Tierseuchenradar – September 2022
Im österreichischen Tierseuchenradar werden Informationen zur internationalen Lage und Ausbreitung der bedeutendsten Tierseuchen und Tierkrankheiten, die für Österreich relevant sind, bewertet und zusammengestellt. Dadurch können mögliche Risiken für Österreich früh erkannt und kommuniziert werden. Der Tierseuchenradar erscheint monatlich.
Für Deutschland und die Schweiz stehen mit dem Radar Bulletin entsprechend länderspezifische Beurteilungen der Tierseuchen-Risiken monatlich zur Verfügung.
Im folgenden Tierseuchenradar stellt ein "Ausbruch" einen im Animal Disease Information System (ADIS) gemeldeten Nachweis einer Tierseuche dar (Betriebe bei gehaltenen Tieren; Fundorte bei Wildtieren). Von einem Ausbruch betroffene Einzeltiere werden als "Fall" bezeichnet. Ein "Seuchengeschehen" stellt alle Ausbrüche dar, die in einem konkreten Zusammenhang stehen.
Die Datenabfrage erfolgt im ADIS zum angegebenen Stichtag. Nachmeldungen von Ausbrüchen nach dem Stichtag der Abfrage werden nicht dargestellt. Daraus können sich Unterschiede in den Ausbruchszahlen zu früheren Ausgaben des Tierseuchenradars ergeben.
Gesichtete Quellen: ADIS
Definition der Ampelfarben:
Rot-Schwarz: Die Tierseuche/Tierkrankheit tritt in Österreich auf. Spezifische Kontroll- und Bekämpfungsmaßnahmen werden getroffen. | |
Rot: Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist hoch. Es werden konkrete Maßnahmen zum Schutz österreichischer Tierbestände getroffen. | |
Orange: Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist mittel. Erhöhte Aufmerksamkeit ist angezeigt. | |
Grün: Das Risiko, dass die Tierseuche/Tierkrankheit in Österreich auftritt ist gering und die Situation unauffällig. |
Neue Meldungen | Jul. | Aug. | Sep. | |
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ASP | Afrikanische Schweinepest: Im September 2022 wurden in Europa 48 Ausbrüche bei Hausschweinen und 282 bei Wildschweinen gemeldet. Im Vergleich zum Vormonat ist die Anzahl der ASP-Ausbrüche sowohl bei Hausschweinen als auch bei Wildschweinen gesunken. Die Situation in den Nachbarländern bleibt für Österreich besorgniserregend, da Ungarn, die Slowakei, Deutschland und Italien im September Ausbrüche von ASP bei Wildschweinen gemeldet haben. Aufgrund der geringen Entfernung zur österreichischen Staatsgrenze und den zuletzt beobachteten großen Ausbreitungssprüngen (Italien, Deutschland) wird das Risiko für Österreich als hoch eingestuft. | |||
HPAI |
Hochpathogene aviäre Influenza: Im September 2022 wurden in Europa
253 Ausbrüche von HPAI A(H5) aus 12 Ländern gemeldet. Ausbrüche gab
es bei Geflügel in Deutschland, den Niederlanden,
Frankreich, Belgien, Spanien, Portugal, Polen und Italien. Ausbrüche
bei Nicht-Geflügel in Deutschland, Frankreich, den
Niederlanden, Belgien, Spanien, Irland, Norwegen, Dänemark,
Finnland, Portugal und Italien. Im September wurde kein Ausbruch von HPAI in Österreich gemeldet. Das Risiko eines Eintrages in Geflügelhaltungen und Nicht-Geflügel-Populationen wird als mittel eingestuft. |
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RABIES | Tollwut: Ausbrüche waren in Rumänien, der Türkei, Moldawien und neu auch in Ungarn zu verzeichnen. Für Heimtiere, die mit Flüchtlingen aus der Ukraine in die EU kommen, gelten weiterhin erleichterte Einreisebedingungen. Österreich ist seit 2008 anerkannt frei von terrestrischer Tollwut. Das Risiko eines Neueintrags des Tollwutvirus wird weiterhin als gering eingestuft. | |||
BT | Blauzungenkrankheit: Im September gab es einen BT-Ausbruch in Portugal. Im Vormonat August wurden aus Portugal keine Ausbrüche gemeldet, nachdem im Juli 6 Ausbrüche in das ADIS eingemeldet wurden. Der Beginn der vektorfreien Zeit für Österreich wurde mit 01.12.2021 festgelegt und endete bereits am 30.04.2022. Das Risiko für Österreich wird weiterhin als gering eingestuft. | |||
WNF | West Nil Fieber: Im September wurden 104 WNF-Ausbrüche in Europa gemeldet (Vormonat 121 Ausbrüche). Betroffen waren Pferde (32 Ausbrüche) und Vögel (72 Ausbrüche). In Österreich wurde das West Nil Virus (WNV) bei einem Pferd im Bezirk Korneuburg (Niederösterreich) nachgewiesen. | – |
Situation
Situation in Österreich
Österreich ist bisher von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) verschont geblieben, allerdings kommt sie seit 2018 in einigen direkten Nachbarländern wie Ungarn, der Slowakei, Deutschland und Italien vor.
