BHV1 (IBR/IPV/IBP)

Bovines Herpes Virus 1

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Steckbrief

Der Erreger, das Bovine Herpes Virus 1 (BHV-1), verursacht beim Rind unterschiedliche Krankheiten: Die Infektiöse Bovine Rhinotracheitis (IBR), die Infektiöse Pustulöse Vulvovaginitis (IPV) und die Infektiöse Balanoposthitis (IBP). Für den Menschen besteht keine Infektionsgefahr.

Vorkommen

weltweit

Wirtstiere

Hauptwirte sind Rinder. Natürliche Infektionen (jedoch meist ohne klinische Erscheinungen) sind bei Schafen und Ziegen nachgewiesen. Wildwiederkäuer scheinen auch für BHV-1-Infektionen empfänglich zu sein.

Infektionsweg

Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt von Tier zu Tier. Eine indirekte Übertragung durch Personen und kontaminierte Kleidung, Transportfahrzeuge, Gerätschaften (Stallutensilien) ist ebenfalls möglich.

Inkubationszeit

2 bis 6 Tage

Symptomatik

Eine Infektion mit dem Bovinen Herpes Virus 1 äußert sich in zwei Formen: Als IBR (= respiratorische Form) u. a. mit Mattigkeit, Fressunlust, Fieber (bis zu 42 °C), Nasenausfluss, Husten oder als IPV / IBP (= genitale Form).

Therapie

Es gibt keine Therapie

Vorbeugung

IBR/IPV/IBP ist eine anzeigepflichtige Tierkrankheit. Bei Seuchenverdacht ist nach den gesetzlichen Vorgaben vorzugehen. Die Impfung ist in Österreich verboten.

Situation in Österreich

Am 12.6.2022 wurden aufgrund von Einstellungsuntersuchungen in einem Betrieb in Niederösterreich vier importierte Rinder als IBR/IPV-infiziert festgestellt. Aufgrund der hervorragenden Zusammenarbeit zwischen den involvierten Stellen wurden sofort erforderliche Maßnahmen gesetzt. Die infizierten Tiere wurden tierschutzgerecht geschlachtet. Alle weiteren Untersuchungen im Bestand erwiesen sich als negativ, keine weiteren österreichischen Betriebe und Rinder waren betroffen. Durch die frühzeitige Erkennung der Infektion konnte eine Ausbreitung verhindert werden.

Seit 1999 ist Österreich amtlich anerkannt frei von der IBR/IPV. Um diesen Status aufrechtzuerhalten, werden jährlich Überwachungsprogramme gemäß den Vorgaben der Richtlinie 64/432/EWG und den nationalen Rechtsvorschriften durchgeführt.

BHV1-Untersuchungen in Österreich

Fachinformation

Der Erreger, das Bovine Herpes Virus 1 (BoHV-1) mit verschiedenen Subtypen, ist ein doppelsträngiges DNA-Virus und gehört zur Familie der Herpesviridae.

Eine Einschleppung des Erregers in BHV1-freie Betriebe erfolgt meist über den Zukauf von Tieren, die klinisch gesund sind, aber das Virus latent in sich tragen oder sich in der Inkubationsphase befinden. Die Verbreitung der Krankheit wird durch intensive Tierbewegungen z. B. durch Viehhändler und Viehmärkte gefördert.

Die Ausbreitung des Erregers in der Herde erfolgt vorwiegend durch direkten Tierkontakt, z. B. über erregerhaltiges Tränen- und Nasensekret (Tröpfcheninfektion), über die Schleimhäute des Genitaltraktes, aber auch über Kot. Eine indirekte Übertragung durch Personen und kontaminierte Kleidung, durch ungenügend gereinigte, kontaminierte Transportfahrzeuge, Gerätschaften (Stallutensilien) und Instrumente (z. B. Injektionsnadeln) ist ebenfalls möglich.

Infizierte Tiere bleiben lebenslänglich Virusträger und können phasenweise nach einer Stresssituation (z. B. Futterwechsel, Geburt, Transport, Stress) wieder zu Ausscheidern werden. Die nasale Virusausscheidung dauert bis zu 2 Wochen. Männliche Tiere spielen bei der Verbreitung der IBR/IPV/IBP eine wichtige Rolle (Versendung von infiziertem Sperma!).

Die betroffenen Rinder weisen 7-14 Tage nach Infektion serologisch nachweisbare Antikörper auf. Maternale Antikörper werden via Kolostrum an die Kälber übertragen, die damit einen biologischen Schutz gegen klinische Erkrankung aufweisen. Meistens sind sie bis 9 Monate nachweisbar, in wenigen Fällen auch länger.

Kleine Wiederkäuer können sich infizieren, scheiden das Virus aus, zeigen jedoch keine Krankheitssymptome. Wildwiederkäuer bilden in BHV-1 Gebieten ein Virusreservoir.

Symptomatik

Vom Krankheitsbild zeigt sich die Infektion mit BHV-1 in zwei Formen, die Krankheitssymptome variieren je nach Alter der infizierten Tiere:

IBR = respiratorische Form: Mattigkeit, Fressunlust, Fieber (bis zu 42 °C), Nasenausfluss, Hyperämie der Nasen- und Flotzmaulschleimhaut ("Red Nose-Symptom"), Konjunktivitis, Husten, Dyspnoe, Abort. Masttiere zeigen eine verminderte Mastleistung. Laktierende Tiere zeigen bereits zu Beginn der Krankheit einen starken Rückgang der Milchleistung. Bei Kälbern verläuft IBR vornehmlich als fieberhafte Allgemeinkrankheit mit Dominanz der respiratorischen Symptome und oftmals Durchfall. Die Letalität liegt deutlich höher als bei erwachsenen Tieren.

IPV/IBP = genitale Form (in der Regel auf die Vaginal- und Präputialschleimhaut beschränkt): Mattigkeit, Fressunlust, Fieber (bis zu 42 °C), Labien angeschwollen und ödemisiert, Schleimhaut (Vorhof, Vagina, Penis) hyperämisch, Bläschen auf der Schleimhaut, Abort, Orchitis, Endometritis.

Diagnostik

Probenmaterial für den indirekten Nachweis (ELISA, Serumneutralisationstest):

  • Vollblut oder Serum ohne Gerinnungshemmer (nicht eingefroren, Füllmenge > 7ml)
  • Tankmilch bzw. Einzelmilch

Probenmaterial für den direkten Nachweis (PCR, Virusanzucht)

  • Nasentupfer, Augentupfer, Genitaltupfer
  • Kopf inkl. Tonsillen und Kehlkopf
  • Ösophagus 20 cm

veränderte Organe:

  • faustgroßes Lungenstück
  • Lymphknoten
  • Uterus, Ovarien
  • Organe vom Fetus und Plazenta

Kontakt

Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen Mödling

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Aktualisiert: 13.05.2024