Johanniskraut

Steckbrief

Das gelb leuchtende Johanniskraut (Hypericum perforatum) erfreut uns mit seiner sonnenähnlichen Blütenpracht. Schon seit jeher gilt es als Stimmungsaufheller. Früher wollte man mit ihm die bösen Geister aus dem Kopf vertreiben, heute sind es depressive Verstimmungen, die das Kraut zu lindern vermag.

Verwendung

Schon früh wurde das Johanniskraut von Wundärzten bei Verletzungen und Wunden verschrieben. Im 16. Jahrhundert dokumentierte Paracelsus bereits eine antidepressive Wirkung, er verwendete das Kraut allerdings gegen „Phantasma“, was eher dem Vertreiben von Dämonen entsprach. In der österreichischen Volksmedizin wird Johanniskraut als ‚Arnika der Nerven‘ bezeichnet.

Als Ausgangsmaterial für Arzneimittel verwendet man heute die während der Blütezeit geernteten und anschließend getrockneten Triebspitzen.

Arzneimittel mit speziellen industriell hergestellten Trockenextrakten aus Hypericum sind für die Behandlung von leichten bis mittelschweren Depressionen zugelassen. Bei Mehrfachmedikation kann es zu Wechselwirkungen mit verschiedenen Medikamenten kommen, weshalb eine Therapie mit Johanniskraut immer ärztlich begleitet werden soll.

Das rote Johanniskrautöl wird durch Ansetzen der frischen Blüten in Pflanzenöl hergestellt. Traditionell wird dazu über 2-3 Wochen der Ansatz dem Sonnenlicht ausgesetzt, wodurch es zur Umwandlung von Inhaltsstoffen kommt und dadurch die tief-rote Farbe entsteht. Johanniskrautöl wird traditionell zur Förderung der Wundheilung und bei leichten Hautentzündungen angewendet.

Wichtige Inhaltsstoffe sind die roten Naphthodianthrone (Hypericin, Pseudohypericin), Phloroglucinderivate (darunter Hyperforin), Gerbstoffe und Flavonoide.

Botanik

Das Echte Johanniskraut, aus der Familie der Johanniskrautgewächse (Hypericaceae) ist eine ausdauernde, bis zu 60 cm hohe Pflanze mit auffällig goldgelb leuchtenden Blütenständen.

Die einzelnen Blüten sind radiärsymmetrisch (strahlig; die Blüte lässt sich durch mindestens drei Symmetrieebenen in je zwei gleichwertige Hälften teilen) und fünfzählig. Die zahlreichen Staubblätter (männlicher Blütenteil) sind zu drei oder fünf Bündeln um die drei weiblichen Griffel angeordnet.

Der Stängel des Echten Johanniskrautes ist aufrecht, zweikantig (stielrund mit zwei gegenüberliegenden Längsleisten), markig und gegenständig beblättert.

Die eiförmigen bis länglichen Blätter sind auf der ganzen Fläche mit durchscheinenden Öldrüsen und teilweise mit schwarzen Drüsen bedeckt.

Verbreitung

Weltweit kennt man rund 420 Johanniskrautarten, von denen 56 in Europa und 13 in Österreich heimisch sind.

Das Kraut kommt in Europa, Westasien, auf den Kanarischen Inseln und in Nordafrika vor und wächst bevorzugt an kargen Standorten, wie Magerwiesen, Böschungen, Weg- und Waldränder. Als Pionierpflanze findet man es auch auf Brachen, Schuttplätzen oder Bahnschottern. In Österreich kommt es collin (in den Ebenen und Hügeln) bis montan sehr häufig in allen Bundesländern vor.

Das Johanniskraut wird von Pollen suchenden Insekten, wie Bienen, Hummeln und Schwebfliegen bestäubt. Die Kapselfrucht öffnet sich bei Trockenheit und die Samen werden von Tieren verschleppt oder durch den Wind verbreitet.

Das Johanniskraut ist aufgrund seiner Anspruchslosigkeit recht pflegeleicht und kann gut im eigenen Garten angebaut werden. Die Pflanze ist winterhart und mehrjährig und braucht nur wenig Dünger und Wasser. Sie bevorzugt einen sonnigen, sandig kalkigen, nährstoffarmen Standort. Blütezeit ist von Juni bis August und die Samen können bis Oktober geerntet werden. Am einfachsten ist die Direktsaat im Freien. Da es sich um einen Lichtkeimer handelt, dürfen die Samen nur dünn mit Erde bedeckt werden und sollten nicht zu feucht gehalten werden.

Service

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Aktualisiert: 23.05.2024