Situation in Europa
Im September 2022 wurden in Europa 48 Ausbrüche bei Hausschweinen und 282 bei Wildschweinen gemeldet. Im Vergleich zum August ist die Anzahl der ASP-Ausbrüche sowohl bei Hausschweinen als auch bei Wildschweinen gesunken (im Vormonat 74 bzw. 375 Ausbrüche, siehe Tabelle und Abbildung ASP-Karte).
Hausschweine
Im September 2022 (Stichtag: 03.10.2022) gab es 25 Ausbrüche bei Hausschweinen in Rumänien, 15 in Serbien und 4 in Nordmazedonien. In Polen, Litauen, Moldawien und Italien (auf Sardinien) wurde jeweils 1 Ausbruch gemeldet (siehe Tabelle ASP-Ausbrüche).
Alle ASP-Ausbrüche bei Hausschweinen ereigneten sich in Kleinhaltungen.
Wildschweine
Im September 2022 (Stichtag: 03.10.2022) meldeten 10 Länder, von denen 4 an Österreich grenzen, Ausbrüche von ASP bei Wildschweinen. Die meisten Ausbrüche wurden in Lettland (95) gemeldet, gefolgt von Polen (79) und Deutschland (46). Die Slowakei meldete 12, Ungarn 11 und Italien 2 Ausbrüche (zur räumlichen Verteilung siehe Detaildarstellung in Abbildung ASP-Karte).
Zu den weiteren Nachweisen in Europa siehe Tabelle ASP-Ausbrüche.HS | WS | HS | WS | HS | WS | |
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Lettland | 3 | 135 | 3 | 100 | 0 | 95 |
Deutschland | 2 | 162 | 0 | 64 | 0 | 46 |
Polen | 8 | 64 | 0 | 90 | 1 | 79 |
Rumänien | 11 | 12 | 31 | 12 | 25 | 15 |
Slowakei | 3 | 51 | 0 | 29 | 0 | 12 |
Litauen | 3 | 20 | 11 | 32 | 1 | 19 |
Ungarn | 0 | 34 | 0 | 29 | 0 | 11 |
Serbien | 17 | 10 | 9 | 1 | 15 | 2 |
Italien (ohne Sardinien) | 0 | 21 | 0 | 11 | 0 | 2 |
Nordmazedonien | 2 | 1 | 16 | 0 | 4 | 0 |
Estland | 0 | 2 | 0 | 6 | 0 | 1 |
Moldawien | 2 | 0 | 3 | 1 | 1 | 0 |
Bulgarien | 0 | 2 | 0 | 0 | 0 | 0 |
Ukraine | 1 | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 |
Sardinien | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 |
GESAMT | 52 | 514 | 74 | 375 | 48 | 282 |
Folgen für Österreich
Für Österreich bleibt das Risiko einer Einschleppung von ASP hoch. Es wird eindringlich vor dem Mitbringen von Schweine- oder Wildschweinefleisch und anderen von diesen Tieren stammenden Produkten aus betroffenen Gebieten gewarnt. Das ASP-Virus ist extrem lange in der Umwelt überlebensfähig, vor allem in Blut, Fleischprodukten und Kadavern.
