Pfirsichwickler

Grapholita molesta

Steckbrief

Der Pfirsichwickler, manchmal auch als Pfirsichtriebbohrer bezeichnet, ist ein bedeutender schädlicher Schmetterling an Pfirsichen und Marillen, befällt jedoch auch weitere Stein- und Kernobstkulturen. Die Raupen zerstören Triebspitzen und Fruchtfleisch und machen die Früchte dadurch ungenießbar.

Aussehen

Die Falter des Pfirsichwicklers (Grapholita molesta) sind dunkelgrau gefärbt und halten in ruhender Position ihre Flügel dachförmig über dem Körper. Werden diese ausgebreitet, erreichen sie eine Flügelspannweite von 10 - 16 mm. Die Pfirsichwicklerfalter können mit Faltern anderer Wicklerarten (z.B. Pflaumenwickler, Grapholita funebrana) verwechselt werden. Eine genaue Bestimmung kann nur im Labor anhand von mikroskopischen Präparaten oder molekularbiologisch erfolgen.

Die Raupen erreichen eine Länge von bis zu 12 mm und sind von rötlicher Farbe, wobei die Kopfkapsel braun gefärbt ist.

Die Eier sind etwa 0,7 mm groß, anfangs transparent und später weißlich bis gelb gefärbt.

Biologie

Der Pfirsichwickler wird der Familie der Wickler (Tortricidae) zugeordnet.

Nach der Überwinterung im letzten Larvenstadium, welches in einem Kokon geschützt in Rinden- oder in Erdspalten überdauert, verpuppen sich die Larven (Raupen) bei Temperaturen von über 10 °C. Aus den Puppen, schlüpfen ca. ab Ende April die Falter (adulte Tiere) der ersten Generation. Die Weibchen beginnen bald nach dem Schlupf mit der Eiablage an Blättern, nahe der Triebspitze von jungen Zweigen oder auf glattschaligen Früchten. Jedes Weibchen kann bis zu 200 Eier ablegen. Das Eistadium dauert etwa drei bis fünf Tage, bei Temperaturen unter 20 °C jedoch etwas länger. Die daraus schlüpfenden Raupen fressen und entwickeln sich zu Saisonbeginn zumeist in den Trieben junger Zweige, später jedoch auch an oder in Früchten. Die Verpuppung erfolgt in Kokons an Früchten, in Zweigachseln oder unter Rindenstücken. Die ausgewachsenen Raupen der letzten Generation positionieren die Kokons an unebenen Stellen am Stamm, an Zweigen, getrockneten Früchten oder Ritzen im Boden unterhalb des Wirtsbaumes, um dort zu überwintern.

Die Entwicklungsdauer, ebenso wie die Generationenzahl sind temperaturabhängig und daher regional unterschiedlich. Die drei in Österreich vorkommenden Generationen, haben ihre Flughöhepunkte im Mai, Juni und September, wobei die dritte Generation am stärksten ist und dadurch speziell für spätreifende Sorten erhöhten Befall mit sich bringen kann.

Schadsymptome

Befallene Triebspitzen welken, trocknen ein und zeigen häufig ein charakteristisches fahnenartiges Aussehen. Teilweise reagieren die Pflanzen mit verstärkter Nebentriebbildung, das bei starkem Befall zu einem buschigen Aussehen führen kann.

Befallene Früchte können neben äußeren Fraßspuren auch austretende und erstarrte Flüssigkeitstropfen (Gummifluss) aufweisen. In Kelch- und Stielbuchten, oder am Berührungspunkt zweier Früchte können bräunliche Kotkrümel oder Einbohröffnungen gefunden werden. Das Fruchtfleisch befallener Früchte ist teilweise zerstört.

Die durch den Pfirsichtriebwickler verursachten Schadsymptome können mit jenen der Pfirsichmotte (Anarsia lineatella) verwechselt werden.

Wirtspflanzen

Hauptwirtspflanzen des Pfirsichwicklers sind Marille (Prunus armeniaca) und Pfirsich (P. persica). Der Pfirsichwickler kann jedoch auch für weitere Stein- und Kernobstkulturen schädlich sein, darunter Kirsche (P. avium), Pflaume (Prunus domestica), Zwetschke (Prunus domestica subsp. domestica) und weitere Prunus-Arten, ebenso wie Apfel (Malus spp.) und Birne (Pyrus spp.). Daneben wurden auch Wild- und Zierpflanzen (etwa Cotoneaster spp. & Crataegus spp.) als Wirtspflanzen festgestellt.

Verbreitung

Ausgehend vom Fernen Osten verbreitete sich der Pfirsichwickler über Australien und Amerika nach Europa. Heute tritt er in den gemäßigten Regionen aller Kontinente auf und ist in Europa weit verbreitet.

Wirtschaftliche Bedeutung

Bei Untersuchungen in Österreich (vgl. Schildberger et al. 2005) wurde neben dem Befall von Triebspitzen auch Fruchtbefall durch den Pfirsichwickler an Pfirsichen, Pflaumen sowie an Apfel festgestellt. Allerdings lag dabei der Anteil entdeckter Larven des Pfirsichwicklers, abhängig von der Fruchtart, meist niedriger als der Anteil anderer vergleichbarer Schaderreger (etwa Pfirsichmotte, Pflaumenwickler, Apfelwickler).

Vorbeugung und Bekämpfung

  • Zum Feststellen des Auftretens (Monitoring, Vorbeugung) sowie zur Ermittlung von Behandlungsterminen: Fallen (z.B. Deltafallen) werden zum Abfangen von adulten Tieren unter der Verwendung von Lockstoffen (Pheromone oder Fraßköder) eingesetzt. Zu beachten ist die Ähnlichkeit des Pheromons zu jenem des Pflaumenwicklers (Grapholita funebrana). Dies kann gleichzeitige Fänge auch dieser Art bewirken. Die Falter des Pfirsichwicklers und des Pflaumenwicklers sind morphologisch schwer unterscheidbar (Genitalpreparation nötig)
  • Sortenwahl: Spätreifende Sorten sind häufiger von Schäden betroffen, da sie von der dritten und stärksten Generation befallen werden
  • Hygiene in der Obstanlage kann das Ausmaß des Befalls durch regelmäßiges Entfernen von befallenem Pflanzenmaterial reduzieren (befallenes Pflanzenmaterial schadlos vernichten)
  • Pflanzenschutzmittel gegen diesen Schaderreger sind im Verzeichnis der in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel gelistet.

Fachinformation

Publikationen

Schildberger, B., Polesny, F., Rupf, O., 2005. Beobachtungen über das Auftreten von Pfirsichwickler und Pfirsichmotte im österreichischen Obstbau. Mitteilungen Klosterneuburg 55, 244-251.

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Aktualisiert: 04.11.2024