In den letzten Jahrzehnten kommt es zu einem vermehrten Auftreten gebietsfremder Gelsenarten in Europa. Vor allem durch den globalen Gütertransport werden Gelsen passiv in neue Gebiete gebracht, und falls dort passende klimatische Bedingungen vorgefunden werden, können sich in diesen Gebieten neue Populationen etablieren. Gebietsfremde Gelsenarten können „invasive Arten“ sein, wenn sie nachweislich zu Veränderungen in der Struktur und Zusammensetzung von Ökosystemen führen, sich nachteilig auf die Ökosystemleistungen, die menschliche Wirtschaft und das Wohlbefinden auswirken. Im Fall von gebietsfremden Gelsen besteht im Besonderen die Gefahr, dass diese Arten auch exotische Krankheitserreger verbreiten könnten.
Meldungen von gebietsfremden Stechmückenarten aus der Bevölkerung können essenziell sein, um rasch neue Populationen dieser Arten zu entdecken. Somit stellen Citizen Science Projekte eine wertvolle Ergänzung zu von Expert:innen durchgeführten Monitoring-Projekten dar. Um Bürger:innen ein Tool anzubieten, mögliche Tigermücken unkompliziert zu melden, wurde die App „Mosquito Alert“ entwickelt. Diese europaweit verfügbare App ist im Rahmen des EU-Projekts AIM-COST entstanden und wird in Österreich von der AGES koordiniert. Anwender:innen können anonym Fotos von Stechmücken über die App hochladen, diese werden dann von mehreren Expert:innen begutachtet. Das Ergebnis wird dann dem/der Anwender:in gemeldet und ist auch auf der Website des Projekts öffentlich zugänglich. Durch dieses Projekt können nicht nur Informationen zur Verbreitung gebietsfremder Stechmückenarten erfasst werden, gleichzeitig wird auch das Bewusstsein der Anwender:innen über Gesundheitsgefahren durch Stechmücken geschärft.
Im Jahr 2024 konnte eine deutliche Steigerung der Meldungen im Vergleich zum Vorjahr erreicht werden. Es zeigt sich, dass die App vor allem in den Gebieten, in denen die Tigermücke bereits etablierte Populationen bilden konnte (Wien und Graz/Steiermark), genutzt wird. In Niederösterreich und Oberösterreich wurde die App ebenfalls bereits häufig genutzt, obwohl es hier, im Vergleich zu Wien und der Steiermark, bisher deutlich weniger Nachweise von Tigermücken gab.
In Wien, Graz und Linz, wo bereits aus den Vorjahren bekannt ist, dass Tigermücken vorkommen, belegen die Meldungen der „Mosquito Alert“-App eine Zunahme und deutliche Ausbreitung der Tigermückenpopulation im Vergleich zum Vorjahr 2023.