In Österreich müssen seit Ende 2019 zum Zweck der Früherkennung alle tot aufgefundenen Wildschweine gemeldet und von der AGES auf das ASP-Virus untersucht werden. Daneben erfolgt auch eine Untersuchung von Aborten sowie von klinisch oder pathologisch auffälligen Hauschweinen und von Organproben aus dem ASP- und KSP-Stichprobenplan.
Tierhalter können die “ASP-Risikoampel” oder den online Fragebogen “Biocheck” verwenden, um die Biosicherheit ihrer Betriebe kostenlos und anonym zu überprüfen und zu verbessern.
Im seit 21. April 2021 geltenden Tiergesundheitsrecht (Verordnung (EU) 2016/429) und den in Abhängigkeit davon geltenden zusätzlichen Rechtsakten der Europäischen Kommission, im Besonderen der Delegierten Verordnung (EU) 2020/687, der Durchführungsverordnung (EU) 2021/605 (zuletzt geändert durch die Durchführungsverordnung (EU) 2022/1911) und der ASP-Verordnung 2005 sind Zuständigkeiten und Maßnahmen zur Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest in allen Mitgliedstaaten und damit in Österreich festgelegt. Im Anhang Teil I bis III der Durchführungsverordnung (EU) 2022/1911 sind die geltenden Gebiete (Sperrzonen I, II und III) mit erhöhtem Risiko einer Ausbreitung der Seuche ASP aufgeführt.Kommentar
Wie schon im Vorjahr beobachtet wurde, scheint generell die Anzahl der ASP-Ausbrüche bei Hausschweinen in Europa in den Sommermonaten, ab Juli/August, anzusteigen und in den kalten Monaten zu sinken. Im Gegensatz dazu steigt die Anzahl der gemeldeten Ausbrüche beim Wildschwein in den kälteren Wintermonaten (für einen Vergleich siehe Abbildung ASP-Verlauf im Bericht von März 2022).
Für Österreich bleibt der indirekte Eintrag von ASP durch den Menschen aus von ASP betroffenen Ländern das vordergründige Risiko.
Im September betrug die kürzeste Distanz eines bestätigten ASP-Ausbruchs zur österreichischen Staatsgrenze 132 km, welcher in Ungarn auftrat (siehe Abbildung ASP-Distanz).
Quellen
ADIS, BLV, FLI, PROMEDSituation
Situation in Österreich
Im September 2022 wurde kein Ausbruch von HPAI in Österreich in das ADIS gemeldet. Erstmals seit dem Jahr 2016 wurde in Österreich Anfang Februar 2021 das hochpathogene Aviäre Influenzavirus HPAI (H5) bei Nicht-Geflügel nachgewiesen. 2022 erfolgten bis Anfang Mai Ausbruchsmeldungen aus Österreich. Eine Übersicht über die betroffenen Bezirke, Tierarten und Anzahl finden Sie hier.
Situation in Europa
Im September 2022 wurden in Europa 43 Ausbrüche von HPAI A(H5N*) bei Geflügel und 210 Ausbrüche bei Nicht-Geflügel gemeldet (Stichtag: 03.10.2022). Die Gesamtzahl von 253 gemeldeten Ausbrüchen hat sich im Vergleich zum Vormonat (219 Ausbrüche) erhöht. Nachdem in den vergangenen Sommermonaten fast ausschließlich Nicht-Geflügel betroffen war, steigt im September die Zahl der betroffenen Geflügelbetriebe weiter an (siehe Abbildung HPAI-Verlauf). Im Berichtszeitraum wurden in 12 Ländern HPAI A(H5) Ausbrüche bei Geflügel oder Nicht-Geflügel nachgewiesen (Vormonat 13 Länder). Zum Stichtag gingen im ADIS Meldungen aus Polen und Italien ein, nachdem im August dort keine Ausbrüche auftraten. Wie im Vormonat meldeten weiterhin Deutschland, Frankreich, Niederlande, Belgien, Spanien, Irland, Norwegen, Dänemark, Finnland und Portugal Ausbrüche von HPAI. Keine Nachweise von HPAIV mehr wurden aus Schweden, Island und Moldawien gemeldet (siehe Tabelle HPAI-Ausbrüche).
Mit Deutschland und Italien erfolgten im August somit in zwei Nachbarländern Österreichs Ausbruchsmeldungen bei Geflügel und Nicht-Geflügel. Insgesamt befindet sich der Schwerpunkt des Seuchengeschehens weiter an den Küstengebieten der Nord- und Ostsee sowie des Atlantiks (siehe Abbildung HPAI-Karte).
