolisreste von Beuteninnenseite abkratzen oder mittels Dampfstrahler reinigen
- Abwaschen der Geräte (Stockmeißel, Futtergeschirr) und Beuten mit 3%iger heißer Sodalauge; mit klarem Wasser nachspülen (ACHTUNG – Sodalauge ist ätzend; Schutzkleidung (Brille, Handschuhe) ist daher unbedingt erforderlich)
- Oder Abflammen der Beuten mit Gasbrenner
- Wabenschrank und Bienenhaus reinigen und ev. abflammen; nicht abflammbare Teile mit Lauge reinigen
Diagnostik
Die Symptome der Europäischen Faulbrut sind nicht immer eindeutig. Es bestehen Verwechslungsmöglichkeiten mit Amerikanischer Faulbrut und anderen Brutkrankheiten und -störungen. Es wird daher empfohlen, mit der Bezirksverwaltungsbehörde (BH, Amtstierarzt) Kontakt aufzunehmen, um einem möglichen Verdacht auf die meldepflichtige Krankheit „Amerikanische Faulbrut“ nachgehen zu können. Die Ausschlussuntersuchung bezüglich Amerikanischer Faulbrut erfolgt dann für den Imker oder die Imkerin kostenlos.
Zur eindeutigen Identifizierung des Erregers Melissococcus plutonius steht die molekularbiologische Untersuchungsmethode mittels PCR zur Verfügung. Diese Untersuchung ist kostenpflichtig.
Probeneinsendung
Brutwabenstück (ca. 15 x 15 cm) oder ganze Wabe mit erkrankter Brut
Kontakt
Leitung
DI Hemma Köglberger
- hemma.koeglberger@ages.at
- +43 50 555 33127
-
1220 Wien
Spargelfeldstraße 191
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Aktualisiert: 16.09.2025