Maikäfer/Engerlinge

Melolontha spp.

Steckbrief

Maikäfer sind nur in bestimmten Gebieten Österreichs verbreitet. Markant ist das typische massenhafte Auftreten der Käfer in starken Flugjahren. Maikäfer fressen Blätter von Bäumen und Sträuchern. Die Larven fressen unterirdisch an den Wurzeln ihrer Wirtspflanzen. 

Aussehen

Die Käfer werden ungefähr 30 mm lang und zeigen verschiedene Farbvarianten. Während die Mehrzahl einen dunklen Kopf, ein dunkles Halsschild und kastanienbraune Flügeldecken zeigt, kommen daneben auch ganz dunkle, völlig rotbraune sowie hell gefärbte Exemplare vor.

Die Larven der Maikäfer (Engerlinge) besitzen eine dunkle Kopfkapsel und gegliederte Beine. Sie zeichnen sich durch ihr U-förmig nach vorne gebogenes Hinterende aus.

Biologie

Maikäfer gehören zur Familie der Blatthornkäfer (Scarabaeidae), zu der auch der Rosenkäfer, Mistkäfer oder Nashornkäfer zählen. In Mitteleuropa kommen drei verschiedene Maikäferarten vor: der häufigere Feldmaikäfer (Melolontha melolontha), der seltenere Waldmaikäfer (Melolontha hippocastani) sowie der nur sporadisch auftretende Melolontha pectoralis. Alle drei Arten sehen einander sehr ähnlich und ihre Verbreitungsgebiete überschneiden sich teilweise, so dass sie hier gemeinsam behandelt werden. Der Waldmaikäfer kommt ebenfalls in Skandinavien und Sibirien vor, während der Feldmaikäfer seinen Verbreitungsschwerpunkt in Zentraleuropa hat.

Engerlinge sind die charakteristische Larvenform für die ganze Gruppe der Blatthornkäfer sowie der Hirschkäferverwandten. Andere häufige als „Engerling“ bezeichnete Larven sind die des Junikäfers (Amphimallon solstitiale), die besonders im Rasen schädlich werden, sowie die in Komposthaufen lebenden Engerlinge von Rosenkäfern (Cetoniinae), die aber meist nicht schädlich sind. In vermodernden Baumstämmen hingegen sind die besonders großen Engerlinge von Hirschkäfern (Lucanus cervus) und Nashornkäfern (Oryctes nasicornis) zu finden. Die zuletzt genannten Formen stellen keine Schädlinge dar bzw. stehen sogar unter Naturschutz und sind unbedingt zu schonen.

Massenhaftes Auftreten

Die auffälligste Eigenheit der Maikäfer ist ihr jährliches massenhaftes Auftreten. In dessen Verlauf können Waldbäume, Rebstöcke, Obst- oder Ziergehölze völlig kahlgefressen werden. Auffällig ist das Schwärmen während der Abendstunden an Waldrändern oder markanten Einzelbäumen. Hier führen die Käfer einen Reifungsfraß durch und verpaaren sich. Nach der Paarung kehren die begatteten Weibchen wieder zu der Stelle zurück, an der sie ihr Larvenleben verbracht hatten, um hier ihre Eier abzulegen. Dazu müssen sie sich zunächst in den Boden bis zu einer Tiefe von etwa 25 cm eingraben.

Entwicklungsdauer

Die Gesamtentwicklung dauert mehrere Jahre und ist stark von den herrschenden Bodentemperaturen abhängig. In kühlen Gebieten dauert die Entwicklung vier Jahre, in wärmeren Gebieten ist sie bereits nach drei Jahren abgeschlossen. Dies führt dazu, dass je nach Gegend alle drei oder vier Jahre mit starkem Flug zu rechnen ist. Dieses Überwiegen bestimmter Flugjahre ist gebietsweise unterschiedlich. 

Eiablage und Schlüpfen der Larven

Die Maikäferweibchen legen etwa 30 cremefarbene Eier ab, welche ungefähr 3 mm groß sind. Die bei der Eiablage erreichte Bodentiefe hängt stark von der Bodenstruktur ab. Käferweibchen kehren nach der Eiablage wieder zu ihren Schwarmbäumen zurück, um sich nochmals zu verpaaren und Eier abzulegen. Nach etwa einem Monat schlüpfen die Engerlinge.