Einen umfassenden Überblick der European Food Safety Authority (EFSA) über den aktuellen Seuchenzug und den Vergleich zu vorherigen Jahren finden Sie hier.
Geflügel
Im September steigt die Zahl der europaweit in das ADIS gemeldeten Ausbrüche von HPAI A(H5N*) bei Geflügel von 21 Ausbrüchen im Vormonat auf 43 Ausbrüche im September deutlich an. Mit Deutschland (13 Ausbrüche), Frankreich (12 Ausbrüche), Niederlande (9 Ausbrüche), Belgien (3 Ausbrüche), Spanien (2 Ausbrüche), Portugal (1 Ausbruch), Polen (1 Ausbruch) und Italien (1 Ausbruch) meldeten 8 Länder HPAI-Ausbrüche im Berichtszeitraum (siehe Tabelle HPAI-Ausbrüche).
Im September liegt der Schwerpunkt des Seuchengeschehens bei Geflügel in den Küstengebieten im Norden und Westen Europas (siehe Abbildung HPAI-Karte). Vereinzelt sind jedoch auch Geflügelhaltungen im Süden und Osten Europas betroffen.
Mit einer Entfernung von 114 km trat der HPAI A(H5N1) Ausbruch bei Geflügel in Italien mit der geringsten Distanz zur österreichischen Staatsgrenze auf (siehe Abbildung HPAI-Distanz).
Nicht-Geflügel
Die Anzahl der HPAI-Meldungen bei Nicht-Geflügel ist im September in Europa mit 210 Ausbrüchen im Vergleich zum Vormonat (198 Ausbrüche) gestiegen. Die im Beobachtungszeitraum festgestellten Ausbrüche bei Nicht-Geflügel sind weiterhin mehrheitlich in Küstengebieten im Norden und Westen Europas lokalisiert, treten jedoch auch vereinzelt in anderen Regionen Europas auf (siehe Abbildung HPAI-Karte). Die Zahl der betroffenen Länder sinkt mit 11 im Vergleich zum Vormonat (12 Länder). Wie im Vormonat meldeten weiterhin Frankreich (55 Ausbrüche), Niederlande (57 Ausbrüche), Deutschland (7 Ausbrüche), Belgien (25 Ausbrüche), Spanien (27 Ausbrüche), Irland (26 Ausbrüche), Norwegen (3 Ausbrüche), Dänemark (4 Ausbrüche), Finnland (2 Ausbrüche) und Portugal (3 Ausbrüche) positive Nachweise von HPAI A(H5N*) bei Nicht-Geflügel. Im Gegensatz zum Vormonat wurden aus Schweden und Island keine Ausbrüche gemeldet (siehe Tabelle HPAI-Ausbrüche). Italien (1 Ausbruch) meldete im September einen HPAI (H5)-Nachweis, nachdem im Vormonat keine Meldungen in das ADIS erfolgten.
