Linse

Steckbrief

Die Kultur-, Saat- oder Speise-Linse gehört zur Familie der Hülsenfrüchte. Früher galt sie als Arme-Leute-Essen, heute ist die Linse aufgrund ihres Nährstoffgehaltes ein wertvolles Lebensmittel.

Linsen bevorzugen trockenes, warmes Klima und karge Böden. Mit dem veränderten Klima in Österreich und dem Verlangen nach regionaler und gesunder Nahrung nimmt der Anbau in unseren Breiten zu. 2022 wurden laut Flächenauswertung der AMA auf 1.526 Hektar Linsen angebaut.

Verwendung

Linsen werden nach Farbe, Größe und Herkunft eingeteilt. Bei den grünen Linsen handelt es sich um die frischen, ungeschälten Früchte mit gelbem Kern. Nach dem Schälen erhält man somit die gelben Linsen. Diese verfärben sich mit der Zeit braun und ergeben die klassische braune Linsenvariante.

Rote Linsen sind meist geschält im Handel erhältlich. Im ungeschälten Zustand wird der leuchtend orangerote Same der Frucht von einer lilafarbenen bis bräunlichen Schale umgeben. Die kleinen schwarzen Beluga-Linsen sind aufgrund ihres Aussehens nach dem gleichnamigen Beluga-Kaviar benannt und besonders aromatisch.

Riesenlinsen sind rund 7 mm im Durchmesser, bei den flachen Tellerlinsen beträgt dieser 6-7 mm, bei Mittellinsen 4,5-6 mm und bei den dickbauchigen Zuckerlinsen ca. 4 mm.

Rohe Linsen enthalten unbekömmliche, giftige Inhaltsstoffe, sogenannte Lektine, die durch Kochen unschädlich gemacht werden. Linsen müssen daher vor dem Verzehr immer gekocht, aber nicht unbedingt vorher eingeweicht werden. Einweichen verkürzt die Kochzeit, wobei diese bei geschälte Linsen nur ca. 10 bis 15 Minuten beträgt.

Linsen zeichnen sich besonders durch ihren hohen Gehalt an Eiweiß (ca. 25 %) und zusammengesetzten Kohlenhydraten (ca. 60 %) sowie einem geringen Fettanteil (ca. 2 %) aus. Sie enthalten insbesondere B-Vitamine, Kalium, Kalzium, Magnesium, Phosphor, Eisen und Zink.

Botanik

Die einjährige Linsenpflanze wächst meist aufrecht 15-50 cm hoch und ist von unten an verzweigt. Die wechselständig am Stängel angeordneten Blätter sind paarig gefiedert, mit einer einfachen Wickelranke anstelle des Endblättchens. Trotz dieser Ranken am Ende der Blätter klettert die Pflanze nicht oder nur wenig.

Der Blütenstand trägt ein bis drei für die Familie typische Schmetterlingsblüten. Die bläulich weiße Blütenkrone ist mit 5-6 mm relativ klein und wird von den grünen Kelchblättern umrahmt. Die spitzen Zähne der Kelchblätter sind doppelt so lang wie die Kelchröhre. Die Hauptblütezeit ist im Juni. Linsen vermehren sich hauptsächlich durch Selbstbefruchtung, Fremdbestäubung durch Bienen oder Hummeln kommt eher selten vor. Die gebildete Hülsenfrucht ist rhombisch, flach, 8-15 mm lang und 4-8 mm breit. Sie enthält nur ein bis zwei diskusförmige, flache, bräunlich grüne bis graubraune, rötliche oder dottergelbe, einfarbig oder fein punktierte bis marmorierte Samen.

Landwirtschaftliche Aspekte

Die Linsenpflanze braucht für ein optimales Wachstum ein warmes, trockenes Klima mit einer guten Niederschlagsverteilung während der Vegetationsperiode. Sie bevorzugt tonarme Böden, Geröllböden, Muschelkalk und Sandkalk. Linsen sind Pflanzen, die auf kargen, trockenen Böden wachsen, wo auf Grund von Nährstoffmangel andere Kulturen nicht gedeihen. Gute Böden mit hohem Nährstoffgehalt führen zwar zu einem üppigen vegetativen Wachstum, aber nur zu geringem Hülsen- und Samenansatz.

Linsen werden oft in Mischkulturen kultiviert. Für den Aufwuchs brauchen sie ein gut gelockertes, mittelfeines, unkrautfreies Saatbett. Die Linse verträgt Temperaturen von -5 bis -9° C und kann deshalb in milden Lagen, wie im Mittelmeergebiet, als Winterfrucht kultiviert werden. Üblicherweise wird sie mit einer üblichen Getreidesämaschine von Ende April bis Anfang Mai in einer Saattiefe von 4-5 cm und Saatstärke von 80-100 kg/ha bei großsamigen Sorten und 40-60 kg/ha bei kleinsamigen Sorten gesät. Der Reihenabstand sollte 15-35 cm betragen. Die Keimung erfolgt bei einer Temperatur ab 4-5 °C.

Am besten baut man Linsen nach Getreide, in unkrautwüchsigen Lagen nach Hackfrucht (v.a. Kartoffel) an. Aufgrund der mangelnden Selbstverträglichkeit, also der Empfindlichkeit gegenüber Fruchtfolgekrankheiten, wenn im Folgejahr wieder Linsen angebaut werden, muss eine Anbaupause von 4 bis 6 Jahren eingehalten werden. Nach der Linse wird üblicherweise Getreide angebaut.

Da die Linse unregelmäßig, von unten nach oben, abreift, ist es schwierig, den richtigen Erntezeitpunkt zu wählen. Die Ernte erfolgt mit dem Mähdrescher sobald die unteren Hülsen braun und die Körner hart sind. Das Kraut ist dabei meist noch grün.

Problem Nanoviren

Nanoviren, wie das Pea necrotic yellow dwarf virus (PNYDV), befallen Leguminosen (Hülsenfrüchtler), wie Erbsen, Ackerbohnen, Wicken, Linsen und Kichererbsen. Sie werden durch Blattläuse, hauptsächlich der Grünen Erbsenblattlaus und der Schwarzen Bohnenblattlaus, übertragen. Kommt es zu einer in der Pflanzenentwicklung frühen Infektion, kann es zu enormen Ertragseinbußen bis hin zu Totalausfällen kommen. In Forschungsprojekten konnten wir zeigen, dass das PNYDV flächendeckend in Österreich vorkommt.

Aktualisiert: 01.12.2023