Die Jungengerlinge leben zunächst von feineren Faserwurzeln. Mit fortschreitender Körpergröße wenden sie sich immer mehr den stärkeren Wurzeln ihrer Wirtspflanzen zu. Im Laufe ihres Lebens häuten sie sich mehrmals, sodass drei unterschiedlich große Larvenstadien unterschieden werden können. Schäden hängen, neben anderen Faktoren, auch vom Alter der Käferlarven ab und sind daher vor allem im Jahr nach dem Flug am bedeutsamsten. Abhängig von der Jahreszeit halten sich Engerlinge in unterschiedlichen Bodentiefen auf: während sie in der Vegetationsperiode in seichten Bodenschichten bis 20 cm Tiefe leben, verbringen sie die kalte Jahreszeit bis zu 60 cm tief, um niedrigen Temperaturen auszuweichen. Im Spätsommer vor dem Flugjahr legen die nun bereits 4 cm messenden Altengerlinge eine kleine Höhlung in etwa 40 cm Bodentiefe an, in der sie sich ungestört verpuppen können. Drei Wochen später schlüpft daraus der fertige Käfer, bleibt aber noch im Boden, überwintert hier und begibt sich erst bei Ansteigen der Bodentemperaturen im folgenden Frühjahr an die Oberfläche.

Schadsymptome

Durch erwachsene Maikäfer werden Blätter von Bäumen und Sträuchern in unterschiedlichem Ausmaß abgefressen – dies kann bis zum Kahlfraß reichen. Die Larven fressen unterirdisch an den Wurzeln ihrer Wirtspflanzen. Solche Pflanzen bleiben im Wachstum zurück, es kann auch zum Verwelken und zum Vertrocknen der Pflanze kommen.

Wirtspflanzen

Die erwachsenen Maikäfer fressen an verschiedensten Laubbäumen und Sträuchern wie beispielsweise: Eiche, Ahorn, Buche, Steinobst, Walnuss, Lärche, Wein und Haselnuss.

Die Larven ernähren sich an den Wurzeln verschiedener Obstbäume, Waldbäume, Wein, Kleearten, Hornklee, Löwenzahn und sonstigen Wiesenkräutern und Gräsern.

Verbreitung

Bereits vor rund 100 Jahren wurde in Österreich die erste großräumige Erhebung zum Flug des Maikäfers begonnen. Man versuchte damals den Massenflug vorherzusagen, um rechtzeitig Gegenmaßnahmen setzen zu können. Heute steht darüber hinaus der Zusammenhang mit geänderten Klimabedingungen im Mittelpunkt des Interesses. Auf Grund des regelmäßigen Entwicklungszyklus der Maikäfer kann man recht gut vorhersagen, in welchen Regionen Österreichs mit einem Auftreten von Maikäfern zu rechnen ist.

In geographischen Karten werden jene Gebiete färbig markiert, in denen aufgrund langjähriger Zyklen von Maikäfern mit dem Flug zu rechnen ist. Rote Punkte zeigen tatsächlich beobachteten starken Flug an. Je nach Durchschnittstemperatur brauchen die Maikäfer drei oder vier Jahre, um sich vom Ei zum fertigen Käfer zu entwickeln. Im Gefolge von besonders warmen oder kühlen Jahren kann es aber vorkommen, dass die Käfer gebietsweise ein Jahr früher oder später schlüpfen als vorgesehen. Diese neue Flugperiodik wird dann auch in Zukunft solange beibehalten, bis sich die Klimaverhältnisse erneut ändern. Auf diese Weise bilden Maikäfer einen guten Indikator für Änderungen im Klimageschehen.

Vorbeugung und Bekämpfung

  • Händisches Absammeln der Käfer.
  • Durch Bodenbearbeitung wird ein Teil der Engerlinge vernichtet. Diese Methode ist nur wirksam, solange die Engerlinge noch nicht zur Überwinterung in tieferen Bodenschichten verweilen.
  • Überspannen des Bodens empfindlicher Kulturen mit käfersicheren Netzen, um zu verhindern, dass im Bestand schlüpfende Käfer zu ihren Schwarmplätzen gelangen bzw. begattete Weibchen von dort zurückkehren und hier ihre Eier ablegen.
  • Einarbeiten von Melocont Pilzgerste in den Boden, um die Engerlinge mit dem insektenpathogenen Pilz Beauveria brongniartii zu infizieren. Die Methode ist sehr gut für feuchtere Gebiete, wie Alpentäler geeignet. Das Mittel sollte beginnend im Jahr vor dem Setzen mehrmals angewandt werden.
  • Behandlung der Versammlungsplätze der Maikäfer mit dem Pflanzenschutzmittel NeemAzal-T/S (siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel).

Fachinformation

Meldung von Maikäfersichtungen

Sie sind herzlich eingeladen, uns Ihre eigenen Beobachtungen zum Maikäferflug in unserem Meldeformular mitzuteilen.

Mit dem Ausfüllen des untenstehenden Onlineformulars helfen Sie, die Flugstärke für jede Gegend zu erfassen - das Beobachtungsdatum ist dabei weniger wichtig. Dies ermöglicht es uns, die bestehende Maikäferflugkarte zu verfeinern und etwaige Änderungen zu dokumentieren.



Downloads

Untenstehend finden Sie mehrere Comics der Biologin und Kinderbuchautorin Dr. Michaela Stolz über das Leben von Maikäfern und ihren Engerlingen, die besonders für Kinder gedacht sind.

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Aktualisiert: 10.10.2023