Der österreichischen Staatsgrenze naheliegende Ausbrüche von HPAI A(H5N1) bei Nicht-Geflügel traten im September in Italien in einer Entfernung von 242 km zur österreichischen Staatsgrenze auf (siehe Abbildung HPAI-Distanz).GE | NG | GE | NG | GE | NG | |
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Frankreich | 2 | 67 | 4 | 70 | 12 | 55 |
Niederlande | 3 | 40 | 5 | 44 | 9 | 57 |
Deutschland | 5 | 99 | 6 | 25 | 13 | 7 |
Belgien | 0 | 10 | 0 | 10 | 3 | 25 |
Spanien | 0 | 2 | 3 | 10 | 2 | 27 |
Irland | 0 | 2 | 0 | 11 | 0 | 26 |
Schweden | 0 | 15 | 0 | 12 | 0 | 0 |
Norwegen | 0 | 16 | 0 | 6 | 0 | 3 |
Dänemark | 0 | 13 | 0 | 2 | 0 | 4 |
Finnland | 0 | 6 | 0 | 3 | 0 | 2 |
Portugal | 0 | 1 | 1 | 3 | 2 | 3 |
Polen | 4 | 1 | 0 | 0 | 1 | 0 |
Island | 0 | 3 | 0 | 2 | 0 | 0 |
Italien | 0 | 0 | 0 | 0 | 1 | 1 |
Moldawien | 0 | 0 | 2 | 0 | 0 | 0 |
Litauen | 0 | 1 | 0 | 0 | 0 | 0 |
GESAMT | 14 | 276 | 21 | 198 | 43 | 210 |
Folgen für Österreich
In der aktuellen HPAI-Saison 2021/2022 bleiben die ausgewiesenen Gebiete mit erhöhtem Geflügelpestrisiko (Risikogebiete) erstmals auch in den Sommermonaten bestehen. Maßnahmen zur Erhöhung der Biosicherheit sind somit weiterhin in diesen Gebieten verpflichtend umzusetzen. Hierdurch wird dem anhaltenden Risiko einer Übertragung durch HPAIV-positives Nicht-Geflügel auf landwirtschaftliche Geflügelbestände Rechnung getragen und der Aufforderung der EU an die Mitgliedstaaten, die Biosicherheitsmaßnahmen in Geflügelbetrieben zu erhöhen, entsprochen. Die Warnung der EU vor dem anhaltenden Risiko eines Eintrags von HPAIV in Geflügelbestände durch Nicht-Geflügel wird durch die Risikobewertung der nationalen Expert:innen der AGES vom 02. Juni 2022 unterstützt.
Die seit November 2021 geltende Stallpflicht für Betriebe mit mehr als 350 Tieren in den Risikogebieten wurde bereits mit 16. März 2022 durch die 2. Novelle 2022 der Geflügelpest-Verordnung aus 2007 aufgehoben. Die Geflügelpest-Verordnung in der aktuellen Fassung, sowie die Liste der Gebiete mit erhöhtem Geflügelpest-Risiko (siehe Anlage 1) finden Sie hier. Eine Karte mit den Risikogebieten finden Sie hier.
Mit dem Durchführungsbeschluss (EU) 2021/641 der Kommission vom 16. April 2021, betreffend Sofortmaßnahmen im Zusammenhang mit Ausbrüchen der hochpathogenen aviären Influenza in bestimmten Mitgliedstaaten (zuletzt geändert durch Durchführungsbeschluss (EU) 2022/1200) werden die Schutz- und Überwachungszonen auf Unionsebene ausgewiesen. Diese sind nach dem Ausbruch der hochpathogenen aviären Influenza bei Geflügel oder in Gefangenschaft gehaltenen Vögeln gemäß Artikel 21 der Delegierten Verordnung (EU) 2020/687 einzurichten.
In Geflügelbeständen, bei Zoohaltungen und Hobbyhaltungen sollten auch außerhalb der Risikogebiete Biosicherheits- und Hygienemaßnahmen weiterhin mit äußerster Sorgfalt umgesetzt werden. Jeglicher direkte oder indirekte Kontakt zu Wildvögeln stellt ein potentielles Risiko einer Übertragung dar und sollte konsequent verhindert werden. Mit der “AI-Risikoampel” oder dem Online-Fragebogen “Biocheck” stehen kostenlose und anonyme Möglichkeiten zur Überprüfung des Status der Biosicherheit zur Verfügung.
Aufgrund der positiven Nachweise von HPAI A(H5N1) bei Nicht-Geflügel in Österreich in den vergangenen Monaten und der aktuellen Ausbrüche von HPAI A(H5N1) bei Wildvögeln in Europa kann derzeit eine anhaltende Zirkulation von HPAI A(H5N1) Viren in Wildvögeln in Österreich nicht ausgeschlossen werden. Die steigende Zahl der Ausbrüche in Geflügelbeständen in Europa verdeutlichen das weiterhin bestehende Risiko einer Übertragung auf Geflügel. Das Risiko für HPAI-Ausbrüche bei Geflügel und Nicht-Geflügel in Österreich wird als mittel eingestuft.
