Dickmaulrüssler
Otiorrhynchus sp.
Steckbrief
Die Dickmaulrüssler (Otiorrhynchus sp.) sind eine Käfergattung aus der Familie der Rüsselkäfer (Curculionidae) die an Beerenobst, Weinreben und verschiedenen Zierpflanzen an Wurzeln und oberirdischen Pflanzenteilen schädigen. Häufig vorkommende Arten sind der Gefurchte Dickmaulrüssler (Otiorrhynchus sulcatus F.) und der Erdbeerwurzelrüssler (Otiorrhynchus ovatus L.)
Aussehen
Die erwachsenen Dickmaulrüssler sind 1-1,5 cm große, graubraun bis schwarz gefärbte Käfer mit gelben Flecken auf den Deckflügeln (O. sulcatus) am Rücken, der Längsrillen aufweist. Der Kopf der Dickmaulrüssler ist lange nach vorne ausgezogen und bildet einen breiten, flachgedrückten Rüssel mit wulstartigen Gebilden an den Fühleransatzstellen. Die geknieten, keulenförmigen Fühler setzen an der Kopfmitte an.
Die Eier sind ca. 0,7 mm groß, kugelförmig und bräunlich.
Die ca. 1 cm langen Käferlarven sind fußlos, elfenbeinfarbig, bauchseitig gekrümmt und haben eine braune Kopfkapsel.
Die Puppen des Dickmaulrüsslers sind ebenfalls ca. 1 cm lang und elfenbeinfarbig.
Biologie
Je nach Dickmaulrüsslerart und Temperatur treten die Käfer von Ende April bis Oktober auf und durchlaufen im Freiland üblicherweise einen einjährigen Entwicklungszyklus. Die flugunfähigen Käfer sind nachtaktiv, verstecken sich tagsüber in Ritzen oder Spalten von Pflanzen oder im Boden und ernähren sich von oberirdischen Pflanzenteilen.
Ab Ende Mai legen die Käferweibchen über zwei bis drei Monate hinweg an die Wurzelhälse der Wirtspflanzen in die Erde oder unter Pflanzenreste mehrere hundert Eier ab, aus denen nach ca. 14 Tagen die Larven schlüpfen. Ab Ende August kann man die Junglarven in der Erde des Wurzelbereichs oder in den Rhizomen der befallenen Pflanzen finden.
Die Käferlarven überwintern nach kurzen Fraß im Wurzelbereich und verpuppen sich nach einem Reifungsfraß im nachfolgenden Frühjahr ab Ende März. Nach einer Puppenruhe von drei bis sechs Wochen treten die erwachsenen Käfer auf.
Vom einjährigen Entwicklungszyklus kann es Abweichungen geben, weil im Freiland temperaturabhängig bei manchen Dickmaulrüsslerarten zweijährige Entwicklungszyklen auftreten, oder weil im Gewächshaus oder Wintergarten neben den Larven auch erwachsene Käfer überwintern können. Deshalb können u.U. ganzjährig mehrere Entwicklungsstadien der Dickmaulrüssler gleichzeitig auftreten.
Schadsymptome
Die Käfer verursachen an oberirdischen Pflanzenteilen den typischen, meist unerheblichen, buchtenförmigen Blattrandfraß, jedoch an den Knospen Lochfraß und empfindliche Fraßschäden an Triebspitzen sowie Schälfraß an jungen Trieben.
Der Hauptschaden wird durch die von den Larven verursachten Fraßschäden an den unterirdischen Pflanzenteilen den Wurzeln oder Rhizomen verursacht, die zur Zerstörung der Wurzeln und nachfolgenden Welkeerscheinungen bis hin zum Absterben der befallenen Pflanzen führen.
Wirtspflanzen
Dickmaulrüssler treten an ca. 150 Wirtspflanzenarten auf und befallen u.a. Weinreben, Strauchbeerenobst, Erdbeeren und Zierpflanzen, vor allem verschiedene Containerpflanzen und Baumschulware wie z.B. Eiben (Taxus), Rhododendron, Kirschlorbeer, Liguster und Zwergmispeln (Cotoneaster) sowie im Gewächshaus auch Cyclamen.
Verbreitung
Der Dickmaulrüssler stammt aus Europa und tritt weltweit auf, hauptsächlich aber in Europa und Nordamerika.
Ausbreitung und Übertragung
Die flugunfähigen Käfer können Strecken von durchschnittlich 2-3 m, aber auch bis zu 70 m wandern.
Wirtschaftliche Bedeutung
Der Larvenfraß an den Wurzeln und Rhizomen führt zum Welken und Absterben befallener Pflanzen und kann zu totalem Ertragsverlust und zum Umbruch von Erdbeeranlagen führen sowie in Rebschulen und Jungpflanzenanlagen den gesamten Austrieb vernichten.
Vorbeugung und Bekämpfung
- Es sollte nur befallsfreies Pflanzgut angepflanzt werden (Kontrolle der Wurzelballen auf Larvenstadien bei Baumschulware!).
- Mehrjährige Erdbeerkulturen oder die mehrmalige Auspflanzung von Erdbeerkulturen hintereinander auf derselben Fläche sollten vermieden werden.
- Die Bekämpfung erwachsener Käfer ist wegen des lange andauernden Schlüpfzeitraums aus der Puppe und wegen der versteckten Lebensweise der nachtaktiven Käfer schwierig und meistens nicht effektiv.
- Eine optimale Bekämpfung richtet sich gegen die Larven. Behandlungen sollten bei einem einjährigen Entwicklungszyklus im Freiland im Frühling (Mitte April bis Ende Mai) oder im Herbst (September bis Mitte Oktober), bei stärkerem Befall auch in beiden Zeiträumen erfolgen.
- Für eine biologische Bekämpfung bieten sich insektenpathogene Nematoden (Heterorhabditis sp., Steinernema sp.) oder insektenpathogene Pilze (Metarhizium anisopliae) an (siehe Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel)
- Eine chemische Bekämpfung ist derzeit nur für Topf und Containerpflanzen bei Zierpflanzen zugelassen.
Fachinformation
Publikationen
Blümel, S., Kaserer, H., 1989. Untersuchungen zur Bekämpfung von Otiorrhynchus sulcatus F. an Reben und Zierpflanzen, Mitteilungen Klosterneuburg, 39, 124-129.
Blümel, S., 1989. Kann man "Dickmaulrüßler" erfolgreich kontrollieren? Neue Ernte, 3, 10-11.
Blümel, S., 1989. Herbstbekämpfung des Dickmaulrüßlers an Erdbeeren. Besseres Obst, 34(9), 251-252.
Blümel, S., 1989. Lohnt sich der Einsatz von Heterorhabditis-Nematoden gegen Dickmaulrüßler? Gartenbauwirtschaft, 44(8), 14-15.
Services
Aktualisiert: 04.09.2023