Kommentar
Die EFSA (European Food Safety Authority), das ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control) und das EURL (European Reference Laboratory for Avian Influenza and Newcastle Disease) verdeutlichen in ihrem aktuellen Bericht zur Aviären Influenza das Ausmaß des bislang schwersten HPAI-Seuchenzuges in Europa. Zwischen dem 11. Juni und 9. September 2022 meldeten 16 europäische Länder insgesamt 56 Ausbrüche bei Geflügel, 22 Ausbrüche bei in Gefangenschaft gehaltenen Vögeln und 710 Ausbrüche bei Wildvögeln. Im Vergleich zum selben Zeitraum im Jahr 2021 ist die Zahl der Ausbrüche um ein Fünffaches höher. Seit Beginn der HPAI-Saison 2021/2022 wurden bereits 47,7 Millionen Tiere in den betroffenen Geflügelbetrieben gekeult. Die Anzahl der verendeten Wildvögel ist nur schwer abschätzbar, teilweise umfassten einzelne Ausbrüche jedoch tausende Tiere. In den zurückliegenden Sommermonaten waren besonders Brutkolonien von Seevögeln stark von HPAI betroffen, wodurch auch für Geflügelhaltungen, Hobbyhaltungen und andere Wildvögel in diesen Regionen ein anhaltend hohes Risiko einer Infektion mit HPAI Viren bestand.
Wie in den HPAI-Seuchenzügen der vergangenen Jahre entspannte sich mit Beginn der Sommermonate die Situation in Europa deutlich. Gänzlich zum Erliegen kommt das Seuchengeschehen jedoch seit Oktober 2020 nicht. Der aktuelle Seuchenzug unterscheidet sich damit von denen der vorherigen Jahre. HPAI Virus persistierte durchgehend auch in den Sommermonaten in Wildvogelbeständen in Europa und es kam zu Ausbrüchen in Geflügelbeständen. Daher kann eine anhaltende Zirkulation von HPAI auch in heimischen Wildvogelbeständen nicht ausgeschlossen werden und mit einer anhaltenden Gefahr eines Viruseintrages in österreichische Geflügelbestände ist weiterhin zu rechnen. Mit dem bevorstehenden Herbstzug der Zugvögel, einsetzenden Kälteperioden und dem Beginn der HPAI-Saison 2022/2023 ist entsprechend der Erfahrungen aus den vergangenen Jahren mit einem deutlichen Anstieg der Ausbruchszahlen zu rechnen. Geflügel- und Hobbyhalter sollten den direkten oder indirekten Kontakt ihrer Tiere zu Wildvögeln verhindern und für ein steigendes HPAI-Risiko sensibilisiert werden.
Die rasante Entstehung von Clustern bei Geflügelhaltungen in Frankreich und Ungarn verdeutlicht die Notwendigkeit einer fortgesetzten strikten Einhaltung von Biosicherheits- und Hygienemaßnahmen in Geflügelhaltungen. Laut EFSA, ECDC und EURL sind 86% der Ausbrüche im Zeitraum vom 16. März bis 10. Juni 2022 auf Übertragungen zwischen Geflügelbetrieben zurückzuführen. Neben der Gefahr durch Wildvögel gilt es daher geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um im Falle eines Eintrages in Geflügelbetriebe Sekundarausbrüche durch Betriebskontakte zu verhindern.
Informationsmaterialien und die Kommunikation der aktuellen Situation sollten bestmöglich eingesetzt werden, damit Tierhalter ihre Tiere effektiv schützen können. Beispiele für Informationsmaterial finden Sie für private Geflügelhaltungen hier und für Geflügelbetriebe hier.
Die EFSA bewertet die korrekte Umsetzung umfangreicher Biosicherheitsmaßnahmen als entscheidend um den Eintrag von Aviärer Influenza in Geflügelbestände zu verhindern. Gleichfalls weist die EFSA darauf hin, dass in Frankreich auch Geflügelbetriebe mit einem hohen Biosicherheitsstandard betroffen waren. Weitere Maßnahmen, wie ein Überwachungsprogramm und Strategien zur Früherkennung von Ausbrüchen sind daher notwendig und werden in Österreich bereits umgesetzt.
Tot aufgefundene Wildwasservögel und Greifvögel müssen unmittelbar der Bezirksverwaltungsbehörde gemeldet und untersucht werden, damit Viruseinträge frühzeitig erkannt und dementsprechende Maßnahmen getroffen werden können. Wichtig sind Informationen an Tierhalterinnen/Tierhalter und Tierärztinnen/Tierärzte über die frühzeitige Erkennung und korrekte Vorgehensweise im Verdachts- und im Seuchenfall.
In den Sommermonaten 2022 wurde bei weiteren Säugetieren HPAI (A)H5N1 nachgewiesen. Betroffen waren zwei Rotfüchse in Belgien und Norwegen sowie ein Schweinswal in Schweden. Auch aus Nordamerika wurde über Nachweise von HPAI A(H5N1) bei Seehunden und erstmals auch bei einem Schwarzbären und einem Delfin berichtet. Bislang stellen Infektionen von Säugetieren und Menschen mit HPAI (A)H5N1 Einzelfälle dar, Personen mit Kontakt zu infizierten Tieren oder deren Haltungsbereichen sollten dennoch hohen Wert auf eine entsprechende Schutzausrüstung und Hygienemaßnahmen legen.
Quellen
Im Berichtzeitraum (Stichtag: 03.10.2022) wurden in Europa 5 RABIES-Ausbrüche (Vormonat: 10 Ausbrüche) verzeichnet. In Ungarn wurde die Tollwut bei einem Fuchs im Grenzgebiet mit Rumänien und der Ukraine bestätigt. In Rumänien und der Ukraine tritt die silvatische Tollwut endemisch auf. Im betroffenen Gebiet in Ungarn wird daher seit Jahren geimpft. Dies ist die erste Tollwut-Meldung aus Ungarn seit 2017. Ungarn hatte im Dezember 2021 bei der Welttiergesundheitsorganisation eine Selbstdeklaration zur Tollwut-Freiheit eingereicht (WOAH). Rumänien meldete einen Tollwutfall bei einem Rind. In Moldawien waren zwei Hunde und ein Fuchs betroffen (für einen Überblick über die letzten drei Monate siehe Tabelle RABIES-Ausbrüche).Jul | Aug | Sep | |
---|---|---|---|
Türkei | 18 | 5 | 0 |
Moldawien | 1 | 1 | 3 |
Rumänien | 0 | 3 | 1 |
Polen | 1 | 1 | 0 |
Ungarn | 0 | 0 | 1 |
GESAMT | 20 | 10 | 5 |
Kommentar
Eines der größten Risiken der Wiedereinschleppung von Tollwut in eine tollwutfreie Population ist der Transport von nicht geimpften Tieren aus Ländern mit endemischer Tollwut. Die Überwachungsmaßnahmen sollten darauf abzielen, die illegale Einfuhr von tollwütigen oder nicht geimpften Welpen zu bekämpfen.
Informationen zu den kriegsbedingt erleichterten Reiseverkehrsregelungen für Flüchtlinge aus der Ukraine in Begleitung von Heimtieren finden Sie hier.
Österreich wurde 2008 für frei von terrestrischer Tollwut erklärt. Der letzte Ausbruch mit einem Feldvirus wurde 2002 detektiert. Weitere Informationen über Tollwut finden Sie hier.
Quellen
ADIS, KVG,Im Berichtszeitraum (Stichtag: 03.10.2022) wurde 1 BT-Ausbruch (Ziege) aus Portugal gemeldet (BTV Serotyp 4). Nach einem Zeitraum von 7 Monaten ohne BT-Ausbrüche in Europa erfolgten im Juli aus Portugal wieder Ausbruchsmeldungen der Blauzungenkrankheit bei Schafen und Ziegen. Die betroffenen Regionen gelten nicht weiter als „seuchenfrei“ und eine Impfpflicht für Schafe wurde beschlossen. Weitere Informationen finden Sie hier.
Weitere Informationen der EU, einen Rückblick auf die Zonen mit dem entsprechenden Seuchenstatus und die zirkulierenden Serotypen als Karte und Tabelle finden Sie hier.
In den Jahren 2008 und 2009 traten die ersten BT-Ausbrüche (Serotyp 8) in Österreich auf. Im Zuge eines Seuchenzuges in Südosteuropa wurde 2015 und 2016 auch BTV Serotyp 4 in Österreich nachgewiesen. Seit 2017 wurde bundesweit kein weiterer BT-Ausbruch mehr festgestellt und 2018 wurden sämtliche BTV-4 Restriktionszonen aufgehoben. Mit 01.12.2021 begann in Österreich die vektorfreie Zeit und endete am 30.04.2022. Weitere Informationen über die Blauzungenkrankheit finden Sie hier. Informationen der EU zu den Bekämpfungsmaßnahmen im Rahmen des neuen Tierseuchenrechts finden Sie hier.
Jul | Aug | Sep | |
---|---|---|---|
Portugal | 6 | 0 | 1 |
GESAMT | 6 | 0 | 1 |
Im Berichtszeitraum (Stichtag: 03.10.2022) wurden mit 104 Ausbrüchen weniger WNF-Ausbrüche in das ADIS eingemeldet als im Vormonat August (121 Ausbrüche) (siehe Tabelle WNF-Ausbrüche).
Betroffen waren Pferde, hauptsächlich in nördlichen Regionen Italiens (13 Ausbrüche) und im Norden und Osten Deutschlands (8 Ausbrüche). Spanien, Griechenland und Kroatien meldeten jeweils 3 WNF-Ausbrüche bei Pferden. Ein Ausbruch wurde aus Frankreich in das ADIS eingemeldet. In Österreich wurden ebenfalls bei einem Pferd mit klinischen Symptomen und anschließender Genesung im Bezirk Korneuburg/Niederösterreich WNV-spezifische Antikörper nachgewiesen.
47 Meldungen von WNF-Ausbrüchen bei Vögeln erfolgten aus Italien, nachdem im Vormonat 75 Nachweise von WNV gemeldet wurden. In Italien liegt der Schwerpunkt des Infektionsgeschehens weiterhin in den nördlichen Regionen, verstärkt aber auch auf Sardinien und vereinzelt treten erste Ausbrüche auch im Süden Italiens auf. Deutschland meldete 21 Ausbrüche in Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Spanien meldete im September 3 WNV-Ausbrüche bei Vögeln. Ungarn meldete einen Ausbruch bei Vögeln in einer Entfernung von 43 km zur österreichischen Staatsgrenze. Aus Österreich erfolgte im September keine WNF-Meldung bei Vögeln, nachdem in Vormonat bei einem verendet aufgefundenen Kaiseradler im Burgenland WNV Lineage 2 nachgewiesen wurde.
Bei WNF handelt es sich um eine Zoonose, die durch den Stich infizierter Gelsen übertragen wird. Der saisonale Anstieg der WNF-Ausbrüche in den Sommermonaten ist eine Folge der Zunahme von Stechmücken. Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) geht von einer Übertragungssaison von Juni bis November aus. Mit dem Gelsen-Monitoring der AGES werden an definierten Standorten in Österreich Stechmücken gesammelt, klassifiziert und auf das WNV untersucht. Seit dem ersten Nachweis einer WNV-Infektion in Österreich bei Greifvögeln 2008 wird bei Wildvögeln ein Überwachungsprogramm durchgeführt. Ebenfalls seit 2008 untersucht die AGES bei entsprechenden pathomorphologischen Hinweisen auch andere Tierarten auf WNV. Nachweise bei Pferden erfolgten erstmals 2016, wobei Pferde ebenso wie Menschen für das Virus Endwirte darstellen, von ihnen geht keine weitere Infektionsgefahr aus. Ein serologisches Überwachungsprogramm bei Pferden wurde 2011 gestartet. Für Pferde stehen mehrere zugelassene Impfstoffe gegen WNV zur Verfügung. Weitere Informationen zur Vorbeugung einer Infektion finden Sie auf der Homepage der AGES. Einen wöchentlichen Überblick des ECDC über die gemeldeten WNF-Ausbrüche bei Pferden, Vögeln und Fälle/Infektionen beim Menschen finden Sie hier.VO | EQ | VO | EQ | VO | EQ | |
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Italien | 18 | 5 | 75 | 19 | 47 | 13 |
Deutschland | 2 | 1 | 18 | 1 | 21 | 8 |
Spanien | 0 | 0 | 1 | 1 | 3 | 3 |
Griechenland | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 | 3 |
Kroatien | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 | 3 |
Ungarn | 0 | 0 | 0 | 2 | 1 | 0 |
Frankreich | 0 | 0 | 0 | 1 | 0 | 1 |
Österreich | 0 | 0 | 1 | 0 | 0 | 1 |
GESAMT | 20 | 6 | 95 | 26 | 72 | 32 |
Aktualisiert: 08.09.2023